K.I.Z. – “Hurra die Welt geht unter”
K.I.Z. schrauben die Ironie zurück und besinnen sich auf ihrem aktuellen Album wieder mehr auf ihre politischen Wurzeln. “Hurra die Welt geht unter” könnte auf den ersten Blick ein Konzeptalbum sein: Gesellschaftskritik wird in verschiedenen Facetten von den Berliner Rappern in wütenden und radikalen Texten besungen. Themen wie Kapitalismus, Abhängigkeiten und soziale Vergletscherung werden mit krassen Bildern beschrieben und mit Oldschool-Beats unterlegt. In “Geld” wird die konsumgeile Republik besungen, welcher sich in “Glücklich und satt” mit “Alle anderen sind glücklich und satt/ Wir bringen den Hass” kritisch entgegengestellt wird. In “Boom Boom Boom” macht das Quartett einen Rundumschlag und greift die Flüchtlingspolitik, Ausbeutung und Untertanen-Mentalität sowie die scheinheilige Verleugnung rechtsradikaler Mentalität bei Organisationen wie Pegida mit klaren Worten auf: “Boom, Boom, Boom, Boom / Ich bring euch alle um.” Die Melodien gehen gewohnt schnell in den Kopf und besonders Tracks wie “Boom Boom Boom” und “Käfigbett” entpuppen sich schon beim ersten Hören als Mitsing-Hymnen. K.I.Z. haben den Spaß am Sexismus verloren, übrig bleibt reines Elend und der Gedanke an ein fiktives Utopia, das im Closer und Titeltrack freudig besungen wird.
Stream: K.I.Z. – “Hurra die Welt geht unter”
Veruca Salt – “Ghost Notes”
Nach 16 Jahren hat sich die einflussreiche Alternative-Band Veruca Salt wieder zusammengefunden, mit “Ghost Notes” erscheint nun nicht nur ihr fünftes Studioalbum, sondern auch die erste Platte der Band in Originalbesetzung seit dem 1997er Album “Eight Arms To Hold You”. Das stilprägende Chicagoer Quartett zeigt auf seinem Comeback-Album, dass es sich in den vergangen Jahre größtenteils von den Klischees der Neunziger gelöst hat – weg von Grunge-Produktionen, energetischen Akkorden und schleppenden Gekeife, hin zu heiteren Melodien, wie in “Eyes On You”, “Love You Less” oder auch dem poppig angehauchten Track “Laughing In The Sugar Bowl”. Grunge-Einflüsse sind dennoch auf “Black And Blonde” zu finden. Klar ist: Veruca Salt schreiben immer noch wütende, einprägsame Songs aber ohne die frühere Naivität. Bei Songs wie “Empty Bottle”, The Sound Of Leaving” und “Lost To Me” wird es ernster und ruhiger, was durch saftiges Drumming und Louise Posts gefühlvollen, schmachtenden und teils säuselndem Gesang unterstützt wird.
Stream: Veruca Salt – “Ghost Notes”
Heyrocco – “Teenage Movie Soundtrack”
Heyrocco machen schon seit fünf Jahren Musik. Trotzdem hat es bis heute gedauert, bis ihr Debütalbum “Teenage Movie Soundtrack” das Licht der Welt erblickte. Sich selbst ordnet die Band dem “Disney Grunge” zu. Auch wenn man sich unter diesem Gerne zunächst nicht wirklich viel vorstellen kann – je länger man sich Heyrocco anhört, desto deutlicher wird, wie sehr diese Einordnung den Nagel auf den Kopf trifft. Mit “Virgin” liefert das US-Trio eine lupenreine Grunge-Nummer, die mit ihrer Kombination aus Gitarren-Riff, Harmoniewechseln und dem krachigen Refrain unweigerlich an Bands wie Nirvana erinnert. Songs wie “Elsewhere” oder “Mom Jeans” haben mit Grunge weniger zu tun, sondern klingen mit verspielter Leichtigkeit nach Bombay Bicycle Club und Pavement. Die Texte zwischen Liebeskummer und Zukunftsängsten von Titeln wie “Santa Fe – Stupid Lovesong” tun ihr restliches, um die Referenz zum Albumtitel und den Disney-Flair zu vervollkommnen. Dass ein Vergleich mit besagtem Medienkonzern aber keinesfalls negativ behaftet ist, steht wohl spätestens seit dem aktuellsten Star-Wars-Trailer fest.
Album-Stream: Heyrocco – “Teenage Movie Soundtrack”
Between The Buried And Me – “Coma Ecliptic”
Between The Buried And Me zerren ihren Metalcore mit der neuen Platte “Coma Ecliptic” auf die Prog-Kirmes. Hier flackert und zappelt es an allen Ecken und Ende. Apokalyptische Achterbahn-Sythesizer und Vocoder-Stimmen schieben sich genauso rasant durch ungerade Taktzahlen, Breakdown-Stafetten und Gitarrenskalen wie Gebrüll und melodiöser Gesang. Die himmelhoch aufgetürmten Mathcore-Ambitionen des US-Quintetts klingen bisweilen dann auch gerne mal nach einer Persiflage auf ein komplettes Genre. Schwindelfreie und progerprobte Hörer sollten damit aber ihren Spass haben.
Album-Stream: Between The Buried And Me – “Coma Ecliptic”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Atheist’s Cornea “ von Envy, und alle weiteren wichtigen Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.