Platte der Woche: Citizen – “Calling The Dogs”
Zehn Jahre nach ihrem Debüt, die sie über Emo, Grunge und Hardcore zu tanzbarem Poprock führten, stehen Citizen stabiler da als je zuvor. Ihr Sound auf der neuen Platte schwingt zwischen Zweitausender-Garagenrock und Indierock mit großzügigen Pop-Momenten und spricht damit vor allem für die Reichhaltigkeit an Erfahrung, die die Band inzwischen hat.
Get Jealous – “Casually Causing Heartbreaks”
Wie funktioniert das Erwachsensein eigentlich? Darauf findet das Trio zwar keine Antwort, aber begibt sich auf ihrem neuen Album auf eine hormonelle und emotionale Achterbahnfahrt, die die große(n) Liebe(n) des Lebens und das Chaos um queeres Dating genauer unter die Lupe nimmt. Verpackt in Einflüssen von Blink-182 und Avril Lavigne laden Get Jealous ein, Teil dieser Reise zu sein.
Prong – “State Of Emergency”
Prong lehnen sich auch für “State Of Emergency” nicht mehr aus dem Fenster. Sie schaffen damit aber das Kunststück seit über 30 Jahren bei sich und ihrem Groove-Metal zu bleiben und dabei doch nicht langweilig oder veraltet zu klingen. Am besten sind Prong aber, wenn sie ihre trockenen Songs durch post-punkige Refrains wie in “Non-Existence” aufbrechen.
Sufjan Stevens – “Javelin”
Die schlechte Nachricht: Auftritte von Sufjan Stevens fallen leider erstmal aus, da dieser kürzlich am Guillain-Barré-Syndrom erkrankt ist und zurzeit im Krankenhaus liegt. Die gute: “Javelin” vereint nach 25 Jahren fast alle seine musikalischen Inkarnationen in einer Platte und gibt Fans so trotzdem mindestens ein akustisches Trostpflaster.
Svalbard – “The Weight Of the Mask”
Stellenweise ist “The Weight Of the Mask” das bisher sanfteste Album von Svalbard, was aber auch zu den Themen darauf passt. Die Briten erforschen hier Ängste und Depressionen, die sie in zahlreichen Facetten und Klangfarben darstellen. Klar und melodisch, aber auch so betäubend und chaotisch, wie man das bisher von ihnen gewohnt ist.
Capra – “Errors”
Jenseits von Prolligkeit offenbaren Capra eine emotionale Welt, die umarmt wird von instrumentaler Brachialgewalt und Finesse. “Errors” ist eine meisterhafte Überraschungstüte: Themen wie toxische Beziehungen und Trauma-Bonding finden Platz auf der Platte und wirken rabiat und verletzlich zugleich, ohne dabei zu erschlagen.
Die Türen – “Kapitalismus Blues Band”
Kritische Theorie, ja, aber sie muss Spaß machen. Themen dürfen komplex sein, wenn der motorische Krautrock-Groove dazu ordentlich geradeaus geht. Und komplexe politische Sachverhalte nur, wenn zwischendurch auch mal ein plumper Kalauer geht. 20 Jahre nach ihrem ersten Album inszenieren die Türen den Blues des untergehenden Kapitalismus.
Of Mice & Men – “Tether”
Zwischen Neu und Alt: Of Mice & Men meistern das gekonnt auf “Tether”. Zwischen tonnenschwerem Ballast, Streichern und abgefahren Synthies erfindet sich die Band neu – Die-Hard-Metalcore-Fans dürften zuerst aus allen Wolken fallen, wenn sie auf die Experimentierfreude des Albums stoßen, doch Of Mice & Men spielen ebendiese mit Bravour aus.
Heatmiser – “The Music Of Heatmiser”
Eine Compilation von Demos, Live- und Archivaufnahmen der früheren Band von Elliott Smith, die eine weite Spanne von Stilen und musikalischen Einflüssen darstellt. Mit dem späteren Sound des legendären Singer/Songwriters hat das zwar wenig zu tun, changiert aber auf euphorisierende zwischen Punkrock, Grunge – manchmal sogar Emo und Hardcore.
Sex Beat – “Call Me”
Als eine Art Love-Child aller (Post-)Punk-Bands aus den 70ern beschäftigen sich Sex Beat mit ihrem aufgekratztem Sound mit den wirklich wichtigen Fragen des Lebens, wie etwa: Wieso sollte man sich von einem Aufzug herunterziehen lassen? Oder: Was würden Hüsker Dü tun? Eine wilde Achterbahnfahrt zwischen, Lust, Laster und No Future.