Coldplay – “A Head Full Of Dreams”
Ein Jahr nach der Zusammenarbeit mit dem DJ Avicii im Song “A Sky Full Of Stars” veröffentlichen Coldplay mit “A Head Full Of Dreams” eine Platte, die an den Sound der Kooperation anknüpft. In “Hymn For The Weekend” kommt es sogar noch einmal zur Zusammenarbeit des DJs mit den britischen Pop-Rockern, wobei diese Bezeichnung spätestens jetzt überholt sein sollte: “A Head Full Of Dreams” hat keine Rock-Elemente mehr. Viel eher ist es ein gut produziertes und kantenfreies Pop-Album, das alleine schon mit seiner Gästeliste auffällt, auf der Beyoncé, Noel Gallagher, Tove Lo, Gwyneth Paltrow und sogar Barack Obama stehen. Poppige “Oh-Oh”-Singalongs gibt es in allen der elf Liedern, die größtenteils zum Tanzen anregen. Schon im namensgebenden Opener sind alle Elemente enthalten, die einen guten Pop-Song ausmachen: E-Drum unter grooviger Bass-Line, catchy Sing-Along-Hook und eine Mitklatsch-Bridge. Lediglich das Interlude “Kaleidoscope”, und die beiden Balladen “Fun” und “Amazing Day” fallen mit ihrer weniger elektronischen Fixierung aus dem Raster. Natürlich ist “A Head Full Of Dreams” eine Weiterentwicklung der Band, die die Fangemeinschaft genau wie der Vorgänger “Ghost Stories” spalten wird. Kontrovers werden vor allem die Beat- und Electro-Elemente, wie zum Beispiel in “Army Of One” diskutiert werden. Die machen aber auch den eigenwilligen Charme der Platte aus – mit der Rockfans nun endgültig von Coldplay Abschied nehmen können.
Video: Coldplay – “Adventure Of A Lifetime”
Celestial Wolves – “Illusive Landscape Of Expression”
Verregnete Abende, Stürme vor dem Fenster und das neue Album von Celestial Wolves auf dem Plattenspieler. Genau das ist die richtige Atmosphäre für “Illusive Landscape Of Experssion”. Das Quintett aus dem belgischen Herzele spielt seinen melodiösen Post-Rock rein instrumental. Schon der Opener “Alithia” hat eine Laufzeit von gut fünf Minuten und ist damit der kürzeste Track der Platte. In Songs wie “Jericho” und “Re-Entry” bleibt sich die Instrumental-Band treu und bauen immer wieder einen Spannungsbogen mit Hilfe von treibenden Riffs auf, um ihn dann wieder immer aufs Neue zu zerstören. Wiederholende Muster spielen eine wichtige Rolle auf dem Nachfolger zu “Wood For Wood” (2013). Die pulsierenden Drums am Anfang von “Rebellion Era” ziehen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Song, der auf seine eigene Weise motivierend wirkt. Im Rausschmeißer “The Light” beweisen sie noch einmal, dass sie ein gutes Händchen für melodiöse, dynamische Kompositionen haben.
Album-Stream: Celestial Wolves – “Illusive Landscape Of Experssion”
Lush – “Chorus”
Es gibt Reunions, die braucht keiner wirklich. Halbgare und enttäuschende. Dann gibt es die Reunion von Lush. Dabei dachte niemand mehr an eine Rückkehr. Nicht, nachdem Drummer Chris Acland 1996 Suizid begangen hatte. Nicht, als nach zwei Jahren ohne weitere Aktivitäten die stille Auflösung erfolgte. Das Best-of “Ciao!” war in Ordnung, aber kein Ersatz. Stattdessen Funkstille. Bis es plötzlich gar nicht schnell genug gehen konnte. Erst bestätigten Lush Ende September die erste Show seit fast 20 Jahren, auf dem Drumhocker Justin Welch von Elastica. Kurz darauf folgte die Ankündigung einer Tour, auf der eine in Eigenregie aufgenommene EP mit neuem Material angeboten werden soll. Um die frohe Botschaft und das kommende Jahr im Zeichen des poppigen Shoegaze gebührend zu feiern, gibt es jetzt “Chorus”, das auf fünf CDs die frühe EP-Compilation “Gala” (1990), alle drei Alben der Band und die B-Seiten-Kollektion “Topolino” (1996) zusammenfasst. Und das ist gut so.
Video: Lush – “Sweetness And Light”
Sunn O))) – “Kannon”
Lange haben uns Sunn O))) auf ein neues Studioalbum warten lassen, darüber konnte weder die vorzügliche Kooperation mit Ulver hinwegtäuschen, noch die nicht minder geschätzte mit Scott Walker. 2009 war das, als “Monoliths & Dimensions” mit allem aufwartete, was die Drone-Meister aus Seattle ausmacht und damit als bisheriger Höhepunkt in der Diskografie angesehen werden kann. 2015, hieß es, solle die Spontaneität zurückkehren. “Monoliths…” sei zu sehr Studioplatte gewesen, habe zu viel Zeit am Rechner in Anspruch genommen als vorgesehen. Dass Sunn O))) Wort gehalten haben, hört man. Zwar herrscht immer noch das Transzendentale vor, das Gebetsmühlenartige im Dröhnen der Amps, doch selten zuvor hat die Band die hohen Frequenzen so besetzt wie auf “Kannon”. Dazu knurrt Mayhem-Sänger Attila Csihar wie ein halb Verhungerter mit Schlüssel zur Speisekammer – er fletscht die Reißer, schnappt zu, er führt den Chor in “Kannon, Pt. 2” an, gibt dem Sunn O)))-Amboss Form und Struktur, ist der stimmliche Blasebalg zur Drone-Esse von Greg Anderson und Stephen O’Malley. So kann sich der Fan neben seinen “Altar” in der “Domkirke” seit heute auch ein Bildnis der Gottheit des Mitgefühls stellen und ihr Tribut zollen.
Album-Stream: Sunn O))) – “Kannon”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Second Psychedelic Coming: The Aquarius Tapes “ von Jess And The Ancient Ones, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.