Death Cab For Cutie – “Kintsugi”
“Kintsugi” klingt vor allem abenteuerlich und exotisch, wilde Ausbrüche findet man auf der gleichnamigen Platte jedoch nicht. Das aktuelle Album von Death Cab For Cutie klingt wieder Indie-gitarrenlastiger, behält sich aber ein bisschen Synthie-Geplänkel vor. HipHop-Rhythmen, Disco-Beats, elektronische Klangspielereien – auf ihrem neunten Studio-Album hat die Indie-Band ihren Sound erneuert und die Stimme von Sänger Ben Gibbard in den Mittelpunkt gestellt. Besonders Gitarrist Chris Walla, der 2014 die Band verließ, hat große Spuren auf dem Album hinterlassen und die Platte zurück zu Gitarrenpop geführt. Walla fungiert bei “Kintsugi” zum letzten Mal als Querdenker und verleiht so Gibbards Songs eine spannende Dynamik. Ein Album, das irgendwie vertraut und dennoch neu klingt.
Album-Stream: Death Cab For Cutie – “Kintsugi”
Love A – “Jagd und Hund”
Hört man “Jagd und Hund”, kann man zu Beginn das Gefühl bekommen Love A seien schwach geworden: Die dritte Platte vermischt Punk und Indie stärker mit Wave und 80er-Postpunk, und die Trierer-Indie-Punks klingen weniger aufgekratzt und weniger. Kulturpessimismus, Melancholie, Dunkelheit, Trauer und Wut sind aber unverändert vorhanden, genauso wie die Love-A-typische Portion Wahnsinn, die die Band so unverwechselbar macht. In zwölf Songs zeigen sich Love A von wütend über rabiat bis hin zu melancholisch – und werfen dabei immer einen Blick auf die Stumpfheit ihrer Mitmenschen.
Album-Stream: Love A – “Jagd und Hund”
Sufjan Stevens – “Carrie & Lowell”
Wer harmlosem, Singer/Songwriter-Einerlei etwas Substanz und Tiefe entgegensetzen will, kann aktuell endlich wieder sagen: “Hört euch Sufjan Stevens neues Album “Carrie & Lowell” an!” Der Multiinstrumentalist aus Michigan ist mit seiner neuen Platte wieder bei seiner großen Stärke angelangt: Nach Stevens’ nicht minder spannenden Ausflügen in HipHop (Sisyphus) und Elektro (“The Age Of Adz”) kehrt er mit dem neuen Album zu seinen Folkwurzeln zurück. Dabei sind derart persönliche und minimalistisch instrumentierte Gitarrensongs entstanden, die mit wunderschönen Melodien und persönlichen Texten vor allem den Tod seiner 2012 verstorbenen Mutter aufarbeiten.
Album-Stream: Sufjan Stevens – “Carrie & Lowell”
Scott Weiland – “Blaster”
Scott Weilands unverkennbare, leicht angekrazte Stimme ist nach wie vor sein größtes Kapital. Auf seinem neuen Soloalbum “Blaster” verpackt der ehemalige Stone-Temple-Pilots-Frontmann diesen Bonus in eingängige Melodien über Riff-geprägte Rocksongs. Er tut dabei sowohl sich selbst, als auch dem Hörer den Gefallen, auf allzu ausufernde Experimente – wie auf seinen letzten Soloplatten – zu verzichten. Das können nämlich erstens andere besser und zweitens nimmt man es dem stereotypen Rocksänger mit all seinen Drogeneskapen auch nicht so richtig ab. Leichtfüßig und unaufgeregt wirkt hingegen dieses Album – und könnte damit so manchen Fan versöhnen, der spektakulärere Songs von Weiland weder verlangt noch wirklich haben möchte.
Album-Stream: Scott Weiland – “Blaster”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Asunder, Sweet And Other Distress” von Godspeed You! Black Emperor und alle weiteren wichtigen Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.