Mit “The Opposite Of December” und “Tear From The Red” hatten Poison The Well alle Trümpfe in der Hand: Eine kleine Band mit eigenwilligem Sound, ein überschaubares, enthusiastisches Publikum und überzeugte Kritiker. Nicht umsonst schaffte es “Tears…” sogar in die Jahres-Top 50 unseres Magazins.
Nun wechselte die Band aus Florida vom anerkannten Szenelabel ‘Trustkill’ zum Major ‘Atlantic’ und erweiterte den trockenen Moshpitsound um ausgefeiltere Strukturen und Melodien. Den Vorteil einer guten Vertriebssituation werden diejenigen zu schätzen wissen, die z.T. Monate auf den Vorgänger warten mussten, da er außer in Szeneläden kaum erhältlich war. Gleichzeitig bleibt der Wechsel hinterfragungswürdig: Werden Band und Sound gefälliger, um mehr Menschen anzusprechen und in Radio und TV präsent zu sein?
Gitarrist Ryan Primack weiß dies zu entkräften: “Wir haben uns im Vorfeld der Platte dagegen entschieden, ein Video oder auch nur eine Single zu veröffentlichen, weil wir nicht finden, dass Radio oder Fernsehen geeignete Medien sind, um der Kunstform Musik ein Forum zu bieten. Der einzige visuelle Kontext, in dem Musik für uns Sinn macht, ist eine Liveshow.”
Auch mit den Produzenten Pelle Henricsson und Eskil Lovstrom (z.B. Refused) hatte die Band Männer vom Fach am Start, denen es nicht um kommerzielle Verträglichkeit ging.
Der erneute Sprung in die ‘Schönheiten’ der letzten Ausgabe beweist, dass die Band einen guten Weg eingeschlagen und eine nachvollziehbare Weiterentwicklung durchgemacht hat.
Warum das neue Album sogar “härter” sei, als der Vorgänger, welche Energie die Band beim Touren an den Tag legt und warum alle Bandmitglieder außer Schlagzeuger Chris ersetzbar sind, erfahrt ihr in VISIONS Nr. 125 – erhältlich ab dem 23. Juli 2003 im Zeitschriftenhandel.