Mumford & Sons – “Wilder Mind”
Ein Album ohne Banjo und mit nur dezentem Folkrock hätte man sich von Mumford & Sons bis vor Kurzem vermutlich noch nicht ausgemalt. Ganz ohne ihr bisheriges Markenzeichen klingt die Platte mit flirrenden Synthies elektronischer und fährt eine satte Hochglanzproduktion auf. Dabei ist “Wilder Mind” kein wirklich schlechtes Album, der Hörer darf nur kein weiteres Folkrock-Feuerwerk wie “Babel” oder “Sigh No More” erwarten. Viele Songs auf dem Album haben Potenzial, darunter die zart glühenden Synthie-Balladen “Monster”, “Snake Eyes” und “Ditmas”. Dagegen sind die Vorabsingles “Believe” und “The Wolf” klare Stadion-Rock-Hymnen, die sich auch im Radio wohlfühlen. “The Wolf” ist eine der wenigen groovigen Uptempo-Nummern auf dem Album, doch auch auf typische, sehnsüchtige Liebeslieder wie “Tompkins Square Park” oder auch “Only Love” verzichtet die Band auf ihrem dritten Studioalbum nicht. Das Banjo mag Vergangenheit sein, ihr Sound insgesamt gefälliger wirken. Aber auch auf “Wilder Mind” besitzen die Songs der ehemaligen Folkrock-Überflieger nach wie vor ein nie übertriebenes Pathos und genug Aufbruchstimmung und Herzschmerz, um ganz große Emotionen zu wecken.
Video: Mumford & Sons – “Believe”
Django Django – “Born Under The Sun”
Wie geht man ein zweites Album an, wenn man mit dem Debüt bereits zum Kritikerliebling und für den Mercury Prize nomminiert wurde? Man macht da weiter, wo das Debüt aufhört. Deshalb paaren Django Django auch auf “Born Under The Sun” wieder Tanzbarkeit mit Indierock und bringen in einzelnen Songs mehr Genres unter, als ihre erfolgreicheren Chartkollegen jemals buchstabieren könnten. Kleine aber feine Unterschiede zum Vorgänger finden sich im opulenteren Sound, der dem Umzug aus dem Schlafzimmer in ein richtiges Tonstudio geschuldet sein könnte, sowie dem jetzt nicht mehr nur aus einer Stand-Tom bestehenden Schlagzeug. Das sorgt bereits im Opener “Giant” für einen fokussierteren Gesamtsound. Mit einer Chanson-Nummer wie “Shake And Tremble” wird sich die Band erneut vor den ganz großen Retro-Referezenzen ala Beach Boys und John Lennon nicht drücken können. Gut, dass sie trotzdem jederzeit modernen Indierock denkt.
Video: Django Django – “Reflections”
Django Django – Reflections (Official Video) on MUZU.TV.
Coliseum – “Anxiety’s Kiss”
Coliseum veröffentlichen mit “Anxiety’s Kiss” bereits ihr fünftes Studioalbum – das erste beim neuen Label Deathwish. Umso erstaunlicher, dass das Album nicht wirklich nach einer typischen Deathwish-Veröffentlichung klingt. Die Band spielt hier weder sonderlich aggresiven noch allzu komplizierten Hardcore. Genre-untypisch treten hier die Gitarren vor Ryan Pattersons Stimme zurück. Die liefert dafür aber soviel Dreck mit, dass man die Band auf jeden Fall richtig einzuordnen weiss. Deshalb funktionieren auch das melodiöse “Sunflight In A Snowstorm” und “Sharp Fangs”, trotz oder vielleicht auch gerade wegen der eleganten Öffnung hin zum Postpunk. Mit diesem Album dürfte jedenfalls klar sein: Coliseum machen zwar Hardcore, hören privat trotzdem gerne mal was anderes.
Album-Stream: Coliseum – “Anxiety’s Kiss”
My Morning Jacket – “The Waterfall”
Nicht nur das bunte Cover des neuen Albums “The Waterfall” von “My Morning Jacket” hat eine gehörige Portion psychedelischer Elemente abbekommen. Auch bei der Musik der Band aus Kentucky springt einem die geballte Psychedelic sofort ins Ohr. Die ist laut Frontmann Jim James inspiriert von der Strandlandschaft in Nordkalifornien, wo das siebte Studioalbum der Band entstanden ist. Dass sich James dort gefühlt habe, wie auf einem kleinen, abgeschiedenen Mond, hört man der Platte förmlich an. My Morning Jacket klingen auf “The Waterfall” so unbeschwert und losgelöst wie lange nicht mehr. Das Artwork dazu hätte man passender kaum wählen können, fließt die Musik doch selbst daher wie ein Strom und verfrachtet einen so auf einen gedanklichen Fluss, der mal nur sanft dahinplätschert und mal zum reißenden Wasserfall wird.
Video: My Morning Jacket – “Spring (Among The Living)”
Django Django – Reflections (Official Video) on MUZU.TV.
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Tocotronic (Das rote Album)” von Tocotronic und alle weiteren wichtigen Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.