Platte der Woche: Kvelertak – “Endling”
Kvelertak arbeiten lokale norwegische Mythen und Geschichten auf: weit weg von Troll-Sagen ist das Album “Endling”. Als Auftakt ganz in Kvelertak-Allüre mit einem Opener, der bejubelt, dass die Band wieder am Start ist. Dafür entfernen sie sich vom eingängigeren Sound von “Splid”. Eine Platte voller überraschender musikalischer Wendungen, zwischen Black Metal und Banjo, mit der die Norweger ihr Ragnarök auf die Welt loslassen. “Hail Odin! Hail Satan!”
Angel Du$t – “Brand New Soul”
Justice Tripp nimmt selbst das Ruder in die Hand, um ehemaligen und aktuellen Mitgliedern von Angel Du$t zu ermöglichen, “nahtlos zusammenzuarbeiten” und ein “kohärentes Ganzes auf dem Album” zu schaffen. Seine Band versteht er als Kollektiv: Mehr als ein Dutzend Musiker:innen wirkten mit. Darunter: Citizen, Vein.FM und Narrow Head.
The Chemical Brothers – “For That Beautiful Feeling”
Mit Beck im Studio und Halo Maud an ihrer Seite, lassen sich Ed Simons und Tom Rowlands von Anne Clarks “Our Darkness” inspirieren: The Chemical Brothers bleiben eine Überwältigungsmaschine, die sich selbst treu bleibt. Mit ihrem zehnten Album “That Beautiful Feeling” ebnen sie sphärisch den Weg zum gleichnamigen Titelsong, der die zarteste Nummer des Albums ist.
Captain Planet – “Come on, Cat”
Zwischen Metaphern, ehrlichen Emotionen und Momentaufnahmen: Captain Planet galten vor einigen Jahren als die Speerspitze des deutschen Emopunk – mit ihrem Album “Come on, Cat” erinnern sie daran, warum dem so war. Sie haben sich seit weiterentwickelt und Sänger Jan Arne von Twistern klingt weniger rumpelig als noch 2005, doch Captain Planet bleiben sich treu.
Courtney Barnett – “End Of The Day (Music From The Film Anonymous Club)”
Courtney Barnett schließt nach zwölf Jahren die Türen zu ihrem australischen Indielabel Milk! ab. Anschließend sortiert sie die Puzzlestücke neu und experimentiert an ihrem Sound, bis schließlich “End Of The Day” dabei herumkommt. Dieses schreibt Hörer:innen keine Emotionen vor, sondern lässt Spielraum dafür, welche Wirkung die jeweiligen Tracks hinterlassen.
CLT DRP – “Nothing Clever, Just Feelings”
Zwischen Hymnen und finsteren Elementen bieten CLT DRP aus Brighton mit “Nothing Clever, Just Feelings” feministischen Punk mit vielschichtigen Gefühlen. Neben dem Empowerment-Fokus werden Selbstzweifel und Bedenken beleuchtet. CLT DRP zeigen feministischen Widerstand – ohne den Vorschlaghammer zu schwingen.
Coach Party – “Killjoy”
Wenn Frische und Nostalgie aufeinandertreffen, entsteht das neue Album von Coach Party. “Killjoy” kombiniert geschickt Elemente von Pop-Punk und gängigen Hooklines und ist als lebhafte Mischung verschiedener Indie-Rock-Generationen zu sehen. Die Songs sind variabel: kraftvoll wie “Parasite” oder hymnisch wie “Born Leader”.
As Friends Rust – “Any Joy”
Mehr als 20 Jahre ist “Won” schon alt. Dass eine Band, die den Sprung vom Post-Hardcore in den Mainstream mitgemacht hat, all die Jahre – abgesehen von ihrer Auflösung – kaum etwas veröffentlicht, ist eher ungewöhnlich. Auf ihrer neuen Platte zeigen As Friends Rust, wie gut ein Punk-Genre altern kann.
Deeper – “Careful!”
Mit Elementen des 80er-Post-Punk und des 2000er-Indierock thematisieren Deeper auf “Careful!” Nächstenliebe auf der Tanzfläche: “Build A Bridge” stellt Fragen zur Selbstakzeptanz und Identitätskrisen in einer uniformen Welt – “Heat Lamp” schafft hingegen eine psychedelische Atmosphäre. Ein vielseitiges Album, das ein Tanz-Erlebnis schaffen dürfte.
Nasty – “Heartbreak Criminals”
Die belgische Beatdown-Walze Nasty zeigt auf ihrer neuen Platte wieder einmal ihre Gewaltbereitschaft. Aber nicht nur das: Frontmann Matthias Tarnath kann auch einfühlsam von herzensbrechenden Kriminellen und Küssen von Rosen singen. Trotz einiger Zärtlichkeiten überwiegt am Ende aber ein hartes Brett von einem Album.
Plattenbau -“Net Prophet”
Die Wirklichkeit ist nicht immer schön. In der musikalischen Darstellung von Plattenbau ist sie sogar sehr weit davon entfernt. Paranoia, Sehnsucht und das Verzweifeln an bitterer Realität sind das Einzige, was die Berliner sehen und mit avantgardistischem Untergrund-Elektro der 80er in einen grauen Schleier hüllen.