Platte der Woche: Slow Pulp – “Yard”
“Ein kleines Wunder, diese Platte.” Eine Schönheit, eine Glanzleistung von Slow Pulp. So lässt sich “Yard” gut zusammenfassen. Die Band aus Chicago verzaubert punktgenau mit klanglichen Leitmotiven alle Indie-Herzen und katapultiert einen beim Hören ohne Umschweife von den 90ern ins Heute. Zwischen Herz und Härte verstehen Slow Pulp es, ein Gleichgewicht herzustellen, das sich hören lassen kann.
The Hirsch Effekt – “Urian”
Kritik, Lob, Vier Ohren und zwei Meinungen: The Hirsch Effekt sind im deutschen Math-Prog-Rock mit ihrer Musik ganz vorn dabei – auch über Genregrenzen hinaus begeistert die außergewöhnliche Band auf “Urian” mit lyrischem Genie straight outta Deutschunterricht.
Wilco – “Cousin”
Schon mit dem Auftaktstück “Infinite Surprise” leiten Wilco ihr neues Album “Cousin” gekonnt ein. Persönliche Themen wie Krankheit, Krisen und Tod prasseln zwischen mit einem Sound von Leichtigkeit auf einen ein, doch eines ist sicher: Wilco fokussieren sich auf ihre Stärken und sahnen damit ordentlich ab.
Steven Wilson – “The Harmony Codex”
Mit “The Harmony Codex” präsentiert Steven Wilson eine selbstbewusste Platte. Darauf experimentiert der Porcupine Tree-Frontmann mit elektronischen Drum-Patterns und offenbart einen neuen, manchmal brutalen Minimalismus, durch den er seinen Ruf als Musiknerd mit Hang zur Verspieltheit zementiert.
Graveyard – “6”
Graveyard präsentieren mit “6” ein reifes, aber sich im Zwiespalt befindendes Album. Die komplett analoge Produktion hebt die Gitarrenarbeit von Joakim Nilsson und Jonatan Larocca-Ramm hervor, wobei die Band auf delikates Songwriting setzt. Düsterer, Gothic-Blues mit erstaunlich viel Reife.
Code Orange – “The Above”
Mit ihrem neuen Album gehen Code Orange ihren Weg Richtung bombastischen Alt-Metal konsequent fort und zeigen, dass es zwischen all dem Schatten auch Licht gibt. Getragen wird die Platte unterdessen von Jami Morgans unheilvollem Gesang und Klavierklängen, deren Sanftheit von schroffen Gitarren durchbrochen wird.
Animal Collective – “Isn’t It Now?”
Animal Collective haben zu ihrer alten Stärke zurückgefunden. Heißt: Mehr Musik, weniger verschrobenes Konzept. Die Gesänge haben sie weiterentwickelt, den Fokus auf Instrumente und Harmonien aus der Renaissance-Zeit gelegt. Da darf man von auch mal ein Song mit einer Länge von epischen 22 Minuten erwarten.
Cherry Glazerr – “I Don’t Want You Anymore”
Cherry Glazerr wird auf “I Don’t Want You Anymore” die Kinobesucherin ihres eigenen Lebens und nimmt damit eine andere Perspektive ein. Der Fokus der Platte liegt auf dem Herzschmerz – auf Abfuhren, die vor Klischees überlaufen und auch dafür sorgen, dass man sich ab und an über sie ärgert.
Blood Command – “World Domination”
Zwischen vier Ohren zu entscheiden, ob Blood Command wirklich die Welt dominiert, scheint nicht einfach zu sein – genauso wie die Musik der norwegisch-australischen Deathpop-Band. Blood Command zeigen sich nämlich als ein genreübergreifender und experimentierfreudiger Koloss, womit sie bewusst anecken.
Maggot Heart- “Hunger”
Die Abgründe der Großstadt verbinden Maggot Heart auf “Hunger” mit einer Soundmischung aus Düsterrock, ruppigem Post-Punk und Saxofon-Einschüben. Mit ihrer Gesellschaftskritik treffen sie ins Schwarze und berühren Nervenenden, von denen man nicht mal wusste, dass man sie hat.
The Jeffrey Lee Pierce Session Project – “The Task Has Overwhelmed Us”
Das Jeffrey Lee Pierce Sessions Project würdigt den verstorbenen Sänger mit dem vierten und letzten Teil. Der eigenwillige Punk-Blues-Stil und Pierces US-Panorama wird von verschiedenen Musiker:innen erkundet. Ein ambivalentes Werk, das seinen wilden Lebensstil und Erbe ein letztes Mal facettenreich beleuchtet.
Fermium – “Between Nothing And Always”
Fermium scheinen mühelos neu zu definieren, was musikalisch in scheinbar erschöpften Genres wie Hardcore, Doom oder Industrial möglich ist – so auch auf ihrem neuen Album. Dabei gelingt es ihnen überraschenderweise, eingängig zu sein – was angesichts ihres urknallartigen Blackened-Ambient-Hardcore unmöglich zu sein scheint.
Dictator Ship – “Electric Jihad”
Dictator Ship setzt mit “Electric Jihad” den rebellischen Spirit des Proto-Punks aus dem späten 60er-Jahre Detroit fort. Das Album zollt Soul, Doo Wop und Rock’n’Roll Tribut und liefert mit zehn actiongeladenen Songs und sozialkritischen Inhalten eine mitreißende Ode an den rebellischen Geist der Vergangenheit
Blush Always – “You Deserve Romance”
Ein Manifest der (Selbst-)Liebe: Katja Seiffert alias Blush Always setzt sich auf ihrem Album “You Deserve Romance” mit allen essenziellen Fragen rund um die Themen Liebe, Kummer, Selbstbildnis und -wert auseinander. Mit ihrer zarten Stimme tänzelt die Künstlerin mitten ins Herz.
Heavy Lungs – All Gas No Brakes”
Bei Heavy Lungs wird Musik zum tanzbaren Weltverbesserer, wie sie mit ihrem Debütalbum “All Gas No Brakes” zeigen. Das stellt die Post-Punk-Band zwischen Noise, Aggressivität und britischen Humor unter Beweis – und das mit Blick auf die Titelsingle in allen Lebenslagen. Die Melancholie überlassen sie allerdings lieber anderen.