Casper – “Lang lebe der Tod”
Mit dem HipHop-Meilenstein “XOXO” und dem Nachfolger “Hinterland” (2013) folgte Casper zwei strukturierten Konzepten. Sein neues Album “Lang lebe der Tod” präsentiert sich nun frei von einer zu erzählenden Geschichte. Der starke Titeltrack eröffnet die Platte düster und morbide, Songs wie “Alles ist erleuchtet”, das vom Synthie-Pop beeinflusste “Keine Angst” mit Drangsal oder das unruhig treibende “Wo die wilden Maden graben” stehen für sich. Die Songs klingen unbequem und schwermütig, inhaltlich geht es viel um Selbstzweifel, ungewollte Schlagzeilen in Boulevard-Zeitungen und Depressionen. Den letzten beiden Tracks, “Meine Kündigung” und “Flackern, flimmern”, wohnt eine traurige Ruhe inne, die sie wie eine Mischung aus den “Hinterland”-Songs “Ariel” und “Endlich angekommen” klingen lässt. Casper reflektiert auf “Lang lebe der Tod” vornehmlich sein eigenes, offenbar dunkles Innenleben – und orientiert sich musikalisch wieder mehr an der düsteren Melodik von “XOXO”.
Album-Stream: Casper – “Lang lebe der Tod”
Mogwai – “Every Country’s Sun”
Zurück zur Gitarre: Nachdem Mogwai für den Soundtrack zur Fernsehdokumentation “Atomic” stärker elektronische Elemente verwendet hatten, steht auf dem neunten Studioalbum der schottischen Post-Rocker wieder der Rock im Vordergrund. Der entfaltet sich so konzentriert und atmosphärisch wie eh und je, ein bisschen Fuzz hier, ein bisschen Tempo dort, ansonsten tut das Quartett das, was es schon immer am besten konnte: Klangpanoramen erschaffen, zu denen sich im Kopf des Hörers automatisch die passenden Bilder formen. In dieser Disziplin macht Mogwai bis heute kaum jemand etwas vor.
Album-Stream: Mogwai – “Every Country’s Sun”
Inheaven – “Inheaven”
Das Debüt der Londoner Inheaven ist ein unverschämtes Vergnügen: So lässig hat sich schon lange niemand mehr zwischen blankgeputztem Alternative, schmuddeligem Grunge und cool schepperndem Indierock aufgestellt. “Inheaven” ist deshalb auch keine homogene Platte aus einem Guss, sondern ein Feuerwerk von “Das kenne ich doch…!”-Referenzgefühlen. Dass Inheaven dabei nie kopiert, sondern immer nur inspiriert klignen, und sich auch die kleinen Stilbrüche zwischen den Songs vollkommen natürlich anfühlen, spricht für die Qualität der Platte.
Album-Stream: Inheaven – “Inheaven”
Aivery – “Because”
Ist das die junge Melissa Auf der Maur in einer Riot-Grrrl-Band? Metallischer Stoner-Rock von und für Feministinnen? An Aivery kann man sich reiben, gerade der Gesang von Bassistin und Sängerin Franziska Schwarz wird mit seinem bodenständigen Alternative-Rock-Charme nicht jedem gefallen – allen anderen aber bieten die drei Wienerinnen hier die beste Version von rumpeligem, frauengeführtem DIY-90er-Sound seit Hole an. Und wer Songtexte wie den von “Disregard” hört, kommt auch schnell darauf, dass sich die Bandmitglieder nichts daraus machen, ob sie draußen jemand gut findet.
Album-Stream: Aivery – “Because”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Yours” von den Beatsteaks, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.