Bei ihrem triumphalen Auftritt beim diesjährigen Glastonbury haben Idles mehr als abgeliefert, sodass ihre umfangreiche Tour im Frühjahr mit unter anderem einem Stopp in Köln nur wie ein Warm-up für ihre Show beim legendären Festival wirkte. Highlight war sicher nicht nur der Gastauftritt von Rapper Danny Brown für “Pop Pop Pop”, vor allem wegen einer Aktion des anonymen Streetart-Künstlers Banksy wird das Konzert wohl noch länger in Erinnerung bleiben.
Zur Pro-Immigrations-Hymne „Danny Nedelko“ von “Joy As An Act Of Resistance” (2018) wurde im Publikum ein aufblasbares Boot mit als Migranten verkleideten Attrappen “zu Wasser gelassen”. Fans dachten offenbar zunächst, dass die Band selbst dahinter steckte, gegenüber dem NME klärte die Bristoler Band allerdings auf, dass es sich um eine Performance-Kunst-Installation des ebenfalls aus Bristol stammenden Banksy handelte. Selbst wussten sie wohl bis nach dem Auftritt nichts von der Aktion.
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Banksys Guerilla-Aktion spielt passend zum Songtext (“My blood brother is an immigrant/ A beautiful immigrant”) offenbar auf die aktuelle Einwanderungspolitik von UK-Premierminister Rishi Sunak sowie den allgemeinen Rechtsruck in Europa an. Mit dem sogenannten Ruanda-Plan lässt Sunak aktuell Migranten festnehmen, um sie nach Ruanda abschieben zu können.
Es ist nicht das erste Kunstwerk, das Banksy für das Festival geschaffen hat; er entwarf 2019 für Grime-Rapper Stormzy eine stichsichere Weste mit dem Union Jack darauf und installierte 2014 einen Viehtransporter mit Kuscheltieren.
Auch das Glastonbury selbst nahm sich dieses Jahr dem Thema Migration mit ihrem neuen Bereich “Terminal 1” an, der den Festivalbesuchern die Schwierigkeiten von Migranten näher bringen soll. Es musste dort etwa eine Frage aus dem britischen Einbürgerungstest beantwortet werden.
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In Deutschland schmissen Idles zuletzt beim Hurricane Festival trotz Starkregen alles in den Ring. In ihrer Heimat denken die Briten allerdings schon etwas größer: “Wir werden 2027 als Headliner auf der Pyramid Stage auftreten”, rief der zum Ende des Glastobury-Sets blutverschmierte Sänger Joe Talbot in die Menge. “Das könnt ihr glauben.”
Auf ihrem aktuellen Album „Tangk“ widmet sich die Post-Punk-Band der Stunde nach ihren Rundumschlägen gegen das Establishment dieses Mal vor allem der (Nächsten-)Liebe, wie Talbot uns ausführlich im Interview Anfang des Jahres erklärte.
Erst kürzlich veröffentlichten die Briten für eine „Spotify Singles“-Session eine alternative Version von „Roy“ und eine Coverversion von Little Simz‘ „Mood Swings“.