Jeff The Brotherhood – “Zone”
Dass man Jeff The Brotherhood auch nach knapp einem Dutzend Alben und einigen EPs hierzulande bisher nicht wirklich auf dem Schirm hatte, ist nicht weiter verwunderlich – “Zone” ist bislang erst die dritte Platte des Duos, die regulär in Deutschland erschien. Eine Entdeckungsreise durch die Diskografie ist allerdings empfehlenswert, denn das Geschwisterpaar Jake und Jamin Orrall durchlief bisher diverse spannende Phasen und Entwicklungen – Classic Rock, Lo Fi, sogar Prog-Ansätze gab es bereits. “Zone” wiederum ist eine Rückkehr zu den Wurzeln der Band, die bei fuzzigem Garagenrock liegen und auch vor 90er-Alternative-Anleihen nicht zurückschrecken. Das scheppernde Schlagzeug und die noisigen Gitarrenwände springen zwischen grungigen Brocken wie “Juice” und an Weezer erinnernden Nummern mit Slacker-Feeling wie “Idiot” hin und her, “Ox” mit seinem zurückhaltenden Arrangement oder das schleppende, doom-artige “Roachin” mit Bully-Frontfrau Alicia Bognanno als Gastsängerin sorgen für Abwechslung und Dynamik.
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Milliarden – “Betrüger”
An neuen deutschsprachigen Bands gab es zuletzt keinen Mangel. Besonders merkt man das natürlich in der Hauptstadt, die mit Isolation Berlin zuletzt einen recht depressiven, und daher umso besseren Beitrag zum neuesten Revival lieferte. Auch Milliarden ist das melancholieren nicht unbekannt, insgesamt ist “Betrüger” jedoch eher das hedonistisches Gegenstück zum Debüt ihren Berliner Kollegen, das zeigt schon ein Blick auf das Albumcover. Man könnte schon fast behaupten, Milliarden wären die deutsche Antwort auf Wanda. Der Titeltrack “Oh Cherie” oder die Single gehen auch unbestreitbar in die Richtung der Austropopper. Dass Milliarden aber auch im Punk ihre Einflüsse haben, zeigt vor allem “Blitzkrieg Ballkleid”, dass mit seinen mitreißenden Gitarren überzeugt.
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Thee Oh Sees – “A Weird Exits”
Man könnte meinen, Sänger John Dwyer wolle sich im Opener “Dead Man’s Gun” langsam an den Hörer heranschleichen, um ihm dann seinen Gitarrensounds wuchtig und groovend um den Kopf zu pusten – Thee Oh Sees werden auf “A Weird Exits” dem Plattennamen und ihrem Image als verdrehte Garage-Virtuosen erneut gerecht. Das fünfminütige Intermezzo “Jammed Entrance” etwa klingt nach einer wildgewordenen Druidenparty mit R2D2 und Co. auf dem Wüstenplaneten Tatooine. Aber auch abseits davon versucht sich das Quartett in Songs wie dem rasanten und aggressiven “Gelatinous Cube” oder dem teilweise funkig groovende Instrumentalstück “Unwrap The Fiend Pt. 2” an ausgefallenen Klängen und Riffs mit viel Hall, Fuzz und Twang. Dass es auch proggig und psychedelisch bei den Kaliforniern geht, beweist nicht nur “Crawl Out From The Fall Out”, das nach den Pink Floyd der 60er Jahre klingt, sondern auch das abschließende “The Axis”. Das hebt sich viereinhalb Minuten lang hymnisch in die Höhe um dann in einer Kakofonie aus verzerrten und übersteuerten Gitarren dem Album einen würdigen Schlußpunkt zu verleihen.
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The Pineapple Thief – “Your Wilderness”
Beeindruckende neun Alben veröffentlichten The Pineapple Thief bis 2014 – die leider vor allem bei Eingeweihten zündeten. Den Yeoviler Progrockern fehle ein eigener Stil und vor allem das Herz, so das Kritikerurteil. Wer darauf nichts gab, konnte sich dennoch an Meisterwerken wie dem 16-minütigen “Remember Us” erfreuen. Dann kam “Magnolia”, dessen kurze Songs – kein Lied über fünf Minuten – die Band nicht nur mit der Kritik versöhnten, sondern auch noch den ersten Charteinzug brachten. Auf “Your Wilderness” setzt sich die Entwicklung fort. Gavin Harrison von Steven Wilsons Porcupine Tree hat das Schlagzeug übernommen. Seinen Einfluss hört man bereits auf “In Exile”, dessen Drums dem Titeltrack einen elektonischen Sound verpassen. Mit “The Final Thing On My Mind”, für dessen minimalistischen Klang sich Pineapple-Thief-Mastermind Bruce Scoord von Steve Reichs “Music For 18 Musicians” inspirieren ließ, werden auch die Fans der frühen Longtracks belohnt. Noch mehr freuen dürften die sich jedoch über die Deluxe-Edition der Platte. Die enthält als Extra zwar nur den den Song “8 Years After”, der hat dafür jedoch eine Spielzeit von 40 Minuten.
Album-Stream: The Pineapple Thief – “Your Wilderness”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Everything Is Amazing And Nobody Is Happy” von Abay, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.