In einem Interview mit der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter hat die isländische Sängerin Björk über ihren aktuellen Konzertfilm “Cornucopia” gesprochen. Auch Spotify und die Auswirkungen von Streaming auf die Musikindustrie wurden dabei thematisiert.
“Einen Samen kann man nur in der Dunkelheit pflanzen”, so Björk gewohnt kryptisch über ihre derzeitigen Pläne. “Damit er zu einer gesunden Pflanze heranwachsen kann, braucht er Privatsphäre. Man benötigt ein paar Jahre, in denen niemand weiß, was genau man tut – nicht einmal man selbst.” Zurzeit habe sie keine Auftritte geplant, gestresst würde sie sich jedoch nicht fühlen – im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleg:innen: “Der Live-Aspekt ist ein großer Teil von dem, was ich tue, und er wird es auch immer sein. Aber ich habe das Glück, nicht mehr mit Touren mein Geld verdienen zu müssen, wie viele junge Musiker es gezwungen sind.”
Die Streaming-Industrie spiele Björk zufolge direkt in dieses Problem hinein: “In dieser Hinsicht ist Spotify wahrscheinlich das Schlimmste, was Musikern jemals passiert ist. Die gesamte Streaming-Kultur hat die Gesellschaft und eine ganze Generation von Künstlern verändert.” In der Vergangenheit hatte sie den schnelllebigen Umgang mit Musik bereits kritisiert. 2015 hatte sie sich zunächst geweigert, ihr Album “Vulnicura” auf Spotify zur Verfügung zu stellen. “Es erscheint mir einfach irrsinnig”, meinte sie zu der Zeit. “Zwei oder drei Jahre lang an etwas zu arbeiten und dann einfach zu sagen: ‘Hier habt ihr es gratis’. Es geht nicht einmal um Geld, sondern um Respekt. Respekt gegenüber der Kunst und der Menge an Arbeit, die hineingesteckt wurde.” Mittlerweile steht das Album auf allen Plattformen zur Verfügung. Björks aktuelles, zehntes Album “Fossora” ist 2022 erschienen.
Spotify in der Kritik
Björk gibt Kritik wieder, die bereits seit Längerem besonders gegen Spotify gerichtet wird. Anthrax-Schlagzeuger Charlie Benante meinte kürzlich zum Einfluss von Streamingdiensten: “Die haben uns so sehr gefickt, ich weiß nicht, wie wir da wieder rauskommen sollen. Du kannst wahrscheinlich mehr Geld verdienen, wenn du an der Ecke Limonade verkaufst.“ Geringe Auszahlungen an Künstler:innen sind dabei nicht das einzige Problem, das dem schwedischen Streaming-Unternehmen vorgeworfen wird. Ein Bericht des Harper’s Magazine hat ergeben, dass Spotify im großen Maße günstig produzierte und lizenzfreie Stock Music in ihre kuratierten Playlists einpflegt und “echten” Künstler:innen damit Aufmerksamkeit und Tantiemen vorenthält. Zuletzt unterstützte das Unternehmen die Amtseinführung des US-Präsidenten Trump mit einer Spende von 150.000 US-Dollar und nannte dies “business as usual”.