The Shins – “Heartworms”
Das fünfte Shins-Album ist wohl so sehr Geschmackssache wie keines vorher: Hat James Mercer seine unbeschwert schönen Melodien für “Heartworms” ein paar Mal zu oft durch die Pop-Schleife gezogen, oder verleiht die glanzpolierte Produktion Songs wie dem fröhlichen “Name For You” und dem im Indie schwelgenden “Dead Alive” die nötige Entzücktheit? Vermutlich beides. Disco-Ohrwürmer wie “Cherry Hearts” und “Hals A Million” machen jedenfalls jede Menge Spaß. Und weil es auch eine Gegenteil-Version von “Heartworms” gibt, auf der die Kirmes-Songs folkig und ruhige Stücke wie “The Fear” laut sind, braucht sowieso niemand zu meckern.
Album-Stream: The Shins – “Heartworms”
Greg Graffin – “Millport”
Schon bei den Punkrock-Veteranen Bad Religion gelten Frontmann Greg Graffin und sein mahnender Zeigefinger als Prediger im Dienste des Wahren, Schönen, Guten. Solo und entschleunigt aber kam Graffin immer noch etwas väterlicher und philosophischer rüber als bei seiner Hauptband – wie auch sein drittes Album unter eigenem Namen beweist. “Millport” markiert dabei gewissermaßen eine doppelte Rückkehr: Das mit Banjos und süffigen Refrains vollgesogene Country- und Western-Album betrachtet Graffins eigene Vergangenheit ebenso wie die der USA. Während sein erstes Album “American Lesion” nur Country-Anleihen enthielt und sich Graffin auf dem Nachfolger “Cold As The Clay” (2006) als Akustikgitarren-nackter Volkssänger in Szene setzte, geht er nun mit beidem in die Vollen. Eine andere, aber keine schlechte Art, seine immer klugen Zeilen zu hören.
Album-Stream: Greg Graffin – “Millport”
The Picturebooks – “Home Is A Heartache”
Es ist nicht überraschend, dass The Picturebooks ihre Musik in derselben Garage aufnehmen, in der sie regelmäßig Motorräder und Chopper aufmöbeln und reparieren. Sänger und Gitarrist Fynn Claus Grabke und Schlagzeuger Philipp Mirtschink fangen die raue, satte und ursprüngliche Energie des Raumes hervorragend in ihrem mit Blues getränkten Garage Rock ein. Auf ihrem zweiten Album “Home Is A Heartache” etwa in der euphorisch stampfenden Single “Wardance”, der laut Band einer ihrer Lieblingssongs der Platte ist. Dem düster groovigen “I Need That Oooh” hingegen hört man an, dass der Song zu einem Zeitpunkt auf Tour entstanden sein soll, an dem die beiden Garagerocker sich ziemlich erschöpft von ihren vielen Shows fühlten. Insgesamt fällt das Album aber ähnlich energiegeladen, scheppernd und bluesig aus wie sein Vorgänger.
Album-Stream: The Picturebooks – “Home Is A Heartache”
Bush – “Black And White Rainbows”
Seit ihrer Rückkehr 2010 haben Bush sich spürbar vom Alternative Rock zum Radio-Pop bewegt – mit dem Comeback-Album “The Sea Of Memories” (2011) in Maßen, mit dem Nachfolger “Man On The Run” für den Großteil der alten Fans viel zu sehr. “Black And White Rainbows” spielt sich nun irgendwo zwischen den beiden Vorgängern ab: Frontmann Gavin Rossdale führt seine Band zwar nicht nur in der Leadsingle “Mad Love” nach wie vor in den Pop-Himmel, ganz ohne Kitsch geht es bei Bush heute wohl nicht mehr. Im Hintergrund aber atmen wieder mehr Gitarren, die elektronischen Effekte sind dezenter, Fans erahnen den Geist des Erfolgsalbums “The Science Of Things” (1999) nur in einer deutlich sonnigeren Verpackung.
Album-Stream: Bush – “Black And White Rainbows”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “In Droves” von Black Map, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche, findet ihr in unserer Übersicht.