Björk begründete ihr erneutes Statement damit, dass sie “im Geiste des #metoo[-Aufrufs]” – einer von Schauspielerin Alyssa Milano angestoßenen Aktion, bei der Frauen mit eigenen Erfahrungen hinsichtlich sexuellen Missbrauchs oder sexueller Belästigung den Hashtag #metoo posten sollten, um das Ausmaß sexueller Übergriffe in aller Welt sichtbar zu machen – anderen Frauen durch das Beschreiben ihrer eigenen Erlebnisse den Rücken stärken wolle.
Es sei schwer, solche Erlebnisse in der Öffentlichkeit auszubreiten, gerade, weil man sofort dem Spott und der Verachtung von Tätern ausgesetzt sei. “Ich habe vollstes Verständnis für alle, die zögern, sogar jahrelang”, schrieb Björk. “Aber ich habe das Gefühl, es ist an der Zeit, gerade, weil es für eine Veränderung sorgen könnte.”
Die Musikerin beschrieb dann sechs Beispiele, die ihrer Ansicht nach “als sexuelle Belästigung zählen”. Demnach habe der Regisseur sie nach jedem Take umarmt und zum Teil minutenlang gegen ihren Willen gestreichelt. Darauf nach zwei Monaten angesprochen habe dieser vor Wut einen Stuhl zerschmettert und das gesamte Filmteam nach Hause geschickt. Zudem habe es während der gesamten Filmarbeit ständig “unangenehme, paralysierende, unerwünschte, geflüsterte sexuelle Angebote mit expliziten Beschreibungen” gegeben, zum Teil, während die Frau des Regisseurs in unmittelbarer Nähe stand. Während Dreharbeiten in Schweden habe der Regisseur gedroht, von seinem Balkon auf den von Björk zu klettern und so in ihr Zimmer zu gelangen, laut der Musikerin mit “klarer sexueller Absicht”. Sie sei daraufhin in ein Zimmer einer Freundin geflohen.
Björks letzte zwei Punkte beschäftigen sich mit dem, was folgte, nachdem sich die Sängerin schließlich deutlich gegen die Belästigungen zur Wehr gesetzt hatte: Der Produzent des Films habe in der Presse unwahre Geschichten lanciert, denen zufolge Björk kompliziert sei. Auch die populäre Geschichte, laut der Björk eine Bluse zerfetzt und zum Teil gegessen habe, weil diese ihr nicht gefallen habe, sei erfunden gewesen. Ihr Widerstand gegen die sexuelle Belästigung sei so zu einer Charakterschwäche ihrerseits umgedeutet worden. “Wenn ‘kompliziert sein’ bedeutet, sich gegen so eine Behandlung zu wehren, dann bin ich es gern”, schrieb Björk zum Schluss und unterstrich, was ihr Ziel sei. “Lasst uns diesen Fluch brechen.”
Erstmals auf die sexuelle Belästigung aufmerksam gemacht hatte Björk am vergangenen Sonntag. Einen Namen nannte sie in ihrem Beitrag nicht, der dänische Regisseur Lars von Trier hatte die Vorwürfe daraufhin aber zurückgewiesen. Sein Co-Produzent Peter Aalbaek hatte von Trier und sich gar als “Opfer” einer willensstarken Björk bezeichnet.