Platte der Woche: Algiers – “Shook”
Algiers betrachten auf ihrem vierten Studioalbum noch intensiver die Geißel des amerikanischen Traums: Rassismus. Dabei setzten sich das multinationale Quartett aus Atlanta, Georgia nicht nur kritisch mit Geschichte und Gesellschaftsentwicklung auseinander, ihr durchdringender Blick erfasst Topografie, soziale Strukturen und Politik. Damit bleiben sie eine der spannendsten Bands ihrer Zeit. Und das kommt nicht nur durch prominente, und kritische Gastauftritte von Zack De La Rocha oder Future Islands-Frontmann Samuel Herring.
Shame – “Food For Worms”
Shame werfen sich selbst über Bord und fangen zum zweiten Mal neu an. Dabei setzen die Londoner vermehrt auf zarte Indie-Melodien, Jazz-Punk und Noise-Ausflüge, um ihrer Weiterentwicklung zu ernstzunehmenden Post-Punk-Poeten zu unterstreichen und den jugendliche Misanthropie hinter sich zu lassen. Ein Neuanfang, der sich lohnt.
Gorillaz – “Cracker Island”
Gorillaz-Mastermind Damon Albarn vereint auf dem achten Album seiner virtuellen Band wieder Musiker:innen aus allen erdenklichen Genres: Stevie Nicks, Adeleye Omotayo, Tame Impala, Beck, Bootie Brown oder Thundercat zählen dieses Mal zu den Auserwählten, die im Zentrum der Handlung stehende Weltuntergangssekte “Last Cult” zu präsentieren.
Teksti-TV 666 – “Vapauden Tsasvalta”
Die finnische Band Teksti-TV 666 hat anscheinend die Lösung für den fettesten Gitarren-Sound gefunden: einfach zwischen drei und sechs Gitarren hintereinander schalten und auf Aufnahme drücken. Die achtköpfige Band präsentiert so einen großartigen Mix aus Shoegaze, Krautrock und Punk, der von Anfang an überwältigt.
Glu – “My Demons EP”
Der Queens Of The Stone Age-Bassist Michael Shuman präsentiert mit seinem Projekt Glu seine erste EP, die hochqualitativen Electro-Groove in vier Songs beinhaltet. Da scheint mal der Geist von Prince oder Michael Jackson durch, mal kommt ein Hauch Abba zum Vorschein, vor allem bleibt aber die Spannung und Qualität bei jedem Song gleichbleibend hoch.
Big | Brave – “Nature Morte”
Big | Brave präsentieren auf “Nature Morte” eine Geschichte über das menschliche Scheitern. Dabei klingt ihr Aggressionspotential greifbarer als je zuvor. Sie wollen sich der kontinuierlichen Unterdrückung entledigen und kleiden ihre Anklage in gewohnt tiefgründigen Noise und Drone.
Death Valley Girls – “Islands In The Sky”
Mit “Islands In The Sky” schreiben Death Valley Girls einen Brief an sich selbst. Dabei zeigen sie ihre sentimentale Seite, probieren sich an lieblichen Soundexperimenten und führen ihren sonnigen Fuzz-Punk weiter aus. Beim Versuch Ordnung in ihre Gefühlswelt zu bringen, kommt auch mehr Tiefe in ihren transzendentalen Sound.
Philip Selway – “Strange Dance”
Radiohead-Drummer Philip Selway schlägt mit seinem vierten Soloalbum eine neue Richtung ein: Er schreibt ausgeklügelte Songs, die die Etikette eines britischen Gentlemans widerspiegeln. Pompöse Streicher unterstreichen die klarsichtigen Stücke, die teils erst beim zweiten Hören ihre ganze Qualität präsentieren.
Pil & Bue – “Special Agents”
Das norwegische Duo stellt sich entschlossen hinter Forderungen von Gleichberechtigungs-Bewegungen. Mit prägnanten Rhythmen und einer ordentlichen Portion Heavy-Sheogaze machen sie ihrem Frust Luft und wandeln musikalisch auf den Spuren von Deftones. Frei nach dem Motto: “When you wake up, do you stop dreaming”.