King Gizzard & The Lizard Wizard – “Flying Microtonal Banana”
Es ist wahrscheinlich ihr bis dato ambitioniertestes Projekt: Für “Flying Microtonal Banana” hat das australische Psychrock-Ensemble King Gizzard & The Lizard Wizard sämtliche ihrer Instrumente umbauen lassen, um mit den Konventionen westlicher Musik brechen zu können. Die neuen Songs spielen sie im Vierteltonsystem, was ihnen einen arabischen Klangcharakter verleiht. Dadurch nehmen viele Melodien ungeahnte Wendungen, weil unsere Hörgewohnheiten uns mit anderen Tönen rechnen lassen. So zum Beispiel im hypnotischen “Billabong Valley”, das musikalisch am ehesten zum Schlangenbeschwörer-Motiv auf dem Cover-Artwork passt. Mit Ausnahme des ungewöhnlichen Tonsystems ist “Flying Microtonal Banana” klassischer King-Gizzard-Stoff: Als wäre es eine einzige wilde Jamsession rast die Band durch die neun Songs, deren Dreh- und Angelpunkt der ausufernde Opener “Rattlesnake” ist, und hält damit ihre kreative Energie rund um das orientalische Konzept ungefiltert auf Platte fest. Und statt sich nach dieser Leistung erst einmal zurückzulehnen, teasert sie am gleichen Tag des Releases schon das nächste Album an.
Album-Stream: King Gizzard & The Lizard Wizard – “Flying Microtonal Banana”
Brutus – “Burst”
Brutus nennen sich drei Belgier, deren Debüt “Burst” das hält, was sein Name verspricht: Ihre Musik ist eine ungebändigte, aber ausgesprochen harmonische Mischung aus Posthardcore, Shoegaze und Black Metal. Sängerin und Schlagzeugerin Stefanie Mannaerts merkt man ihre Vorliebe für rasante Blastbeats sofort an. Ihr krachendes Schlagzeugspiel hält sie jedoch nicht davon ab, gleichzeitig gesanglich den roten Faden für die Songs vorzugeben. Die starke musikalische und körperliche Leistung der Musikerin wird ergänzt vom Zusammenspiel von Bassist Peter Mulders und Gitarrist Stijn Vanhoegaerden, die zwischen melodischem Shredding und drückenden Walls Of Sound den stürmischen Geist des Albums heraufbeschwören. Damit konnten sie auch den Japandroids– und White Lung-Produzenten Jesse Gander überzeugen, der sich Brutus angenommen und “Burst” den passenden Sound verliehen hatte. Mit einem solchen Start dürfte das vor Energie nur so strotzende Trio auf seiner kommenden Tour viele Fans von harter und ungestümer Musik für sich gewinnen können.
Album-Stream: Brutus – “Burst”
Pissed Jeans – “Why Love Now”
Selten war genervtes Genöle so schön anzuhören wie auf “Why Love Now”: Auf ihrem fünften Studioalbum spielen Pissed Jeans mit Einflüssen aus Sludge und Punk, ihre Songs versehen sie dazu mit gewohnt humorvollen Texten. In den Köpfen der Noisepunks aus Allentown, Pennsylvania muss sich absoluter Wahnwitz abspielen. Man braucht nur einen Blick auf das pinke, pervers-fröhliche Cover zu werfen, während man den ersten Titel “Waiting On My Horrible Warning” hört. Freude ist dann die letzte Emotion, die einem nach dem langsam dahinsiechenden Song in den Sinn kommen dürfte – so herrlich Matt Corvette das Stück mit seiner kratzend-grölenden Stimme auch hinter sich herschleift. Im direkten Vergleich wirkt das darauffolgende “The Bar Is Low” mit seinem bluesig-melodischen Refrain und den Garage-Rock-Gitarren beinahe optimistisch, und auch Titel wie das ironische “It’s Your Knees” verdeutlichen die harmonischere Seite der vier Musiker. Dem Grundgerüst aus grollendem Bass, schepperndem Schlagzeug und noisigen Gitarren, bleiben Pissed Jeans auf “Why Love Now” dabei treu. Die perfekte Musik für genervte Menschen, um sich in Ruhe abzureagieren.
Album-Stream: Pissed Jeans – “Why Love Now”
Summer Moon – “With You Tonight”
The Strokes-Bassist Nikolai Fraiture tut es seinen Bandkollegen gleich und veröffentlicht erstmal ein Album mit seinem Nebenprojekt – während alle Welt auf eine neue Strokes-Platte wartet. Mit Summer Moon tobt er sich zwischen Postpunk und elektronischem Indierock aus. Mit von der Partie sind Janes Addictions Stephen Perkins am Schlagzeug, Camila Grey von Uh Huh Her an Keyboard und Gesang sowie The Airborne Toxic Events Noah Harmon an der Gitarre. Der Bass gibt auf den zehn Songs des Albums ganz klar den Ton an. Mal kommt er massiv dröhnend daher wie in “Girls On Bikes”, mal funkig von den metallischen Gitarren abprallend wie in “Into The Sun”, und dann wieder straight groovend wie im Track “Cleopatra”, dem Grey ihre Stimme leiht. “With You Tonight” hält dabei, was der Opener “Happenin'” verspricht: ein Debüt wie ein Nachmittag auf dem Bolzplatz. Man hängt mit ein paar Freunden ab, nur das sich die Band statt einem Ball enstpannt Gesangsmelodien und elektronische Effektspielerein zukickt.
Album-Stream: Summer Moon – “With You Tonight”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Crystal Fairy” von Crystal Fairy und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.