+++ Vergangenen Dienstag hat System Of A Down-Sänger Serj Tankian zusammen mit Mitgliedern des Armenian National Committee of America, der Armenian Youth Federation und der Axis Of Justice vor dem Büro des Kongressabgeordneten Dennis Hastert im Rahmen einer Protestaktion einen bereits übermittelten Brief vorgetragen, in dem noch einmal eine Resolution auf den Tisch kommt, die Hastert bereits 2000 (als Sprecher des Repräsentantenhauses) und 2004 unter denselben hat fallen lassen. Nun soll der Politiker aus Illinois das Papier noch einmal ins Repräsentantenhaus tragen, in dem es darum geht, die Verbrechen des türkischen Militärs an den Armeniern in den Jahren 1915-1923 offiziell als “Völkermord” anzuerkennen – was bislang laut Tankian aus wirtschaftspolitischen Gründen in der Beziehung zur Türkei nicht geschah. Da Tankian seinem 97jährigen Großvater und damaligen Zeitzeugen versprach, nicht eher zu ruhen, bis dieses politische Ziel erreicht ist, werden wir davon sicher noch öfter hören. Hastert war übrigens nicht Zuhause. Auch musikalisch gibt es erste Aussagen zum nächsten Album “Hypnotize” zu vermelden. “Ein wenig progressiver” soll es werden, “ein wenig mehr Emotion hier und da” bei gleichzeitiger Bewahrung der Melodiösität, so Tankian, ziemlich ähnlich also wie sein Gegenstück “Mezmerize”, das derselben Session entsammt. Das Video zur ersten Single “Hypnotize” dreht wieder Bassist Shavo Odadjian selbst, ein Live-Video soll es werden und ein Hubschrauber eine Rolle spielen. Bevor “Hypnotize” Ende November die Läden stürmt, wird Tankian auf seinem eigenen Label Serjical Strike das neue Album von Buckethead (“Enter The Chicken”) veröffentlichen, das er produziert hat.
Darauf als Gäste: Saul Williams, Efrem Schulz von Death by Stereo, Bad Acid Trip und Maura Davis von Denali.
+++ Nach Converge könnte es jetzt auch die anderen wahnsinnigen Krach-Core-Künstler Dillinger Escape Plan zum Label Epitaph verschlagen. Sänger Greg Putacio sagte bezüglich des Labels: “Dank des Offspring-Erfolges haben sie dasselbe Ausmaß an Ressourcen wie ein Major-Label, sind aber trotzdem weiter unabhängig. Ihr Chef hat wirklich das große Los gezogen und hat jetzt so viel, so unglaublich viel Geld, das ist verrückt. Und er nutzt es, um Platten zu veröffentlichen, mit denen sich niemasl etwas verdienen lässt. Er wird aus Converge oder The Locust niemals Profit herausziehen können, aber er findet sie großartig und bringt sie heraus.” Das ist doch mal eine Liebeserklärung.
+++ Wer sich auf der Homepage von Matchbook Romance als Mitglied registriert, kann der Band bei den Aufnahmen zum neuen Album zusehen.
+++ Er ist sicherlich kein VISIONS-Stammgast, aber die Geschichte ist erzählenswert. Pete Wells, Gitarrist der australischen Rose Tattoo, der mit seinem Stil viele derbe Rock- und Punk’n’Roller beeinflusst hat, ist an Prostatakrebs erkrankt. Da das australische Krankenversicherungssystem ähnlich dem Amerikanischen nicht gerade für seine Großzügigkeit bekannt ist, haben zahlreiche Bands für den 9. Oktober ein Benefizkonzert im Palace in St. Kilda organisiert. Neben Rose Tattoo selbst und seiner eigenen Pete Wells All Star Band, Ian Rilen & The Love Addicts, Tex Don & Charlie, Paul Kelly, Tim Rogers & The Temperance Union und Dave Hogan’s Melt Down werden sich auch die Beasts Of Bourbon noch einmal für den guten Zweck zusammentun. Rocker-Solidarität, vorbei an jeder Kopfpauschale.
+++ Als brachiale Hardcore-Band mit Anspruch und Kamikaze-Wucht haben J.R. Ewing es weit gebracht. Tourneen mit The Mars Volta, den Blood Brothers und Turbonegro, Platz 14 in den norwegischen Charts. Und jetzt: Ein Vertrag mit Motor und ein neues Album namens “Maelstrom”, variabler, nicht mehr nur auf die Glocke. “Wir hatten das Gefühl, dass wir in der Vergangenheit etwas zu loyal unserem Genre gegenüber waren”, sagt Gitarrist Erlend Mokkelbost und teilt mit diesem Satz sicher schon die Hörer in die zwei Lager “Oh Gott, jetzt kommt eine Sell-Out-Rechtfertigung. Steinigt den Verräter!” und “Weiterentwicklung, sehr gut, Neugier, Haben-Will!” Mokkelbost weiter: “Diese typischen Zwei-Minuten-Punksongs reichten uns nicht mehr. Unsere Songs strahlten meist ein einziges Gefühl aus, alles fand mehr oder weniger auf demselben Level statt. Diesmal wollten wir uns weiter ausbreiten, unsere Grenzen austesten, einen interessanteren, nicht so offensichtlichen Sound kreieren und mit den Erwartungen brechen.” Am 2. Dezember erscheint die Platte.
+++ Da die alten Progger und (Art-)Popper von Genesis – wie im 2. Teil der “Platten für die Ewigkeit” im Heft angemerkt – auffällig häufig in euren Lieblingsplatten-Nennungen abseits der Top 150 auftauchten, dürfte folgende Meldung ein paar von euch heimlichen Fans interessieren: Nach der “Platinum Collection” will die Band nun einige sehr frühe Live-Aufnahmen entstauben und als Bootleg-Serie herausbringen, möglicherweise über die Website. Außerdem schließen Collins, Rutherford & Co eine Re-Union nicht kategorisch aus. “Wir sagen niemals nie”, sagte der Gitarrist gegenüber dem Rolling Stone.
+++ Ein kleiner Ausgehtipp für Bochum. Am 15.10. startet in der Bunker-Location “Bastion” des kultigen Underground-Künstler-Fördervereins No Budget Arts der Transistor Club. Die DJs micha j. calzone und bEn BendDid laden mit New Wave, cooler Elektronik und stilvollem HipHop zum Tanz; eingebettet ist das orgiastische Gezappel in den Abend “Polarzoo”, an dem El Video aus Dänemark live Electro-Indie darbieten und “skandalöse skandinavische Kurzfilme” zu erwarten sind.
+++ Zum Schluss gibt’s was zu gewinnen. In unserer Verlosungsrubrik verlosen wir drei Packages, bestehend aus dem aktuellen Masi-Album “2nd Shape”, das Marcel Marti im Alleingang, nur mit der Hilfe von Poduzent Ken Lewis (Beastie Boys, Lenny Kravitz, Echo & The Bunnymen) aufgenommen hat, plus T-Shirt.