In Fall Bush Tetras trifft das inflationär verwendete Label “Legende” wirklich mal zu. Seit Ende der 70er (mit Unterbrechungen) aktiv, ist die Band um Sängerin Cynthia Sley und Gitarristin Pat Place nicht gerade veröffentlichungswütig, Singles wie “Too Many Creeps” oder “You Can’t Be Funky” sichern ihr aber schon früh einen Platz in den Annalen des New Yorker Underground – worin Place ohnehin schon verzeichnet ist: Als Mitglied der Contortions (später James Chance & The Contortions) ist sie auf der essenziellen No-Wave-Compilation “No New York” zu hören.
Jetzt legen Bush Tetras immerhin elf Jahre nach “Happy” und fünf nach der EP “Take The Fall” noch mal ein Album vor. Das ist aber keine große Überraschung, denn bereits rund um die Feierlichkeiten zum äußerst empfehlenswerten Best-of-Boxset “Rhythm And Paranoia” (2021) war die Rede von neuen Songs. Die Arbeit daran war zum Halt gekommen, weil im selben Jahr Schlagzeuger und Bandarchivar Dimitri Papadopoulos alias Dee Pop gestorben war.
An Papadopoulos’ Stelle trat der ehemalige Sonic Youth-Schlagzeuger Steve Shelley, der das neue Material auch produzierte. Ebenfalls neu zur Band stieß die Bassistin Caitlín O’Riordan, die als Mitglied der frühen Pogues bekannt ist und lange in der Band von Elvis Costello spielte, mit dem sie auch 16 Jahre verheiratet war.
“They Live In My Head”, so der Titel der neuen Platte, ist wie “Happy” straighter ausgefallen als das Annalen-Material. Der Midtempo-Albumopener “Bird On A Wire” (kein Leonard Cohen-Cover) gibt ein gutes Beispiel ab. Dass der Song trotzdem die Alternative- und No-Wave-Nerven kitzelt, liegt an Place’ unablässigen Spielereien und ihrem metallenen, noisigen Gitarrensound. Im zugehörigen Video treten sowohl die Band selbst als auch gezeichnete Gliederpuppen-Abbilder ihrer jüngeren Ichs auf. Eine zusätzlich historische Note erhält der Clip, indem Sley auf ihrem Weg durchs heutige New York zeigt, was aus alten Bush-Tetras-Wirkungsstätten geworden ist: Wo etwa einst das CBGB’s beheimatet war, werden heute Designermode und Parfüm verkauft. Geneigte Punk-Fans wissen das zwar, es zu sehen lässt einen trotzdem die Lippen schürzen.
“Bird On A Wire” folgt auf die Leadsingle “Things I Put Together” und den herausragenden Titelsong von “They Live In My Head”. Das erscheint mit acht weiteren Stücken am 28. Juli bei Wharf Cat, wo schon “Rhythm And Paranoia” erschienen ist.
Bush Tetras – They Live In My Head
01. “Bird On A Wire”
02. “Tout Est Meilleur”
03. “Things I Put Together”
04. “2020 Vision”
05. “I Am Not A Member”
06. “Walking Out The Door”
07. “So Strange”
08. “Ghosts Of People”
09. “They Live In My Head”
10. “Another Room”
11. “The End”