Hesitation Wounds – “Awake for Everything”
Normalerweise schreit sich Jeremy Bolm bei Touché Amoré die Stimmbänder blutig, mit Hesitation Wounds hat er nun ein weiteres Ventil gefunden. Schon 2013 entstand die Band mit Mitgliedern von Slipknot, The Hope Conspiracy und Trap Them, damals reichte die gemeinsame Zeit nur für eine Seven-Inch, nun hat die Formation ein Debüt eingespielt. Das entfernt trocken die Silbe “Post-” aus Posthardcore, hart und geradlinig steigert sich Bolm hier in einen Zorn, der nach “Is Survived By” von seiner Hauptband schon verflogen schien, hier aber 90-sekündige Hassbretter wie “Teeth” hervorbringt, die einen groovig-metallischen, stellenweise rock’n’rolligen, brutalen Hardcore präsentieren.
Album-Stream: Hesitation Wounds – “Awake for Everything”
Pup – “The Dream Is Over”
Trostlose Zeilen wie “My lungs are killing me/ I didn’t even get high” hatten die Kanadier zwar schon vor zwei Jahren ausgezeichnet in unwiderstehlich krachige, melodische Garage-Punk-Hymnen verpackt. Nach ihrem sehr guten Debüt von 2014 ist es Pup aber trotzdem gelungen, ihr Songwriting auf ihrem zweiten Album auf ein neues Level zu hieven: Wüste Hardcore-Roots, hymnische Noise-Spitzen und süße Alternative-Melodien vermengen sich auf “The Dream Is Over” zu lärmenden, angriffslustigen Songs wie “If This Tour Doesn’t Kill You, I Will”, “DVP” und “Doubts” – die kämpferisch-ironische Grundstimmung kommt dabei nicht von ungefähr: Der Titel “The Dream Is Over” ist einem Satz einer Ärztin entlehnt, die Sänger Stefan Babcock im vergangenen Jahr mit exakt jenen Worten mitteilte, dass er das Singen in einer Band wegen einer Stimmband-Infektion besser abschreiben solle. Glücklicherweise hat er die absurde Warnung ignoriert und den Ärger und die Melancholie darüber in großartiges Garage-Punk-Gerumpel verpackt, das sich kinderleicht mit ihren Landsleuten The Dirty Nil, Fidlar oder Weezer messen kann.
Album-Stream: Pup – “The Dream Is Over”
Suns Of Thyme – “Cascades”
Gitarren-Hypnose: Suns Of Thyme aus Berlin empfehlen sich mit ihrem zweiten Album als tragenbde Säulen des Krautgaze. “Cascades” vereint psychedelische Trippigkeit, das effektverhangene Sich-selbst-genug-sein des Shoegaze, die Melancholie von 80er-Ikonen wie The Cure und die Retro-Virtuosität des Krautrock. Wo etwa Tame Impala ihr Heil in elektronischen Gefilden suchen, sind Suns Of Thyme eine Rockband, die in “Intuition Unbound” groovig-federnd den Psychrock mit gleitendem 80er-Bass auf die Waldfolk-Lichtung einlädt, in “Deep Purple Rain” flehender und romantischer, aber auch energischer klingt, und in “Schweben” und “Ich träum von dir” ihren musikalischen Vibe zwischen Schwebezustand und Wachtraum sogar auf Deutsch ausformuliert. Eine Platte mit einem außergewöhnlichen Flair.
Album-Stream: Suns Of Thyme – “Cascades”
Band Of Skulls – “By Default”
Die erste Albumtrilogie ist abgeschlossen, für ihre vierte Platte “By Default” wollten Band Of Skulls eine “neue Ära in der Geschichte der Band einläuten”: einen Schritt zurückgehen, sich das bisher Geschaffte in Ruhe ansehen, einmal tief durchatmen – und wieder konzentriert nach vorne preschen. Der mit Blues und Glam infizierte Rock des Trios kommt angriffslustig daher, wechselt zwischen Leichtfüßigkeit und schweren Rock’n’Roll-Riffs hin und her und lässt nach einem Acapella-Part gerne auch mal ein außer Kontrolle geratenes Gitarrensolo in den Himmel steigen. Die Gesangsmelodien liefern hierbei nicht nur die bluesigen Retro-Hooks, sondern beweisen auch noch eingängigen Pop-Appeal, der sich nahtlos in die lässigen Instrumentals einfügt. Eine Mischung, die mit ihrer groovigen Dynamik bis zum Ende spannend bleibt.
Album-Stream: Band Of Skulls – “By Default”
Unsere aktuelle Platte der Woche “To Be Everywhere Is To Be Nowhere” von Thrice, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.