“Zunächst einmal möchten wir uns dafür entschuldigen, dass wir an einem Ort gespielt haben, an dem sich jemand unwohl fühlt oder nicht zur Show kommen möchte”, beginnen Cancer Bats ihr Statement. Sie beziehen sich damit auf eine ganze Reihe von Kommentaren, die nach ihrem Konzert am 8. August im Conne Island in Leipzig an sie herangetragen wurden.
Weiter erklären sie in dem Statement: “Wir nehmen es sehr ernst, dass sich jeder bei einer Cancer-Bats-Show willkommen und sicher fühlt, das gilt für den Veranstaltungsort, das Personal, den Veranstalter oder jeden, der mit der Show in Verbindung steht.” Die Hardcore-Punks beenden ihre Stellungnahme: “Wir möchten auch klarstellen, dass wir keinen Völkermord unterstützen und dass wir von ganzem Herzen an ein freies Palästina glauben. Wir würden niemals wissentlich mit jemandem zusammenarbeiten, der anders denkt. ”
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Schon seit mehreren Monaten steht das Conne Island in Leipzig in der Kritik. Es sind vor allem pro-palästinensische Gruppierungen und Aktivist:innen, die dem Veranstaltungsort vorwerfen, eine rassistische Meinung, insbesondere gegenüber Palästinenser:innen, zu vertreten und mit ihrer Unterstützung für Israel, dessen Kriegshandeln in Gaza zu verharmlosen. So soll die Venue Palästinenser:innen den Zutritt verweigern bzw. pro-palästinensische Acts canceln. Auch solle das Conne Island für die IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte) rekrutieren und angeblich Nähe zur AfD pflegen. Außerdem hat der Veranstaltungsort durch ein Kufiyah-Verbot (auch „Palituch“ genannt) Gegenwind erhalten.
Vor zwei Tagen gab das Conne Island eine eigene Erklärung ab, in der es sich zu den Kritikpunkten und teils neun Jahre zurückliegenden Fällen äußerte und mitteilte, dass seit den von der Hamas verübten Anschlägen auf Israel am 7. Oktober mehr als 13 Acts ihre geplanten Auftritten dort abgesagt haben. Darunter High Vis, Rotten Mind, C.O.F.F.I.N und The Chats. Diese hätten laut Venue explizit wegen der Haltung zum Nahostkonflikt des Conne Island ihre Konzerte abgesagt. Es wird aber auch berichtet, dass Acts von Aktivist:innen unter Druck gesetzt werden, ihre Konzerte im Conne Island abzusagen.
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Zu den Absagen der Band in der vergangenen Monaten schreibt das Conne Island weiter: “Diese Absagen können auf verschiedene gegen uns gerichtete Boykottaufrufe und -kampagnen zurückgeführt werden. Die Narrative, die uns dabei entgegengehalten werden, behaupten, dass wir rassistische Ansichten vertreten würden, dass wir keine Palästinenser:innen auf unserer Bühne oder unserem Gelände dulden würden, dass wir AfD-nahen Personen eine Bühne bieten würden und dass wir aktiv für die israelischen Streitkräfte (IDF) rekrutieren würden.”
In dem ausführlichen Statement der Location, geht diese auf die Kritikpunkte ein und versichert, eine antifaschistische, antirassistische und antisexistische Ausrichtung zu haben und außerdem seit den Boykottaufrufen mit existenziellen Problemen zu kämpfen.
“Grundsätzlich sind das Conne Island und Antisemitismuskritik seit über 30 Jahren miteinander verwoben”, erklären die Betreiber:innen zu ihrer Haltung genauer. “Daraus resultierte auch unser seit langem bestehender Minimalkonsens, dass das Existenzrecht Israels als einzigen jüdischen Staat nicht diskutabel ist. Das bedeutet nicht, dass wir die aktuelle Politik der Netanyahu-Regierung oder die Kriegshandlungen in Israel, Gaza und der Westbank gutheißen. Zu diesen Themen gibt es auch im Conne Island verschiedene Positionen, weshalb wir mit diesem Text auch keine geopolitische Einschätzung davon vornehmen können und wollen. Gleichzeitig wollen wir aber ein Raum sein, in dem diese Themen verhandelt/diskutiert werden können, um uns mit unterschiedlichen Positionen auseinandersetzen zu können.”
Seit den Anschlägen der Hamas und den daraus resultierenden Protesten und Konflikten insbesondere in der linken (Kultur-)Szene sind Boykottaufrufe gegen bestimmte Akteur:innen keine Seltenheit. So gab es zum Beispiel bereits Boykottaufrufe gegen das Berliner Berghain und dem Hamburger Booze Cruise Festival. Nachdem einige Bands ihren Auftritt beim Booze Cruise Festival wegen angeblichem Zionismus des Veranstalters verweigert hatten, äußerte sich der zu seiner Haltung im Nahostkonflikt. Woraufhin auch Headliner Jeff Rosenstock absprang.