Platte der Woche: Mspaint – “Post-American”
Mspaint versuchen das, was schon so viele vor ihnen versucht haben: dem Post-Hardcore eine neue Facette zu geben. Dafür verbiegen sie alles zwischen Hardcore, Synth-Pop, Dance- und Post-Punk so wie es ihnen passt. Mit dieser Mischung walzen sie auf ihrem Debütalbum alles und jeden platt, was sich ihnen in den Weg stellt. Dieser brutale Mix verzichtet vollends auf Gitarren und ersetzt sie stattdessen mit Tasteninstrumenten. Sie synthetisieren Gitarrengenres, ohne sie komplett neu zu konstruieren, setzen bekannte Strukturen gekonnt neu zusammen und präsentieren einen effektiven Mix aus Sound und Attitüde.
Sleaford Mods – “UK Grim”
Wie gewohnt tobt Sleaford Mods-Kopf Jason Williamson gegen sein Heimatland: von der fragwürdigen Relevanz der Monarchie, über die gespaltene Gesellschaft, der allgemeine Tenor bleibt: Alles ist hoffnungslos verloren. Dabei bekommt jede politisch relevante Person im Vereinigten Königreich ihr Fett weg und das Post-Punk-Duo bleibt relevant wie eh und je.
Manchester Orchestra – “The Valley of Vision”
Im Einklang mit dem Namen ihrer neuesten EP, laden Manchester Orchestra auf eine sphärische Reise ein: dabei werden nicht ausschließlich Themen wie Trauer, und Traumata behandelt, sondern auch Resilienz, Wiedergeburt und Selbsterlösung – die christlichen Motive deuten dabei eindeutig auf die Vergangenheit von Frontmann Andy Hull hin, der zu den Songs inspiriert wurde, als er 2021 zufällig ein Buch mit puritanischen Gebeten findet.
Karies – “Tagträume an der Schaummaschine I”
Karies frönen mit “Tagträume an der Schaummaschine I” nicht nur ihrer Liebe zum Kitsch, sondern haben auch ordentlich an den Stellschrauben ihrer Synthesizer gedreht: Gewohnt unterkühlt und durchzogen von programmierten Beats, lädt das Album – wenngleich es stellenweise wie eine Anti-Urlaubshymne daherkommt – vor allem zum Schmunzeln, und teilweise sogar zum Tanzen, ein.
Meet Me @ The Altar – “Past // Present // Future”
Meet Me @ The Altar liefern mit ihrem Debütalbum eine Hommage an die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Pop-Punks und zeigen damit, dass das Genre auch 2023 noch alle Generationen begeistert. Einflüsse von Genregrößen wie Blink-182 oder Green Day lassen sich nicht leugnen, die das Trio jedoch gekonnt mit den Einflüssen ihrer Generation paart und eine pulsierenden neuen Blickwinkel auf das scheinbar ausgereizte Genre gibt.
Lichen Slow – “Rest Lurks”
Textliche Kompromisslosigkeit gepaart mit verspielten Indie- und Post-Rock-Elementen: so lässt sich “Rest Lurks”, das Debütalbum von Lichen Slow, wohl am besten umschreiben. Begleitet von Joel Harries hoher Gesangsstimme und Malcom Middletons grantigem Humor, liefert das Album einige tröstliche Momente.
The Luka State – “More Than This”
Zwischen Wut und Liebe finden sich The Luka State auf ihrem zweiten Album wieder: dabei widmen sie sich essenziellen Fragen à la “Willst du mehr sein als du bist?” und geben ihrem Indierock eine kämpferische Note, die die frustrierende Seite der Pandemie zu bekämpfen versucht.
Jolle – “Wirtschaft Arbeit Technik”
Leben, um zu arbeiten? Zwischen knallenden Riffs und Psych-Elementen liefern Jolle mit ihrem Debütalbum in feinster Punkattitüde nicht nur den Soundtrack zum Aufstand gegen Lohnarbeit und kanalisieren damit die Wut auf ein ausbeuterisches System, sondern machen sogar einen Abstecher in die Synthie-Welt. Konventionell? Kommt bei Jolle nicht in die Lohntüte.