Platte der Woche: Clowns – “Endless”
1906 erscheint mit “The Story Of The Kelly Gang” der erste Langspielfilm der Welt, Country-Outlaws wie Waylon Jennings und Johnny Cash ehren ihn musikalisch – Clowns ziehen nun nach. Bekenntnisse zur Bisexualität, wahre Begebenheiten: Clowns lassen nichts aus und verpacken als Hardcore-Rampensäue auf “Endless” einfach alles – und sind damit ein absolutes Highlight im Punk-Jahr 2023.
Blink-182 – “One More Time…”
Kaum jemand hätte gedacht, dass Blink-182 so wieder zusammenkommen. Doch Mark Hoppus’ Krebserkrankung holte indirekt Tom DeLonge wieder zurück. Laut dem ist “One More Time…” die “wahrscheinlich beste” Platte, die sie je geschrieben haben. Blink bleiben darauf vor allem Blink: emotional, eingängig und eben auch ein bisschen albern – fast wie 2003.
Duff McKagan – “Lighthouse”
Bassist Duff McKagan hat nicht nur mit Guns N’Roses genug zu tun: als Solokünstler bringt er jetzt sein viertes Album heraus. Mit “Lighthouse” findet er sich irgendwo zwischen Lou Reed, Pink Floyd und Iggy Pop – der selbst mitwirkt – wieder. McKagan spielt dabei sowohl mit Zerbrechlichkeit und Stärke – und fällt mit der Platte elegant aus der Zeit.
Rival Sons – “Lightbringer”
Wenn gute Laune nach Tränensalz schmeckt, kann das nur eine neue Platte von Rival Sons sein. “Lightbringer” ist wie der Tequila der Vagabunden. Dafür: Mehr Licht als Vorgänger beim “Darkfighter”. Trotz merklich positiverer Stimmung entsteht bei den Bluesrockern aber doch kein leichtes Highway-Feeling. Der Vibe bleibt traurig, die Tränen bleiben salzig.
The Iron Roses – “The Iron Roses”
Boysetsfire-Frontmann Nathan Gray wird zum offiziellen Sänger seiner Solo-Backing-Band und setzt an den Sound seines Soloprojekts an. Heißt im Klartext: Pop-affiner Punkrock mit Seitenschüben von allem, was sonst noch in seinem Plattenregal steht. Eine perfekte Punk-Sommerplatte, die einfach nur ein paar Monate zu spät erscheint.
The Grogans – “Find Me A Cloud”
The Grogans suchen auf ihrem vierten Album weiterhin ihren eigenen Sound, gestalten diese Suche aber so kreativ wie möglich: Das Tempo wird angezogen und Effektpedale großzügiger eingesetzt, sodass sie stellenweise nach Sechziger-Garagenbands oder deren Revival-Acts in den Nullern klingen, dann aber auch wieder melancholisch – und vor allem sonnig.
Chroma – “Ask For Angela”
Auf “Ask For Angela” bringen Chroma den feministischen Songwriting-Ansatz von Gossip und Boygenius zusammen und rechnen mit der Misogynie und den gesellschaftlichen Missverhältnissen in ihrer südwalisischen Heimat ab. Dabei argumentieren sie durchaus mit der Brechstange, plädieren aber auch für Zusammenhalt statt Spaltung.
Dreamwell – “In My Saddest Dreams, I Am Beside You”
Harter Stoff für Jahrtausendwende-Math-Nostalgiker:innen: Bandname und Albumtitel suggerieren in vorliegenden Fall zwar sanfte Träumerei, über weite Teile dieses Albums dominiert aber eine kantige und aufwühlende Mischung zwischen Screamo, Postrock und Mathcore irgendwo zwischen La Dispute, Botch und Every Time I Die.