Ghost – “Ceremony & Devotion”
Ihren okkulten Heavy Metal haben die schwedischen Provokateure Ghost mit “Ceremony & Devotion” zum ersten Mal live festgehalten. Die überraschende digitale Veröffentlichung wurde während der diesjährigen US-Tour aufgenommen und bietet für alle Konzertmuffel den Soundtrack zur eigenen Messe im Wohnzimmer. Die 15 festgehaltenen Songs bieten allesamt einen starken Sound – hier sitzt jedes Riff und der Gesang von Papa Emeritus erhebt sich über die Klangteppiche, die Ghost über knapp 75 Minuten ausrollen. Für die Konzertbesucher der Tour spielte es augenscheinlich keine Rolle, ob die satanistisch veranlagte Formation einen Song aus ihrem Debütalbum “Opus Eponymous”, dem Nachfolger “Infestissumam” oder dem aktuellen “Meliora” performte – zum Beginn jedes einzelnen Tracks sind laute Jubelschreie zu vernehmen. Wenn sich im abschließenden “Monstrance Clock” zum Ende die Kirchenorgel mit choralen Gesängen vereinigt, ist das eben mehr Segen als Fluch.
Album-Stream: Ghost – “Ceremony & Devotion”
Teemu And The Deathblows – “Keep It In The Dark”
Teemu And The Deathblows brauchen auf ihrem Debüt “Keep It In The Dark” nicht lange, um den Fuß zum Mitwippen zu bringen. Auch wenn die Indierocker im einleitenden Titeltrack noch etwas schläfrig aus ihrem schluffigen Gitarren-Bett schauen, erinnern sie nach wenigen Sekunden an eine finnische Version der Strokes. Den Klang der 00er Jahre nehmen sie im anschließenden “Girl” auf und reiten mit ihrem leichtfüßigen Surf-Sound auf der Retro-Welle. Treibende Beats ziehen sich mit flippiger Gitarrenuntermalung durch das gesamte Werk und bitten spätestens in “Blue Moon” zum ausgeladenen Tanz, wenn Fuzz-Anklänge und vibrierende Rhythmen den Körper unter Strom setzen. So antreibend die Musik auch ist, Sänger Teemu bleibt stets mit zurückgelehnter Attitüde bei der Sache und lässt den kühlen Winter einfach über sich ergehen. Eins ist sicher: “Keep It In The Dark” ist kein Album für die dunklen Tage, sondern spaziert schon auf den nächsten Sonnenstrahlen.
Stream: Teemu And The Deathblows – “Keep It In The Dark”
QTY – “QTY”
Wie bekämpft man am besten die langsam einsetzende Winter-Depression? QTYs Debüt gibt die Antwort: Mit im Schnitt dreiminütigen, federleichten Ohrwürmern. Das Duo, bestehend aus Gitarrist und Sänger Dan Lardner und seiner Komplizin Alex Niemetz, schreibt Songs, die einem beim Heimweg plötzlich in den Kopf schießen und ihn nicht mehr so schnell verlassen. Mit Handclaps, sehnsüchtigem Gesang und einem Gespür für Melodien beißen sie sich in den Gehörgängen fest. “Cold Nights” dient als Paradebeispiel und trifft Beine und Herz gleichermaßen. Zu dem Track kann man sich in schummringen Licht alleine zu Hause bewegen oder bei strahlendem Wetter vor einer Festivalbühne tanzen. Lardners Stimme bewegt sich zwischen dem jungen The Strokes-Sänger Julian Casablancas und Balthazar-Frontmann Maarten Devoldere und steht mit seinem dunklen Timbre stellenweise im Kontrast zu den schwebenden Arrangements. Bevor die Schwermütigkeit Überhand nimmt, steuert Niemetz mit ihrer sanften Stimme dagegen und schiebt QTYs Sound zurück auf die Sonnenseite.
QTY – “QTY”
Ulver – “Sic Transit Gloria Mundi (EP)”
Nur acht Monate nach ihrem bislang letzten Album “The Assassination Of Julius Caesar” servieren Ulver Nachschlag in Form der EP “Sic Transit Gloria Mundi”. Diese bewegt sich zwischen atmosphärischen Ambient-Passagen, leichten Trip-Hop-Zügen und vernebelten Post-Pop-Elementen. Durch alle drei Songs zieht sich zusätzlich eine leichte Melancholie, festgehalten mit großflächigen Synthie-Sounds, die wie ein apokalyptischer Vorbote ertönen. Höhepunkt dieses Klangspektrums ist das abschließende Cover des Frankie-Goes-To-Hollywood-Klassikers “The Power Of Love”, den die Norweger mit großen Streicher-Arrangements, schweren Pianoklängen und großen Beats neu vertont haben. Mit “Bring Out Your Dead” zieht die genreübergreifende Formation zudem mit leichtem Neo-Wave-Esprit auf die Tanzfläche. Ulvers Black-Metal-Vergangenheit müssen Fans bei so einer Gegenwart nicht hinterhertrauern.
Album-Stream: Ulver – “Sic Transit Gloria Mundi (EP)”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Improvisations” von Thurston Moore, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.