Platte der Woche: Kettcar – “Gute Laune ungerecht verteilt”
Kettcar liefern mit ihrem sechsten Album “Gute Laune ungerecht verteilt” eine gewohnt starke Stimme für turbulente Zeiten. Marcus Wiebusch warnt vor simplen Lösungen und lädt ein, zusammenzurücken und zuzuhören, aber auch kritisch zu denken. Die Band beleuchtet komplexe Themen wie Alltagsrassismus, Probleme von Pflegekräften und Kunst im Kontext fragwürdiger Künstler.
The Libertines – “All Quiet On The Eastern Esplanade”
Das vierte Studioalbum der Libertines könnte als akustisches Mittvierzigertum beschrieben werden – und das im besten Sinne. „All Quiet On The Eastern Esplanade“ zeigt, dass die Libertines trotz früherer Rückschläge zu einer künstlerisch fruchtbaren Alterskarriere fähig sind und voller kreativem Potenzial stecken.
The Black Keys – “Ohio Players”
“Ohio Players” von Dan Auerbach und Patrick Carney, alias The Black Keys, ist eine verspielte Sammlung, die ihre Vielseitigkeit zeigt. Mit Gästen wie Beck und Noel Gallagher erkunden sie verschiedene Stile, von Beat-getriebenem bis zu souligen Liebesliedern. Die Abwechslung macht Spaß und zeigt ihre kreative Bandbreite.
Vampire Weekend – “Only God Was Above Us”
16 Jahre nach ihrem Debüt veröffentlichen Vampire Weekend ihr fünftes Studioalbum „Only God Was Above Us“. In der Zwischenzeit konnte man den Eindruck gewinnen, die New Yorker wären von der Bildfläche verschwunden. Mit ihrem neuen Album beweisen sie, dass sie immer noch da sind und Anspruch mit Leichtigkeit verbinden können.
Einstürzende Neubauten – “Rampen – apm: alien pop music”
Einstürzende Neubauten überraschen mit cineastischem Breitwand-Sound und Entgrenzung. Ihr neues Werk “Rampen – apm: alien pop music” basiert auf improvisierten Konzertstücken, die im Studio zu epischen Tracks ausgebaut wurden. Die Band erforscht neue Formen, bewegt sich zwischen Schmerz und Schönheit und begegnet dabei sich selbst.
Augn – “Gerstenkorn / Fata Morgana”
Augn loten auf ihrem zweiten Doppelalbum „Gerstenkorn / Fata Morgana“ die Grenzen und Grenzwertigkeit ihrer Kunst aus. Es wird weiterhin gegen alles geschossen, was nicht schnell genug weglaufen kann – zum Beispiel Olaf Scholz, Trump-Anhänger:innen oder die Musikindustrie. Mit fast ausschließlich ein paar Basslines und Beats immer noch schön minimalistisch.
Drahla – “Angeltape”
Drahlas zweites Album ist eine klangliche Expedition, eine Mischung aus Avantgarde und Noise mit unruhigen Disharmonien. Inspiriert von 80er-Artrock und New-Wave-Post-Punk, bieten sie nonkonformen Sound mit hässlicher Schönheit, die sich zwischen Struktur und Improvisation bewegt.
Dustin Kensrue – “Desert Dreaming”
Dustin Kensrue, bekannt als der Sänger von Thrice, taucht mit “Desert Dreaming” tief in den Country ein. Authentisch und mit einer Prise Schmalz erzählt er Geschichten, teils autobiografisch, teils historisch. Sein rauer Gesang verleiht jedem Song eine eigene Atmosphäre, perfekt begleitet von Twang und Pedal-Steel-Gitarre.
Gustaf – “Package Pt. 2”
Gustaf aus New York entfesseln mit ihrem zweiten Album “Package Pt. 2” erneut ihre unbekümmerte Lebendigkeit. Die Monologe über menschliche Absurditäten begleiten ein vielseitiges Soundgewirr und erinnern an etwa The B-52’s. Die Band zeigt sich hellwach, zeitlos und bietet eine Gegenantwort auf die polemische Gesellschaft mit Humor und Umsicht.
Kmpfsprt – “Aus gegebenem Anlass”
Kmpfsprt gehen mit „Aus gegebenem Anlass“ wieder zurück zu ihren Wurzeln. Die Mischung aus Hardcore und Pop, mit der die Kölner 2014 in die Deutschpunk-Welt gekracht sind, findet sich auch auf der neuen Platte, nur etwas eleganter als früher. Die Texte vertreten weiterhin viel Meinung und kreiden wütend gesellschaftliche Probleme an.
Mount Kimbie – “The Sunset Violent”
Auf „The Sunset Violent“ erweitert sich das ehemaligen Electro-Duo Mount Kimbie zu einer Band. Im Vergleich zum vorherigen Album „Die Cuts / City Planning“ (2022) arbeiten die beiden Gründungsmitglieder Campos und Maker wieder zusammen an einer einzigen Platte und wagen sich tief in atmosphärischen Post-Punk ohne exzentrische Gesten vor.
Strung Out – “Dead Rebellion”
Mit „Dead Rebellion“ zeigen Strung Out klare Kante gegen Musik von künstlichen Intelligenzen und versuchen ihren Platz in der Welt für ihre Fans erneut zu bestätigen. Die wütenden Texte und die Punkrock-Sounds der Band werden auf „Dead Rebellion“ weiterentwickelt: Es kommen Elemente von zum Beispiel New Wave oder Hardrock dazu.
The Good, The Bad and The Zugly – “Decade Of Regression”
Auch wenn Frontsänger Ivar Nikolaisen jetzt mit Kvelertak beschäftigt ist, bringen The Good, The Bad and The Zugly weiterhin Alben raus. Sie selbst sagen, bei ihrem neuen Album „Decade Of Regression“ handele es sich um eine B-Seiten-Compilation. Die Lieder aber „nur“ als B-Seiten abzutun, wird ihnen allerdings nicht ansatzweise gerecht.
The Pill – “Hollywood Smile”
Auf „Hollywood Smile” zeigen The Pill aus Frankfurt, dass sie sich nicht hinter großen Hardcore-Bands verstecken müssen. Ihr Debütalbum „Hollywood Smile“ kommt inklusive Oldschool-Hardcore-Einflüssen, aber The Pill beweisen eindrucksvoll, dass es für guten Hardcore nicht immer Shouting oder Macker-Gehabe braucht.
Bob Vylan – “Humble As The Sun”
Das Grime-Punk-Duo Bob Vylan verwandelt seine Wut auf Missstände in hörbare Energie. Ihr neues Album „Humble As The Sun“ vereint wichtige Themen wie Rassismus, Armut und Polizeigewalt, ist schlagfertig und wuchtig, ohne dabei den Humor zu verlieren. Eine Band kann nicht die Welt ändern, aber Bob Vylan geben sich größte Mühe.
Khruangbin – “A La Sala”
“A La Sala“ von Khruangbin lockt Hörende mit warmen Klängen zum Abschalten. Alle Lieder auf dem mittlerweile vierten Studioalbum der Band aus Texas bewegen sich im Low- bis Mid-Tempobereich, was an die Anfänge von Khruagbin erinnert. Auf „A La Sala“ versucht das Trio einen Kompromiss zwischen Mystik und Nahbarkeit zu finden.
Iron Monkey – “Spleen & Goad”
Nach ihrer Reunion 2017 ist “Spleen & Goad“ nun das zweite Studioalbum von Iron Monkey in neuer Besetzung. In typischer Sludge-Metal-Manier schleppen sich Iron Monkey selbst und ihre Zuhörenden durch einen Sumpf aus tiefgestimmten Gitarrenwänden und Wellen von Shouts, angetrieben von einem kräftigen Schlagzeug.
Text: Hannah Rosenthal, Bea Gottwald