Ein aktueller Bericht des Magazins Variety beschäftigt sich mit den Problemen rund um die Vinyl-Produktion, mit denen Musikschaffende, Labels und Fans aktuell zu kämpfen haben: Demnach hätten der anhaltende Boom des Vinyl-Formats, begrenzte Presswerk-Kapazitäten und zusätzliche Faktoren im Zuge der Pandemie dazu geführt, dass Musiker:innen mittlerweile mindestens sechs Monate vorher ihr fertiges Album einreichen müssen, wenn sie die Schallplatten am selben Tag des digitalen Releases verfügbar haben wollen. Kleine und mittlere Bands, die heute ihre Platte zum Presswerk schicken, dürften angeblich nicht vor August 2022 mit der Fertigstellung rechnen.
Ein Grund für die Situation sei demnach der anhaltende Erfolg von Vinyl: Nachdem 2020 in den USA erstmals seit 1986 wieder mehr Vinylschallplatten als CDs verkauft worden waren, wandten sich in der Pandemie nochmal mehr Hörer dem Medium zu, immer mehr Künstler:innen und Labels setzen bei der Veröffentlichung auch (wieder) auf Vinyl, selbst große US-Supermarkt-Ketten wie Walmart und Target bestellen im großen Stil Platten. Die Presswerke können diesen gewachsenen Bedarf nicht schnell genug befriedigen, sodass die langen Wartezeiten entstehen.
Verschärft habe sich die Situation auch durch die steigende Beliebtheit von Farb-Vinyl: Die Produktion vieler verschiedener Varianten dauert länger und benötigt mehr unterschiedliche Rohstoffe. Aber auch unerwartete Faktoren tragen zu knapperen Kapazitäten bei: Weil Holz aktuell teuer ist, legen sich mehr Hausbesitzer Vinyl- statt Holzböden in ihre Wohnungen – die aus den gleichen Vinyl-Pellets gemacht werden, die auch die Schallplattenproduktion nutzt. Knappere Rohstoffe sind die Folge.
Problematisch ist das vor allem für kleinere Acts: Während Vinyl in den USA insgesamt nur 10 Prozent der Einnahmen aus der Verwertung von Audioaufnahmen ausmacht, bricht manchen jedoch 30 bis 40 Prozent ihres Einkommens weg, wenn das Vinyl erst drei oder vier Monate nach dem Digitalrelease folgt – insbesondere nach den vielen Pandemie-bedingt ausgefallenen Touren und dadurch weggebrochenen Einnahmen stehen manche Musiker:innen damit vor großen Problemen. Und im Angesicht der lukrativen Großbestellungen der Majors müssen sich kleinere Acts und Labels mit ihren vergleichsweise kleinen Aufträgen oft hinten anstellen.
Schon Ende September hatte auch Mirko Gläser vom Label Uncle M auf Facebook Alarm geschlagen, dass die Situation bei der Vinylproduktion zunehmend schwieriger werde. Darin beklagte er neben den bereits erwähnten Problemen auch die drohenden Preissteigerungen von Vinyl und die immer unsichereren Liefertermine, die eine verlässliche Planung von Musik-Veröffentlichungen unmöglich machen würden. Seine Aussagen hatte auch die überregionale Presse aufgenommen.