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Draußen! - Die Alben der Woche

Draußen! – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von Dälek, Schreng Schreng & La La. Zur Platte der Woche küren wir "For The Ages To Come" von Ebbot Lundberg.

The Fall Of Troy – “OK”

Ohne großen Vorlauf und dann auch noch kostenlos – The Fall Of Troy gehen mit ihrem neuen Album “OK” einen ungewöhnlichen Vertriebsweg. Erst Anfang des Monats hatten die Mathrocker ihr fünftes Album ankündigt, das sie ihren Fans als Dankeschön für deren Unterstützung schenken. Auf “OK” präsentieren sich The Fall Of Troy soundlich reifer und rhythmisch sowie melodisch noch komplexer als auf dem 2009 erschienenen Album “In The Unlikely Event”. Für den ungeübten Fall-Of-Troy-Hörer kann das zuweilen chaotisch klingen, das Trio hat jedoch jede Note, Pause und Richtungswechsel genau geplant und führt sie technisch perfekt aus. Ihre Wurzeln haben die US-Amerikaner deutlich hörbar im Posthardcore, diese werden von virtuosen Gitarrensoli, vielfältigem Gesang und sogar Reggae-Einflüssen (“401k”) begleitet. Sänger Thomas Erak haucht mal sanft ins Mikrofon, dann schreit er sich wieder die Seele aus dem Leib. Dazwischen schafft er es, einige Popmelodien einzubauen, die Songs wie “Savior” oder “Side By Side” zu Highlights machen. Heraus sticht auch “Auto Repeater”, das mit einem groovigen Instrumentalpart und der härtesten Metal-Einlage des Albums aufwartet. Im August und September gibt es die Songs live zu hören, wenn The Fall Of Troy in Deutschland – von VISIONS empfohlen – auf Tour unterwegs sind. Das Album steht auf der Homepage der Band zum kostenlosen Download bereit.

Dälek – “Asphalt For Eden”

Seit dem Ende der 90er hatten die Vorreiter des Noise-Rap bis zum Album “Gutter Tactics” (2009) die Mauern zwischen den Genres Rap, Industrial, Noise und Shoegaze eingerissen – mit Erfolg: Nach ihrer vorläufigen Trennung fand ihr wütend-rumpelige Sound immer mehr Nachahmer, durch Kanye Wests brachiale Platte “Yeezus” gelangte er sogar in den Mainstream. Mit “Asphalt For Eden” veröffentlichen Dälek nun ihr erstes Album seit sieben Jahren. Songs wie der Opener “Shattered” und “It Just Is” arbeiten mit My Bloody Valentine-Gitarren, während das schmutzige “Critical” mit eingängigen Hooks als klassischer Rap-Song durchgeht. Unter allen sieben Songs brodeln die Noise-Flächen, insgesamt haben Dälek die dreckigen Ecken und Kanten ihrer früheren Alben für “Asphalt For Eden” aber abgerundet und ihren Sound vielschichtiger gestaltet – so findet sich mit “6db” sogar ein noisig-entspannter Instrumentaltrack auf der Platte.

Album-Stream: Dälek – “Asphalt For Eden”

Guided By Voices – “Please Be Honest”

Bereits 21 Studioalben haben Guided By Voices in ihrer über 30-jährigen Karriere veröffentlicht, wobei für ihren Output keinesfalls Quantität vor Qualität gilt: Die Band um Robert Pollard ist seit den 80ern prägend für Lofi-Rockmusik. Das 22. Album “Please Be Honest” hat Pollard diesmal komplett selbst geschrieben und eingespielt. Die 15 Songs knarzen und rauschen sich ins Ohr, die grungigen Harmonien gepaart mit den verspielten Gesangsmelodien sorgen dafür, dass sie sich dort festsetzen. Pollards Alleingang hat dem Vorgänger “Cool Planet” durchaus etwas voraus: Das Album wirkt mehr wie aus einem Guss, einige Songs lösen sich von der Bandstruktur, hin und wieder übernimmt auch eine Akustikgitarre die Führung.

Album-Stream: Guided By Voices – “Please Be Honest

Schreng Schreng & La La – “Echtholzstandby”

Punk akustisch zu spielen, ist ein heikles Unterfangen: Gerne verendet der Versuch in pseudowitzigen Peinlichkeiten oder überambitionierten Belanglosigkeiten. Ein Glück, dass Schreng Schreng & La La genau diese Stolpersteine leichtfüßig überspringen.
Das Akustikpunkduo besteht aus Love A-Frontmann Jörkk Mechenbier und seinem Kumpel Lasse Paulus und schafft auf “Echtholzstandby” das, woran viele scheitern: Die ehrlichen Songs kanalisieren Punkfeeling mal in lyrischem Gewand (“Ekel und Abscheu”), mal im unverstärkten Schrammel-Statement (“Spraypaint The Walls”). Hin und wieder durch zusätzliche Instrumente ergänzt, liegt der Fokus trotzdem auf Gitarre und Gesang, wie der lautmalerische Name des Duos vermuten lässt. Die Reduktion auf das Wesentliche kommt vor allem den sympathischen Texten Mechenbiers zugute: “Ich bin ein vollgedeckter Tisch und du bist auf Diät”, singt er insbrünstig in dem ironischen Punkchanson “Nathalie”. Dass sich Schreng Schreng & La La auch auf den Spuren politischer Liedermacher wie Hannes Wader & Co. befinden, macht der akustische Mittelfinger in Richtung Intoleranz “Ekel und Abscheu” klar: “Fremde bleiben Fremde, wenn für dich nur die Angst und der Zweifel spricht”. Selten gelingt ein Akustikprojekt so charmant und unprätentiös, ohne dabei seine Wurzeln im Punk zu verleugnen.

Album-Stream: Schreng Schreng & La La – “Echtholzstandby”

Unsere aktuelle Platte der Woche “Standarts” von Ebbot Lundberg, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.