Genau damit hatte sich ja auch Todd Haynes' Biopic ‘I'm Not There’ beschäftigt. Und auch keine bessere Antwort gefunden als die, dass Bob Dylan niemand so richtig ist – und trotzdem jeder ein bisschen wie er sein will. In dem Counting Crows-Hit ‘Mr. Jones’ heißt es nicht umsonst: ‘I wanna be Bob Dylan’. Dem großen Unergründlichen ein wenig näher zu kommen, obwohl er sich jeder Charakterisierung entzieht – gerade heute, zu seinem 70. Geburtstag, wird das wieder versucht. Schließlich will niemand versäumen, sein Werk gebührend zu würdigen. Wir machen da keine Ausnahme.
Als was hat man ihn nicht alles tituliert: Rebell, Grantler, Guru, Folk-Barde, Rocker, Verräter. Vielleicht ist er all das. Vielleicht auch nichts davon. Vielleicht ist er einfach nur: einer, der auszog, anders zu sein. Und es bis heute geblieben ist. Bob Dylan ist unfassbar. Vielleicht war er nie der Revolutionär, der Folk-Barde, der Countryballadeur. Vielleicht war er immer nur Robert Allan Zimmermann, eine Projektionsfläche für die Hoffnungen, Träume und Erwartungen seiner Generation – und der vielen, die folgten. Woodstock, das Newport Folk Festival, die christliche Phase, die wenig kreativen 80er, die Never Ending Tour, der Unterwäsche-Werbespot, der turnusmäßige Vorschlag für den Literaturnobelpreis, Drogen-Geständnisse und jüngst der Auftritt in China, kommentarlos, wo man Kritik erwartet hätte. Es scheint ihm Spaß zu machen, Erwartungen zu unterminieren, und absichtlich gerade nicht das zu tun, was sein Image gebietet. Der ewige Rebell, auf dessen Auto angeblich der Aufkleber ‘World's Greatest Grandpa’ prangt.
Sicher ist nur: Bob Dylan ist einer der größten Songwriter und Geschichtenerzähler. Vielleicht der Größte. Ein musikalischer Chronist, der keinerlei Anzeichen für einen baldigen Ruhestand erkennen lässt. Den Dylanologen wird er wohl auch weiterhin genügend Material zum Forschen und Interpretieren liefern. Welchen Einfluss der Unfassbare immer noch hat, davon vermitteln die unzähligen Coverversionen seiner noch viel umfangreicheren Songkollektion einen Eindruck. Ein paar davon haben wir für euch zusammengetragen. Bleibt zu hoffen, dass Dylan auch weiterhin das macht, was er am besten kann: mit nöliger Stimme große Geschichten erzählen. Und dabei darauf pfeifen, was die anderen von ihm erwarten. Herzlichen Glückwunsch, Bob!
‘Es gibt bestimmte Lieder, die werde ich immer spielen können. Sie werden im Laufe der Zeit nicht an Bedeutung verlieren, vielleicht werden sie sogar bedeutungsvoller.’
– Bob Dylan