Architects
The Classic Symptoms Of A Broken Spirit
Text: Stefan Reuter
Im Licht von “The Classic Symptoms Of A Broken Spirit” lassen sich die bislang letzten Alben der britischen Metalcore-Größen als Schritte der Weiterentwicklung einordnen. “Holy Hell” war direkt nach Searles Tod 2016 entstanden und damit Fortführung wie ehrfürchtiger Abschluss seines Schaffens. Auf “For Those That Wish To Exist” findet sich die Band in der neuen Konstellation mit Searles Bruder und Schlagzeuger Dan und dem nachgerückten Gitarristen Josh Middleton als zentralen Ideengebern zurecht. Damit erklärt sich auch der heterogene Klang des dennoch sehr guten Albums. “The Classic Symptoms Of A Broken Spirit” wirkt nun geschlossener und zielstrebiger, was auch daran liegt, dass die fünf dank entfallener Corona-Maßnahmen wieder alle gemeinsam im Studio arbeiten konnten. Dort setzten sie die auf dem Vorgänger begonnenen Experimente mit Synthesizern fort, um einen dichten und schweren Sound zu kreieren – und dieser Plan geht voll auf. “Deep Fake” zeigt, wie ein Breakdown durch elektronischen Unterbau an Durchschlagskraft gewinnt, am Ende des Albums steht mit “Be Very Afraid” ein nochmassiverer Koloss, in dem Middletons Gitarrenspiel und fiese Störgeräusche eine apokalyptische Atmosphäre erschaffen: “Revelation’s on its way!” Das anschließende Vogelgezwitscher sorgt mit einem solchen Framing für ein beklemmendes Gefühl. Eines hat sich bei Architects nämlich nicht verändert: Ihr Blick auf die Welt ist düster, wobei die Verzweiflung zunehmend Galgenhumor weicht. “Do we really wanna shout about all the love in the world?”, fragt Sänger Sam Carter in “All The Love In The World”, dessen Refrain dann eben doch die ganze Welt umarmt, dabei allerdings viel zu fest zudrückt. “The Classic Symptoms Of A Broken Spirit” beinhaltet noch mehr Stadiongesten, etwa wenn “Spit The Bone” den Rhythmus von “Personal Jesus” adaptiert oder “Doomscrolling” besonders schweres Percussiongeschütz auffährt. Stücke wie “Born Again Pessimist”, “A New Moral” und “When We Were Young” hingegen erinnern an den Post-Hardcore von “The Here And Now”. 2011 hatte dieses Album die Fanschar der Briten gespalten, “The Classic Symptoms Of A Broken Spirit” wird genau das wieder tun. In ein paar Jahren werden aber auch heutige Kritiker:innen ihren Frieden mit den neuen Architects gemacht haben. Wie sie dann klingen? Lassen wir uns überraschen!
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