Cult of Luna & Julie Christmas – “Mariner”
Ein wenig Rhodespiano und ein dezentes, verhalltes Schlagzeug: Der Opener “A Greater Call” von Cult of Lunas neuer Platte “Mariner” beginnt verhalten und atmosphärisch ehe er brachial und hymnisch über einen hereinbricht. Während Sänger Johannes Persson sich die Seele aus dem Leib brüllt, schwebt die sphärische Stimme von Julie Christmas über dem Ganzen. Mit ihrer neuen Platte verwirklicht das schwedische Post-Metal-Kollektiv die lang gehegte Idee eines Space-Albums. Die Reise führt vom euphorischen Start in die Galaxis bis zum kataklystischen Ende des Universum. Das Konzept spiegelt sich auch im Sound wieder: eine weite, grenzenlose Atmosphäre trifft auf die bedrohliche, monumentale Schwere der ewigen Finsternis des Alls. In der “Final Frontier” des Weltraums loten Cult Of Luna in Songs wie dem vielschichtigen “The Wreck of S.S. Needle” ihre musikalischen Grenzen aus. Die Zusammenarbeit mit der stimmgewaltigen Julie Christmas wirkt dabei wie ein Katylastor für das vielleicht komplexeste und aufregendste Album der Bandgeschichte.
Album Stream: Cult of Luna & Julie Christmas – “Mariner”
Parquet Courts – “Human Performance”
Nach “Content Nausea” des Quasi-Nebenprojekts Parkay Quarts, bei dem die Hälfte der Band abwesend war, und der EP “Monastic Living”, sind Parquet Courts wieder vollzählig und haben ein neues Album namens “Human Performance” herausgebracht. Das poltert nicht mehr so lautstark wie “Content Nausea”, das in Rekordzeit produziert worden war, wirkt allerdings noch immer so lässig aus der Hüfte geschossen wie eh und je – mit dem trockenen Country-angehauchten Garagenrock hat die Band noch nicht gebrochen. Dafür klingen Parquet Courts hier weitaus introspektiver als bislang. Der Titeltrack etwa betört mit seiner Coolness, während die Gesangsmelodie dringlich klingt, ohne sich unnötig anzubiedern, und in “Dust” brennt sich die rhythmische Basslinie nach unzähligen Wiederholungen ins Gehirn des Hörers. Die Parquet-Courts-Formel wurde also nicht groß verändert, ein kurzweiliges Vergnügen ist das neue Album dank voller Mannschaftsstärke und einprägsamen Melodien dann doch wieder geworden.
Album-Stream: Parquet Courts – “Human Performance”
A Place To Bury Strangers – “Kicking Out Jams (EP)”
Viel zu hören gab es vorab nicht – und auch zum Release steht die neue EP von A Place To Bury Strangers, den Noise-Rockern mit den berüchtigten Live-Shows, noch nicht zum Stream bereit. Die Richtung, in die es auf “Kicking Out Jams” geht, ist trotzdem klar: Das Trio um Vordenker Oliver Ackermann zeigt sich noch lärmiger als zuletzt. Alle Verzerrer sind bis zum Anschlag aufgedreht, die Songs sind mit feinster Lo-Fi-Technik aufgenommen. Dazwischen ist ein hektisches Schlagzeug zu erkennen, die kaum wiederzuerkennnde Gitarre und stark in den Hintergrund gerückter Gesang. Mal klingt das etwas spaciger, wie im Opener “Oh No”, mal wird es lauter, so etwa auf “Gong Home”. Insgesamt steht aber das Sounderlebnis im Vordergrund – somit ist “Kicking Out Jams” insgesamt doch ein typisches Werk für A Place To Bury Strangers.
Stream: A Place To Bury Strangers – “Oh No” / “Cool Sensations” / “Gong Home” (Snippets)
Frightened Rabbit – “Painting Of A Panic Attack”
Nachdem der kommerzielle Erfolg des vierten Frightened Rabbit-Album “Pedestrian Verse” von 2013 Scott Hutchinson genug Selbstbewusstsein beschert hatte, mit seiner Freundin von Schottland nach Los Angeles zu ziehen, verbrachte der Bandchef dort ein paar schlimme Monate. Die neue Platte der Indierocker, “Painting Of A Panic Attack”, erzählt in hochemotionalen Verliererhymnen, was dem Sänger in dieser Zeit widerfahren war. Songs wie “Death Dream”, “Woke Up Hurting” und das poppige “Get Out” werden dabei von einem intensiven Wind der Einsamkeit durchweht, in dem Hutchinson seine hohe und brüchige Stimme tanzen lässt. Die 15 Tracks sind mit der Haltung einer Emo-Indie-Band arrangiert, für die nötige Eleganz sorgt zudem die gelungene Produktion von The National-Gitarrist Aaron Dessner.
Album-Stream: Frightened Rabbit – “Painting Of A Panic Attack”
Unsere aktuelle Platte der Woche “Gore” von den Deftones, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.