Unveröffentlichte Live-Aufnahmen, längst vergriffene Platten als Reissues, Coloured-Vinyl, exklusive Seven-Inches und EPs: der Record Store Day (RSD) hat in diesem Jahr wieder unzählige Vinyl-Schätze im Angebot, die Liebhaber und Sammler am 21. April in die örtlichen Plattenläden locken werden. Hier geht es zur internationalen Release-Liste, hier zum deutschen Pendant.
Ein besonderes Stück gibt es von Rage Against The Machine: Deren sechs Songs umfassender Auftritt anlässlich des Nationalkonvents der US-Demokraten im Jahr 2000 in Los Angeles – Fans bekannt als Bonusfeature der “Live At The Grand Olympic Auditorium”-DVD – erscheint als LP, limitiert auf nur 5.000 Stück weltweit.
Die Riot Grrrls L7 veröffentlichen ein nach ihrem Song “Fast And Frightened” benanntes Raritäten-Album. Die Doppel-LP bündelt Cover- und Live-Versionen und ist auf 700 Exemplare limitiert. Arcade Fire wiederum bringen erstmals ihre Debüt-EP auf Vinyl heraus. Und von Mastodon gibt es eine Picture Disc ihres aktuellen Albums “Emperor Of Sand”.
Quicksand werden nach ihrem neuen Album “Interiors” aus dem vergangenen Jahr mit einer EP nachlegen, die drei unveröffentlichte Stücke enthält. Nur 1.300 Exemplare der Twelve-Inch namens “Triptych Continuum” kommen in den Handel. Soundgarden wiederum bringen ihr Best-of-Album “A-Sides” auf Doppelvinyl heraus; wer keines der 5.000 Exemplare ergattern kann, muss sich allerdings nicht grämen: Die Reissue kommt später auch noch regulär in den Handel.
Eine mit 10.000 Exemplaren großzügiger angesetzte Auflage der “Mystery Of Love”-EP spendiert Sound-Bastler Sufjan Stevens. Die Ten-Inch auf transparentem Vinyl enthält drei von Stevens für den Film “Call Me By Your Name” komponierte Songs.
Descendents, die nimmermüden Punk-Veteranen um Frontmann Milo Aukerman, veröffentlichten ihre Single “Who We Are” zusammen mit zwei Bonussongs erstmals auf Vinyl, während The National ihr in Brüssel mitgeschnittenes Konzert zum Album “Boxer” auf Platte bannen.
Singer/Songwriterin Courtney Barnett veröffentlicht mit dem neuen Track “City Looks Pretty” erstmals neues Solo-Material seit ihrem gefeierten Album “Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit” und die Grindcore-Furien Napalm Death hübschen das 2012 veröffentlichte “Utilitarian” noch einmal als zweifache Picture-Disk auf.
Die Schirmherrschaft des diesjährigen Record Store Day hatte das HipHop-Duo Run The Jewels übernommen. Alle geplanten Veröffentlichungen findet ihr auf der offiziellen Seite des RSD und ihrem deutschen Gegenstück. Die internationale Liste führt dabei neben der Stückzahl der Platten auch Hinweise, ob das Album ausschließlich am Record Store Day erscheint (“RSD exclusive”), nach dem Record Store Day irgendwann auch noch regulär in den Handel kommt (“RSD first”) oder ob es sich um eine spezielle Ausgabe einer ansonsten verfügbaren Platte handelt, die nur in bestimmten Teilen der Welt erhältlich ist (“RSD limited run/regional focus”). Die deutsche RSD-Seite wiederum listet, ob der Plattenladen eures Vertrauens unter den 250 teilnehmenden Shops in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist.
Der 2007 begründete Record Store Day findet immer am dritten Samstag im April statt. Weltweit sind dann nur in den teilnehmenden Plattenläden außergewöhnliche, oft limitierte Vinyl-Releases erhältlich. Läden können sich für bestimmte Veröffentlichungen bewerben, wissen vorab aber nicht sicher, welche Platten sie auch erhalten. Das Event soll die Plattenladenkultur mit dem Plattenladen als Begegnungsort stärken, die durch den boomenden Onlinehandel unter Druck ist. Oft gibt es am Record Store Day auch Konzerte oder begleitende Veranstaltungen in den Plattenläden.
Seit Jahren gibt es immer wieder auch Kritik am Record Store Day: Majorlabels würden das Event mit unsinnigen und lieblosen Rereleases großer Künstler überfluten und dafür Kapazitäten in Presswerken blockieren, die Stärkung der lebendigen Plattenladen- und Vinyl-Szene werde vom Kommerz erstickt. Zudem beklagen Vinyl-Fans immer wieder, dass begehrte Veröffentlichungen gezielt aufgekauft und später auf Onlineplattformen zu überhöhten Preisen weiterverkauft würden.
In den USA erscheinen mittlerweile auch im Zuge des Black Friday – dem Einkaufs-Freitag nach Thanksgiving, der traditionell Ende November das US-Weihnachtsgeschäft einläutet – RSD-Releases zu kaufen. Der deutsche Record Store Day hatte sich zuletzt daran jedoch aus verschiedenen Gründen nicht mehr beteiligt.