Es kommt ja meist von den Eltern. Nur diesmal andersherum. Definieren sich die meisten crazy artists in Abgrenzung zu ihren konservativen Erzeugern, hat die Mutter von Bianca und Sierra Casady trotz vier Kindern und keinem zuverlässigen Mann an ihrer Seite ihren Job als Lehrerin geschmissen und sich als Künstlerin durchgesetzt. Auch ihre Kinder motivierte sie, sich im Zweifel nicht durch den Schulkram an der Ausübung ihrer Passion hindern zu lassen. Und die Kinder, die folgten.
Zwar trieb es Sierra in der Jugend nach Paris, während Bianca in New York Gospel- und Spiritual-Gesang lernte, doch 2002 vereinten sich die (zerstrittenen?) Schwestern in Paris, um in einem kleinen Appartement des 18. Bezirks ihre Version schräg gefönter Kammermusik aufzunehmen, der vor genau 9 Tagen das neue Album “Noah’s Ark” folgte. Mittlerweile zurück in New York, sind CocoRosie gefeierte Künstlerinnen der neuen Avantgarde, Begriffe wie “Queer Folk” werden in ihr musikalisches Diskursfeld geschmissen, angesagte (Indie)-Köpfe wie Devendra Banhart, Antony Hegarty, Diane Cluck oder MC Spleen singen auf ihrer Platte, Einhörner poppen auf dem Cover, Kinderspielzeug erzeugt Sounds in böser Schein-Naivität.
Auf amazon.de tobt das Volk in Kundenrezis und ereifert sich über die Pseudo-Intellektualität der zwei Damen; unhörbar wäre das, viel zu quäkig und anstrengend und überhaupt. Sowas ist nicht immer, aber meist ein Zeichen, dass etwas wirklich Freies, Neues, Forderndes erschienen ist. Und soooo schwierig sind sie auch gar nicht, eher gloomy, entrückt, sexy wie Hippiemädchen ohne Illusionen und mit viel Phantasie. Unser Chefredakteur Carsten Schumacher (Fan der ersten Minute) höchstselbst hätte in der kommenden Ausgabe mehr dazu kundgetan; nur leider hat der Technikteufel die Rezi verschluckt, so dass das schwarze Server-Wurmloch die Besprechung erst wieder in der #152 ausspucken wird. Auch daher hier schon dieses Loblied. Und weil wir sie so toll finden.
Im Netz finden sich:
E-Card und
“Noah’s Ark” komplett als Stream.