DeWolff – “Roux-Ga-Roux”
Aus den Sümpfen des Bayous kommt das US-amerikanische Fabelwesen “Roux-Ga-Roux”, nachdem die Psychedelic-Blueser DeWolff ihr neustes Album benannt haben. Neben dem Werwolf-ähnlichen Wesen kommt noch etwas aus den Sumpfgebieten der Südstaaten – ihre große Inspiration Creedence Clearwater Revival. Das wird schon im zweiten Song “Black Cat Woman” klar, dank dem bluesigen Groove und einem Mittelpart den Tom Fogerty nicht besser hätte schreiben schreiben können. Um das Nostalgie-Psych-Rock-Erlebnis zu perfektionieren fährt das Trio mit Background-Sängerinnen und einer dauerpräsenten Hammondorgel auf. Mit dieser Platte machen DeWolff ihren Kollegen Radio Moscow stark Konkurrenz im Rennen um die jüngste Band, die den ältesten Sound produziert. Mit Songs wie “Easy Money” und “Toux-Da-Loux” übernehmen sie die Führung Dank der röhrenden Stimme von Sänger und Bassist Pablo van de Poel. Trotz dieses Organs können sie auch ruhigere Töne anschlagen, “Tired Of Loving You” ist ein Paradebeispiel für einen Liebeskummer-Blues direkt aus den 70ern importiert. Doch das geschmeidigen Rauschmeißer-Solo lässt die Trübsal sofort verfliegen. Am Ende der Platte bleibt aber eine Frage: wird van de Poel irgendwann der Black Cat Man der besungenen Katzenfrau? Am besten nochmal von vorne auflegen und selbst herausfinden.
Album-Stream: DeWolff – “Roux-Ga-Roux”
Alexisonfire – “Live at Copps”
2012 lösten sich die kanadischen Posthardcore-Ikonen auf, 2013 veröffentlichten sie ein Box-Set mit all ihren Platten und Seven-Inches – und heute bringen Alexisonfire erstmals eine Kombination aus Live-Album und Konzertvideo auf den Markt. “Live At Copps” ist die Aufzeichnung ihrer letzten Kanada-Show vor den Reunion-Konzerten, die am 30. Dezember 2012 vor 10.000 Fans in Hamilton stattgefunden hatte. Die Aufzeichnung präsentiert die Posthardcore-Band euphorisch und in bester Spiellaune, während Frontmann George Pettit und seine Mitstreiter sich mit einer 24-Songs umfassenden Setlist kreuz und quer durch ihre gesamte Diskografie spielen. Das Live-Album erscheint heute im digitalen Format, eine Veröffentlichung auf Vierfach-Vinyl mit Etching auf der D-Seite sowie Downloadcodes für Audio- und Videodateien und beiliegender Blu-Ray ist ebenfalls geplant. Ein genaues Datum für das Vinyl ist aber noch nicht bekannt.
Video: Alexisonfire – “Young Cardinals” (live)
Kokomo – “Monochrome Noise Love”
Jedesmal, wenn eine neue Postrock-Platte über den Schreibtisch wandert, fragt man sich, wann der Drops denn endlich gelutscht ist und wie viele Crescendi man als Hörer eigentlich noch ertragen kann. Der Unterscheid liegt, wie so oft dieser Tage, in der Liebe zum Detail. Im Aufbau und der Atmosphäre, ob die Zusammensetzung der Komponenten eher nach Bauklötzchen aussieht oder nach technischer Zeichnung, eher primärfarben oder kunterbunt. Nur eines davon wäre verkehrt, alles auf einmal auch. Die Mischung machts, das konnten zuletzt Caspian mit “Dust & Disquiet” beweisen, und das können auch Kokomo aus Duisburg. Die prächtige Aufmachung der LP von “Monochrome Noise Love” (unter anderem mit Wachs versiegelt) zeigt, wie versessen das Quintett auf eine angemessene Präsentation ihrer Arbeit ist. Glücklicherweise bestätigt auch die Musik diesen Eindruck. Eine konsequent düstere Klangfarbe beherrscht die Szenerie, das Wechselspiel zwischen Streicheln und Schlitzen ist punktgenau inszeniert. Und hey: Wer seinen Songs die Titel “Jüngling mit Apfel” oder “I’m Bill Murray” gibt, hat bei uns ohnehin einen Stein im Brett.
Album-Stream: Kokomo – “Monochrome Noise Love”
Motorpsycho – “Here Be Monsters”
Ihre Kreativität kennt kein Ende. Kurz nach dem dritten Spidergawd-Album in drei Jahren erreicht uns das dritte Motorpsycho-Album in vier Jahren. Da hilft keine Verwunderung, da muss man jetzt für eine Dreiviertelstunde durch. Das Intro “Sleepwalking” mit seinen hohen Klaviernoten findet seine Fortführung im eigentlichen Opener “Lacuna/Sunrise”, und es dauert nicht lange bis zum ersten Fragezeichen. Qu’est-ce que c’est? Das ist balladesk, das ist feierlich, das ist komplex und hymnisch. Das sind einerseits typisch Motorpsycho in ihrer aktuellen Psych-Prog-Phase, andererseits wieder etwas völlig neues. Weiter. Wilde und virtuose Instrumental-Passagen werden nur ab und an mit Gesang ausgeschmückt, meistens reicht schon die Musik an sich. Bis zum Pling. Es folgt der erste echte Song (und auch der letzte): “Spin, Spin, Spin” ist ein Cover der Psych-Rocker H.P. Lovecraft, die seinerzeit damit den 60er-Folkie Terry Callier gecovert hatten. Eine wunderbare Anlehnung an die Motorpsycho-Platten um die Jahrtausendwende, sagen wir “Let Them Eat Cake”. Nach einer weiteren Schlafwandlerei gibt der “Big Black Dog” wahlweise den lieblichen Wackeldackel, die dramatische Töle oder gleich den beißwütigen Rottweiler. Alles in 18 prallen Minuten, die mit Worten kaum zu beschreiben sind. Puh. Jetzt eine Ruhepause. Dann Repeat.
Album-Stream: Motorpsycho – “Here Be Monsters”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Good Advice” von Basia Bulat, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.