Iron Maiden – “The Book Of Souls”
Seit ihrem Quasi-Comeback mit Sänger Bruce Dickinson auf “Brave New World” aus dem Jahr 2000 haben Iron Maiden sich immer weiter in Richtung noch epischerer und progressiverer Metal-Songs entwickelt. Mit “The Book Of Souls” treiben die Briten diese Entwicklung auf die Spitze: Das erste Doppel-Studioalbum ihrer Karriere ist ihr bisher längstes Werk, die Songs nehmen sich entsprechend noch mehr Zeit, um noch mehr Solos und noch mehr Drama aus jeder Idee herauszuholen. Dass Maiden sich dabei immer wieder auch selbst zitieren – der Titeltrack klaut kurz vor dem Gitarrensolo bei “Losfer Words (Big ‘Orra)”, “Shadows Of The Valley” beginnt ungefähr wie der alte Hit “Wasted Years” – macht nicht viel: Manchmal hätte eine Idee zwar auch eine Minute kürzer ausformuliert werden können, insgesamt fügen sich aber selbst die vielen Ideen von Epen wie dem 18-minütige “Empire Of The Clouds” zu erstaunlich stimmigen, atmosphärischen Songs zusammen. Die kürzesten Stücke – und damit die eher straighten Rocker – sind auf “The Book Of Souls” ohnehin die schwächsten.
Album-Stream: Iron Maiden – “The Book Of Souls”
Fidlar – “Too”
Mit ihrem feierwütigen Debüt zerrten die kalifornischen Garagenpunks Fidlar die Surfmusik noch auf die dunkle Seite des Lebens, 2015 sieht die Sache schon etwas anders aus. In Nashville analog unter der Aufsicht von Jay Joyce (Cage The Elephant, Halestorm) aufgenommen, hört man den Radaubrüdern merklich den Willen zur Weiterentwicklung an: Ein Song nennt sich “Sober” und sorgt mit seinem Sprechgesang zunächst für Verwirrung, und in “Why Generation” macht sich das Sänger/Gitarristen-Doppel Zac Carper und Elvis Kuehn Gedanken über die Überwachungsgesellschaft. Mit “Overdose” schafft es sogar ein Akustiktrack auf “Too”. Wer jetzt denkt, dass Fidlar den Spaß diesmal außen vor gelassen haben, merkt seinen Irrtum spätestens beim surfpunkigen “Drone” oder dem Closer “Bad Habits”. So ganz erwachsen wollen sie dann offenbar doch noch nicht werden.
Album-Stream: Fidlar – “Too”
Uncle Acid & The Deadbeats – “The Night Creeper”
Schummriges Kerzenlicht, verschwommene Bilder alter Gore-Filme und Schattengestalten, das sind die ersten Gedanken, die einem beim ersten Hören der neuen Uncle Acid & The Deadbeats-Platte durch den Kopf huschen. “The Night Creeper” verpackt die gewohnten Gruselgeschichten der Engländer in doomige Psychedelic-Rock-Klänge. Die erste Single “Waiting For Blood” eröffnet die vierte Platte mit gewohnt fuzzigem Sound. Mit “Yellow Moon” kommt genau in der Mitte der Platte ein instrumentales Interlude, das mit vereinzelten Klaviertönen endet und direkt in das Orgelspiel der zweiten Single “Melody Lane” übergeht. Der namensgebende Track “The Night Creeper” kriecht mit monotonen Riffs voran und steigert sich im Laufe des Songs. Darauf folgt direkt “Inside”, ein klassischer Vintage-Rock-Song, der direkt überzeugt. An Black Sabbath erinnernde Riffs gepaart mit poppigen Meldodien machen aus der ganzen Platte einen Ohrwurm, den man so schnell nicht wieder los wird. “I will take you Downtown” – diese Einladung nehmen wir gerne an.
Album-Stream: Uncle Acid & The Deadbeats – “The Night Creeper”
The Arcs – “Yours, Dreamily”
Man könnte zunächst meinen, das Debütalbum der Arcs sei nicht mehr als das zweite Soloalbum von Black Keys-Frontmann Dan Auerbach. Wenn man sich “Yours, Dreamily” aber anhört, wird schnell klar, dass das nicht ganz zutrifft: Hier ist definitiv eine Band am Werk. Was wiederum zur Folge hat, dass manche Songs wie zum Beispiel der Opener “Outta My Mind” auch auf der aktuellen Black-Keys-Platte “Turn Blue” ein Zuhause hätten finden können. Experimenteller geht es bei “Come & Go” zu, das mit Rauschen und weiblichem Gestöhne beginnt und mit hintergründigem Saxofon in eine verrauchte und -ruchte Jazzbar nach Ladenschluss entführt. In “Velvet Ditch” deklariert Auerbach, er sei “Forever stuck in Mississippi”. Mit “Yours, Dreamily” und seinem bunten Sammelsurium aus Blues, Soul, Psychrock und einer Prise Electronica, dessen roter Faden Auerbachs charakteristische Stimme ist, beweist er aber eigentlich genau das Gegenteil.
Album-Stream: The Arcs – “Yours, Dreamily”
The Arcs:
Yours, Dreamily, The Arcs (Albumstream)
auf tape.tv.
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Dreamcrash” von Grave Pleasures, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.