Monomyth – “Exo”
Andere Bands stellen ans Ende ihrer Alben gerne mal einen etwas längeren, spezielleren Song. Monomyth machen es genau andersherum: Mit knapp sechs Minuten ist “Moebius Trip” noch der kürzeste der insgesamt fünf Songs auf ihrem neuen Album “Exo”, das trotzdem auf eine Spielzeit von 43 Minuten kommt. “Instrumental Space Kraut Stonerrock” nennen die fünf Niederländer ihre Musik – Übersetzt bedeutet das: Psychedelic Rock vom Feinsten. Monomyth vereinen auf ihrem neuesten Werk sphärische Klänge, eine teils verschleppende, teils treibende Rhythmussektion und melodische Gitarren, die mal nur den Klangteppich unterstützen wollen und mal nach Höherem streben und virtuose Soli einstreuen, zu einem harmonierenden Gesamtgefüge. Dazu kommen kleine Melodien, die auch ohne klare Songstrukturen im Kopf bleiben, letztendlich aber doch hinter der Erfahrung des großen Ganzen zurücktreten. In den Songs geht es nicht ums Ankommen, nicht um Aufbau und Höhepunkt, hier geht es um die Reise, um das Erlebnis des Sounds, den Trip, der dabei im Kopf entsteht. All das ist bereits auf dem fast viertelstündigen Albumopener “Uncharted” zu hören und setzt sich auf den vier weiteren Songs nahtlos fort, jedoch nicht immer so ruhig und verträumt wie zuvor. Das beweisen das rhythmischere und geordnetere “Surface Crawler” und “ET Oasis”, auf dem es zum Ende hin sogar richtig laut und wild wird.
Album-Stream: Monomyth – “Exo”
Spiritual Beggars – “Sunrise To Sundown”
Eine Mischung aus 70s-Glam-Rock und Stoner-Rock liefern die Schweden von Spiritual Beggars auf ihrer neuen Platte “Sunrise To Sundown”. Angezerrte Orgel-Sounds (“Diamond Under Pressure”) treffen hier auf wuchtige Drums (“I Turn To Stone”) und Sänger Apollo Papathanasios’ raue Stimme (“What Doesn’t Kill You”) und versetzen einen diverse Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit. Die Gitarren sind allerdings das zentrale Element auf “Sunrise To Sundown”, die sich immer wieder in längeren Solo-Passagen (“Hard Road”) verlieren und somit der Platte klar ihren Stempel aufdrücken. Insgesamt sparen die Spiritual Beggars auf “Sunrise To Sundown” auch nicht mit Augenzwinkern und Klischees, wie man es auch von der britischen Glam-Rock-Band The Darkness kennt, denn allzu ernst scheinen sich auch die Schweden nicht zu nehmen. Das ist auch nicht weiter schlimm. Ganz im Gegenteil.
Album-Stream: Spiritual Beggars – “Sunrise To Sundown”
Dustin Kensure – “Thoughts That Float On A Different Blood”
Bei der Posthardcore Band Thrice geht es für Frontmann Dustin Kensrue deutlich härter zur Sache, als auf seinem neuen Solo-Livealbum “Thoughts That Float On A Different Blood”. Auf diesem präsentiert der Thrice-Frontmann elf akustische Cover von ausgewählten Songs seiner Lieblingskünstler. Diese hatte er bei zwei intimen Solo-Shows in Santa Ana/Kalifornien live gespielt. Besonders emotional geht es bei dem Brand-New-Cover zu “Jesus Christ” zur Sache, bei dem Kensrues raue Stimme eine ganz besondere Gänsehaut-Atmosphäre erzeugt. Auch die minimalistische Version von Miley Cyrus’ “Wrecking Ball” steht dem Song ausgesprochen gut und offenbart durch die weniger glatte Performance, um was für eine prächtige Pop-Perle es sich bei dem Stück handelt. Beim Radiohead-Cover zu “Creep” offenbart Kensrue darüber hinaus, dass er neben seiner kratzigen Rock-Stimme auch den Falsett-Gesang von Thom Yorke bestens beherrscht. Insgesamt besticht “Thoughts That Float On A Different Blood” durch eine starke Songauswahl und eine noch stärkere Performance.
Stream: Dustin Kensrue – “Wrecking Ball” (Miley-Cyrus-Cover)
Monolith – “Mountain”
Direkt mit dem titelgebenden Song “Mountain” liefern die Bremer Monolith auf ihrem neuen Album einen klassischen Doomrock-Opener: mächtig groovende Gitarren eröffnen den Track, um sich direkt in einem rhythmusgetragenen Part aufzulösen, aus dem sich die Stimme von Sänger Ralf Brummerloh erhebt. Kurz darauf entfaltet sich die Gänze des Songs und liefert feinsten Doomrock. Im zweiten Titel “Vultures” hört man dann wie symbiotisch die Rhytmusgruppe mit den Gitarren arbeitet. Nach einem langsamen, donnernden Basslauf, setzen die Gitarren ein und beschwören eine Wucht herauf, die zwischen gesetzten und leicht treibenden Parts wechselt. Über Allem thront abermals Brummerlohs Stimme, die sehr an den frühen Ozzy Osbourne erinnert. Mit “Standing Tall” wird langsam die Geschwindigkeitsschraube angezogen, die im alkoholpreisenden und drückend treibenden “Moonshine Medication” ihren Höhepunkt findet. Das folgende “Lies And Deceit” fährt das Tempo aber wieder auf typisches Doom-Niveau herunter. Das leicht verträumte, tragende Riff des Stücks liefert dabei die melancholische Stimmung für das gesellschaftskritische Stück, das die Faust rebellierend in Richtung der oberen ein Prozent hebt. “Tide” präsentiert kurz vor Schluss dann noch den Höhepunkt des Albums und das Quartett packt alles aus, was die Schule des Doom ihnen beigebracht hat. Schleppender Groove, verfuzzte Gitarren und schöne, dezente Tempowechsel. Die Textpassage “dissolving in the endless sea” gibt die perfekte Überleitung in ein ausuferndes Gitarrensolo. Zum Ende wird mit dem akustischen “Blackbird” noch den über alles schwebenden Led Zeppelin gehuldigt. Alles in allem haben die Hanseaten lupenreinen Doomrock mit einem Blick nach Hinten Richtung Black Sabbath geliefert, ohne sich hinter Genreverwandten wie Kadavar zu verstecken.
Video: Monolith – “Vultures”
Unsere aktuelle Platte der Woche “Post Pop Depression” von Iggy Pop, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.