Platte der Woche: Liam Gallagher & John Squire – “Liam Gallagher & John Squire”
Mit Ex-Oasis-Frontmann Liam Gallagher und Ex-Stone Roses-Gitarrist John Squire kommen auf diesem Album zwei Britpop-Ikonen zusammen, die es auf zehn Songs schaffen, das beste ineinander hervorzubringen. Der eine schreibt dem anderen dabei Texte auf den Leib, die dieser passgenau in auch für ihn ungewohnt hard- und bluesrockige Melodien einbaut.
Pissed Jeans – “Half Divorced”
Humor hält die Welt zusammen, auch wenn das Leben manchmal, wie ein gemeiner Bastard wirkt. Diesem Motto folgen auch Pissed Jeans, die sich nach allen Seiten auskotzen und chaotische Hardcore-Momente zum Besten gegeben, bevor einem die Punchline lächelnd und winkend einen Tritt in die Magengrube versetzt.
Ministry – “Hopiumforthemasses”
Neues Album des großen Achtziger-Industrial-Visionärs Al Jourgensen, der auch über 40 Jahre nach seinem Debüt noch nicht das letzte Hühnchen mit der Weltpolitik gerupft hat. Mit dabei sind die routinemäßigen Parameter einer Ministry-Platte im 21. Jahrhundert, inklusive Jello Biafra als nicht minder giftige Zweitstimme.
Kaiser Chiefs – “Kaiser Chiefs’ Easy Eight Album”
Die glorreichen Tage der Kaiser Chiefs Mitte der Zweitausender sind lange gezählt, auf ihrem neuen Album schaut die Band aus Leeds vor allem darauf zurück, grüßt alte Weggefährten und klopft sich selbst auf die Schulter. Ein „Easy Eight Album“ ist es so auch ein bisschen deshalb, weil die Briten es sich an vielen Stellen einfach machen.
Bruce Dickinson – “The Mandrake Project”
19 Jahre ist „Tyranny Of Souls“ das bisher letzte Soloalbum von Iron Maiden-Frontmann Bruce Dickinson her, auf seinem neuen kontrastiert er nun das uferlose Spätwerk der Metal-Legenden mit erstaunlich kompaktem und verdichteten Songwriting. Insgesamt ein vielschichtiges und spielfreudiges Album des Briten.
Mannequin Pussy – “I Got Heaven”
Zwischen melancholischem Shoegaze und hysterischen Sound-Ausbrüchen ist „I Got Heaven“ von Mannequin Pussy ein Album der gelungenen Gemütswechsel mit globaler Themendichte. Mit der Entscheidung, weniger mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und durchaus auch mal innezuhalten, erreichen sie hier die nächste Entwicklungsstufe ihres Sounds.
Zakk Sabbath – “Doomed Forever, Forever Doomed”
Braucht die Welt ein weiteres Black-Sabbath-Tribut-Album? Im Falle von Zakk Sabbath kann das Ja gar nicht laut genug sein. Aus der Sabbath-Diskografie haben sich Zakk Wylde und Co. “Paranoid” und “Master Of Reality” herausgepickt. Spielfreude und Perfektion, verdammt nah am Original.
Yard Act – “Where’s My Utopia?”
Her mit dem schönen Leben! Das dachten sich vermutlich Yard Act bei der Titelwahl ihres neuen Albums. Die selbstironischen Texte und die bouncenden Bässe bilden gleichermaßen Treib- und Klebstoff für dieses durchkomponierte Meisterwerk, das Weltschmerz und utopische Wünsche gleichermaßen thematisiert.
Sheer Mag – “Playing Favorites”
Sheer Mag entdecken auf ihrem dritten Album die Leichtigkeit für sich, indem sie die Kapitalismus- und Gesellschaftskritik hinter sich lassen und sich stattdessen auf die schönen Dinge des Lebens zelebrieren: Liebe, das Tour-Leben und Kneipenabende, unterlegt mit dem ein oder anderen Funk- und Disco-Moment.
Lysistrata – “Veil”
Zu der Mischung aus Post-Hardcore und Industrial, die Lysistrata auf ihrem neuen Album spielen, lassen sich viele Parallelen zu großen Neunziger-Alternative-Bands ziehen, von Incubus bis zu den Nine Inch Nails. Damit schafft die Band von der französischen Westküste ein weiteres ebenso verblüffendes wie überzeugendes Album.
The Bevis Frond – “Focus On Nature”
Einmal alles in einen Topf und umrühren – bitte! Was bei anderen Bands zu einem ungenießbaren Genre-Brei verkommen würde, gehört bei Bevis Frond seit bald 40 Jahren zur Rezeptur. Zutatenliste: Blues-, Indie-, Punk-, Folk-, Psychrock. Resultat: Ein Doppelalbum, das sich jeglicher Kategorisierung entzieht.
Messer – “Kratermusik”
Vor zehn Jahren spielten Messer noch morbiden Düster-Post-Punk, mittlerweile hat sich der eher in Richtung einer tanzbaren und funkigen Variante dieser Stilistik entwickelt. Die inhaltliche Abstraktion und die textlichen Traumwelten von Sänger Hendrik Otremba sind aber immer noch die gleichen wie einst und dabei fast noch apokalyptischer.
Footballhead – “Overthinking Everything”
Auf ihrem neuen Album schießen einen Footballhead mit Bleifuß auf dem Gaspedal in die 90er – um sich kurz vor dem Knall in zurückgelehnter Entspannung zu üben. Da trifft Emo-Grunge (“Ugly Day”) auf Alternative-Pop-Punk im Geiste von Blink-182 (“Etched On You”), ohne zum Abziehbild ihrer Einflüsse zu werden.
Another Sky – “Beach Day”
Der Titel “Beach Day” ist für ein so melancholisches Album wie dieses etwas irreführend, zumal es aus einer schweren Zeit für Another Sky geboren wurde, in der die Band mit finanziellen und persönlichen Problemen zu kämpfen hatte. Die vorliegende Platte ist nun die Zusammenfassung der daraus resultierenden Wut im proggigen Artrock-Gewand.