“Heavy Metal Geographies” nennt sich das im Original und ist Teil einer Studienreihe, in der verschiedene soziale Phänomene und Gegebenheiten untersucht werden sollen, größtenteils aber die Verortung des Menschen in der Kulturlandschaft. Zu den weiteren Wahlmöglichkeiten gehören laut Ausschreibung “Obdachlosigkeit und Nachbarschaftshilfe”, “Vegane Kultur” und “Lernen ohne Schule und die Möglichkeiten der Kindheit”. Zwei einheimische Studierende oder ein internationaler haben respektive hat die Chance auf 27.596 australische Dollar pro Jahr – umgerechnet rund 17.000 Euro.
Die Kursbeschreibung auf “Anarchist Geographies”, Webseite des Studienleiters Simon Springer, klärt über die Prämisse auf: “Weltweit haben sich einzigartige Heavy-Metal-Szenen entwickelt, doch der Großteil der Bands stammt aus Ländern auf der nördlichen Halbkugel. Australien ist aufgrund seiner historischen Verbindung zu Großbritannien und den gemeinsamen kulturellen Neigungen mit seinem ehemaligen Kolonialherrscher einzigartig positioniert in der globalen Entwicklung: Australien ist weit entfernt vom geografischen Herzen der Heavy-Metal-Kultur und hat einen einzigartigen und leidenschaftlichen Ansatz entwickelt, der hochkarätige Bands hervorbringt.”
Der Kurs will Antworten auf die folgenden Fragen finden:
– Was macht australischen Heavy Metal aus?
– Ist Heavy Metal in Australien ein größtenteils weißes Phänomen?
– Wie wird innerhalb der Metal-Szene in Australien über Gender verhandelt?
– Wie wird auf die Vielfalt in der Szene reagiert?
– Welche lyrischen Themen haben australische Metal-Bands aufgenommen? Sind diese kulturell und geografisch einzigartig?
– Welche Beziehung besteht zwischen der kulturellen Entwicklung des Heavy Metal in Australien und dem Kolonialismus?
– Welchen Ruf haben Heavy-Metal-Fans im australischen Kontext? Hat dies Auswirkungen auf die Arten von Kulturräumen, die Heavy-Metal-Fans nutzen können?
– Hat die Geografie Australiens in Bezug auf andere Szenen zu seiner kulturellen Akzeptanz beigetragen oder diese behindert?
Ideengeber Springer: “Ich bin kürzlich von Kanada nach Newcastle gezogen, um eine neue Position einzunehmen. Im Rahmen der Jobverhandlungen habe ich um finanzielle Unterstützung für Doktoranden gebeten. Im Grunde genommen hatte ich dann die freie Wahl, Studenten für Arbeiten in Bereichen von persönlichem Interesse zu rekrutieren. In meiner Doktorandenzeit hätte ich es sehr geschätzt, wenn mir jemand gesagt hätte, dass Heavy Metal eine legitime akademische Beschäftigung ist. Ich denke, dass die Möglichkeiten für eine Finanzierung in diesem speziellen Bereich andernorts sehr gering sind.”
Weitere Informationen und einen Kontakt zu Springer findet man auf seiner Webseite, wo er unter anderem seine persönlichen 100 Lieblingsalben des Jahres 2018 vorstellt. Wenn sein Studienangebot so detailverliebt und ansprechend ist wie sein Metal-Artwork, hat er ein akademisches Modell für die Zukunft entworfen und dürfte sich bald mit mehr Zulauf konfrontiert sehen als seine Bezuschussung stemmen kann.