“Es wird peinliche Momente für mich geben”, vermutet Laura Gabel, “und das wird nicht so lustig. Aber genau deshalb rede ich darüber – ich hoffe, dass die Leute mich verstehen und halbwegs nett sein werden.” Am Freitag erscheint in den USA die neue Ausgabe des Rolling Stone, in dem die Sängerin und Gitarristin von Against Me! sich öffentlich als transgender outet. Sie habe selbst seit Jahren davon gewusst, es aber bisher nur engsten Freunden und Familienmitgliedern erzählt, darunter ihrer Frau Heather, mit der sie verheiratet bleiben wird. “Sie war wunderbar und verständnisvoll.
Die ersten Reaktionen der Fans sind gar nicht so schlimm und erinnern ans Coming Out des ehemaligen Life Of Agony-Frontmanns Keith Caputo als Mina im letzten Jahr. Alles Gute!, scheint bislang der Haupttenor zu sein. Der große Unterschied ist allerdings, dass Gabel einer Band vorsteht, die noch lange nicht am Ende ihrer Karriere ist. Was mit Against Me! passiert, falls ihrer Frontfrau nach der anstehenden Hormontherapie und nach wahrscheinlich folgenden Operationen irgendwann die markant raue Stimme wegbleiben sollte, wenn sie vielleicht sogar komplett ausfällt, weiß bislang niemand. Und während Caputo als sowieso irrelevantes Kuriosum belächelt wird, dürfte es eine Transfrau als Kopf einer großen aktuellen Rockband umso schwerer haben. Laura Gabel wird komisch aussehen, sie wird komisch klingen und sie wird die Veränderungen in ihrem Leben vielleicht noch stärker in ihren Texten verarbeiten als bisher schon. (Auch wenn Zeilen wie “If I could have chosen I would have been born a woman/ My mother once told me she would have named me Laura” aus The Ocean sich im Nachhinein deutlich genug lesen.)
Es gilt also, Laura Gabels Coming Out nicht mit falscher Toleranz kleinzureden. Wer sagt, das ändere doch nichts, schlägt ihr damit vor den Kopf. Wer sagt, Against Me! blieben doch dieselbe Band, bringt sich selbst um den kleinen Abschied von der rauen Stimme. Und wenn The Gaslight Anthem in gewohnt eifrigem Ton sagen, man solle “ihn” gefälligst in Ruhe lassen und froh sein, dass “er” sich outet statt drogensüchtig zu werden oder sich umzubringen, dann ist das gut gemeint, aber es reicht nicht. Natürlich ist es an Gabel selbst, zu entscheiden, wie weit sie die Öffentlichkeit an ihrem Leben teilhaben lassen möchte. Aber wenn sie das, wie jetzt, tut, dann reicht es nicht, sich rauszuhalten und ihr alles Gute zu wünschen. Es wird welche geben, die werden gegen sie sein, also müssen wir für sie sein und solidarisch. Darum geht es doch im Punk. Nicht ums Wegsehen.
Inzwischen haben Gaslight Anthem folgende Richtigstellung zu ihrem Kommentar hinzugefügt: “I do realize using ‘she’ and ‘Laura’ are appropriate but I was being considerate, since I dont know Tom (Laura) that at this current moment to the best of my knowledge He is still a man named Tom, and hasnt informed me to begin using she and Larua yet, as we dont speak, and I havent read the article yet. though he will soon be a woman named Laura, which I will then refer to her as such.”