Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätte das Team vom legendären Hamburger Club Molotow wohl nicht bekommen können: genau zum 34. Geburtstag, den die Venue dieses Wochenende feiert, steht endlich fest, dass es einen neuen Standort für den Club geben soll. Anfang des Jahres soll es für das Molotow in die Reeperbahn 136 gehen. Da “wo schon die Beatles und die Liverbirds spielten, als es noch der Top Ten Club war”, schreibt das Team. Aktuell befindet sich dort noch der Club Moondoo, der am 31. Dezember nach 17 Jahren dichtmacht.
Der Standort wird dann wiederum an die Hamburg Kreativ Gesellschaft übergeben, die die Räumlichkeiten mit einer Laufzeit bis mindestens 2037 anmieten und als Kulturort weiterentwickeln soll. Zur Untermiete soll zu Beginn des kommenden Jahres eben das Molotow einziehen.
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“Mit der Anmietung des Gebäudes an der Reeperbahn 136 können wir zusammen mit der städtischen Kreativ Gesellschaft einen legendären Musikort langfristig sichern”, erklärte Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, zur Anmietung des Gebäudes. “Ich bin erleichtert, dass wir damit auch dem Molotow eine langfristige Perspektive geben können. Andi Schmidt bietet mit seinem Team großen und kleinen Bands gleichermaßen eine Bühne im Herzen St. Paulis. Das Molotow ist eine feste Säule der Musikstadt Hamburg. Ich bin froh, dass es zusammen mit der Kreativ Gesellschaft und mit Hilfe vieler weiterer aus dem Bezirk und vor Ort gelungen ist, nicht nur dem Molotow ein neues Zuhause zu geben, sondern zugleich auch ein Gebäude direkt an der Reeperbahn langfristig für eine kulturelle Nutzung zu sichern.”
“Wir bedanken uns unendlich, bei Euch allen, die an uns geglaubt haben und das möglich gemacht haben”, freut sich das Molotow nach monatelangem Kampf um einen neuen Standort. Am 22. Dezember 2023 gab Andi Schmidt, der Betreiber des Kultclubs auf der Reeperbahn, überraschend bekannt, dass der Mietvertrag am aktuellen Standorts am Nobistor zum 30. Juni gekündigt wurde. Geplant ist der Bau eines neuen Boutique-Hotels der Hyatt-Gruppe an dem Standort. Mehrere Tausend Menschen demonstrierten daraufhin am 30. Dezember gegen die Schließung. Im Februar wurde durch einen Beschluss der Plenarsitzung der Bürgerschaft der Mietvertrag des Clubs bis Ende des Jahres verlängert.
Bereits zum dritten Mal in den vergangenen zehn Jahren ist der Club damit zu einem Umzug gezwungen: 2013 musst der ursprüngliche Standort an den Esso-Häusern verlassen werden und fand nach einer Zwischenstation in einem ehemaligen Möbelhaus schließlich das noch aktuelle Domizil am Nobistor. Ursprünglich keine Dauerlösung, da das Molotow eigentlich Teil des neuen Paloma-Viertels am Spielbudenplatz werden sollte, dieses ist jedoch nach wie vor nicht fertiggestellt.
Investor Bayerische Hausbau kommentierte auf Nachfrage von VISIONS für unsere große Reportage zum Clubsterben den Status des Paloma-Viertels nicht, spricht aber von “veränderten Rahmenbedingungen in der Immobilienwirtschaft, die sich weiter zugespitzt haben.” Laut Molotow-Betreiber Schmidt soll das Areal, zu dem die letzte Pressemeldung auf der offiziellen Seite aus dem Jahr 2018 stammt, verkauft und nicht wie geplant bebaut werden. “Im Moment ist alles ungewiss, und das ganze Paloma-Viertel-Projekt ist ein riesiges Desaster”, sagte uns Schmidt Anfang des Jahres. Dabei wäre es im Interesse des Clubbesitzers, dass die Bayerische Hausbau konkrete Ansagen macht.
Unabhängig vom Stand des Paloma-Viertels bleibt zu hoffen, dass das Molotow bis auf Weiteres ein neues Zuhause in der Reeperbahn 136 gefunden hat. Ab morgen um 16 Uhr wird am alten Standort daher mit einigen Bands und DJs bis Sonntagnacht gleich doppelt gefeiert.
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