Diese Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft ist unter dem Namen “Revivification” bekannt und wird in der Art Gallery of Western Australia in Perth präsentiert. Die Ausstellung kann bis zum 3. August bei freiem Eintritt besucht werden.
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Alvin Lucier war ein US-amerikanischer Klangpionier und Komponist, der die Auswirkungen der Rolle des menschlichen Körpers bei der Musikproduktion erforschte. Berühmt wurde er unter anderem durch das Werk “Musik For A Solo Performer” (1965), das Gehirnwellen in Musik verwandelte, sowie durch “I Am Sitting In A Room” (1971), das die physikalischen Eigenschaften aufzeichnete, in dem es stand.
2018 begann Lucier am Revivification-Projekt mitzuwirken. Dieses wurde von den Künstlern Guy Ben-Ary, Nathan Thompson und Matt Gingold in Zusammenarbeit mit dem Neurowissenschaftler Stuart Hodgetts von der University of Western Australia entwickelt, die über 25 Jahre hinweg die Grenzen der biologischen Kunst erforscht haben. Als Lucier 2020 an Parkinson erkrankte, entschloss er sich, dem Projekt weiße Blutkörperchen zu spenden. Diese wurden an der Harvard University in Stammzellen umprogrammiert und entwickelten sich anschließend zu zerebralen Organoiden – also Miniatur-Gehirnen, die in ihrer Struktur und Funktion dem menschlichen Gehirn ähneln. Lucier verstarb 2021 im Alter von 90 Jahren.
Zentrum der Installation ist ein skulpturales Objekt, das den Inkubator umschließt, in dem Luciers “In-vitro-Gehirn” außerhalb seines Körpers weiterlebt. Umgeben ist der Inkubator von 20 großen, gebogenen Messingplatten, die sowohl als skulpturales Element als auch als Resonanzkörper für die Klanginstallation dienen. Jede Platte ist direkt mit der neuronalen Aktivität des Hirnorganoids verbunden. Die durch Aktuatoren verstärkten Signale des “In-vitro-Gehinrs” treffen auf die Metallplatten und erzeugen komplexe, anhaltende Schwingungen, die den Raum mit Klang füllen.
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Guy Ben-Ary, einer der Köpfe hinter Revivification, erklärt im Interview mit dem Guardian: “Wir sind sehr daran interessiert zu erfahren, ob sich der Organoid im Laufe der Zeit verändern oder lernen wird. Als ich Luciers Tochter Amanda von dem Projekt erzählte, hat sie gelacht. Sie dachte: Das ist so was von meinem Vater. Kurz bevor er gestorben ist, hat er dafür gesorgt, dass er für immer spielen kann.”
Nathan Thompson ergänzt: “Im Kern ist Revivification mehr als eine Hommage an Alvin Lucier – es ist eine direkte Verlängerung seines zellulären Lebens und eine radikale Neuinterpretation der künstlerischen Unsterblichkeit.”
Das Projekt wirft tiefgreifende ethische und philosophische Fragen auf – über Biologie, künstliche Intelligenz und Autorschaft. Trotzdem, so das Team, sei Revivification in erster Linie Kunst und erst in zweiter Linie ein wissenschaftliches Experiment. Die ethischen Implikationen seien integraler Bestandteil der Diskussion. Revivifications Ziel ist es jedoch nicht, Antworten zu liefern, sondern Gespräche anzustoßen. Thompson fragt: “Kann Kreativität außerhalb des menschlichen Körpers existieren? Und ist es überhaupt ethisch vertretbar, dies zu tun?”.
Weitere Informationen sind auf der Webseite des Museums verfügbar.