Listener – “Being Empty : Being Filled”
Der Geschichtenerzähler Dan Smith ist zurück: Mit seiner Band Listener wütet er auch auf “Being Empty : Being Filled” unermüdlich mit eindringlicher Spoken-Word-Performance. Im Gegensatz zu den bisherigen Alben besitzt die vierte Studioplatte jedoch eine größere Grundaggressivität und hält diese nicht lange zurück: Schon der zweite Track (von zehn) “Little Folded Fingers” steigert sich abschließend in einen Blastbeat-Erguss hinein. Listener geben ein stimmiges Bild ab: Die Riffs sind mit ordentlicher Kraft unterlegt, das Schlagzeug drückt wuchtig voran und Smith spuckt die Wörter heraus wie ein Wasserfall. Die Band bricht dabei öfter aus seinem gewohnten Post-Hardcore-Umfeld aus, “There’s Money In The Walls” wildert im Post-Rock und lässt die Gitarren gegeneinander aufschaukeln. “Being Empty : Being Filled” lässt Listener in unbekannte Sphären abheben – und liefert dazu gleich ein ganzes Becken an Hymnen mit.
Album-Stream: Listener – “Being Empty : Being Filled”
Capitano – “Hi!”
Laut Capitano-Frontmann John Who? sei die Suche nach sich selbst der Antrieb für jede Form der Kunst. Auf seinem Debüt “Hi” äußert sich die Identitätsrecherche des Quartetts in Form eines wilden Stil-Mixes aus verstaubten Stoner-Riffs, funkelnden Disco-Beats und einem Hang zur Extravaganz. Schon der Opener “Good Times (For Bad Habits)” macht mit hyperaktiven Strophen und mehrstimmigem Gesang deutlich wohin die Reise in den nächsten 49 Minuten geht und zieht den Hörer ohne nachzufragen auf die Tanzfläche. Diese mitreißenden Rhythmen ziehen sich als Grundmerkmal durch alle Songs, ob in dem drauf los preschenden “My Bad”, dem mit Spacerock-Anleihen hantierenden “Superhyperdyperbolic” oder dem an Queens Of The Stone-Age erinnernden “Sum Of Things”. Aus diesen verschiedenen Referenzen zimmern Capitano ihr eigenes Soundgebilde. So macht Identitätssuche Spaß!
Stream: Capitano – “Hi!”
Hookworms – “Microshift”
Hookworms bewegen sich auf ihrem neuen Album “Microshift” vermehrt in Richtung Krautrock – und lassen den noisigen Post-Punk von “The Hum” hinter sich. Dabei klingt der Beginn der Platte ziemlich stringent: “Static Resistance” überzeugt mit tanzbaren Indie-Sounds, während sich der Track mit butterweichen Synthesizer-Klängen in der untergehenden Sonne wärmt. Ab der zweiten Hälfte wandern Hookworms, eingeleitet vom knapp neun Minuten langen “Opener”, aber langsam Richtung Psychedelic und Kraut. In “Boxing Day” überlassen sie die Musik ganz sich selbst und reichern das Gemenge mit wilden Bläser-Intermezzi an. Bei all der feuchtfröhlichen Laune, die das Album versprüht, darf der thematische Schwerpunkt jedoch nicht ins Hintertreffen geraten: “Static Resistance” beispielsweise thematisiert Depressionen, die sich nur schwer kontrollieren lassen. “Microshift” ist damit ein von außen gesehen luftiges Album zwischen Indie, Psychedelic und Krautrock, das hinter der Fassade jedoch zum Nachdenken anregt.
Album-Stream: Hookworms – “Microshift”
Turbonegro – “Rocknroll Machine”
Mit dem 2012 erschienenen “Sexual Harassment” setzten Turbonegro ihren um Glam-Rock-Einflüsse erweiterten Death-Punk-Sound mit einem neuen Sänger fort. Diesen brechen sie mit “Rocknroll Machine” zu Gunsten von Prog-Anleihen auf. Den Schmutz klopfen sie sich nun auch mit 80er-Jahre-Pop-Appeal von der Lederjacke. “Skinhead Rock & Roll” lässt diese Zeit durch den Einsatz von Synthies, tanzbaren Rhythmen und einem opulenten Refrain wieder aufleben und “John Carpenter Powder Ballad” entpuppt sich als große 80er-Hymne im Stil von Journey. Ernsthaft lösen sich die Norweger aber nicht von ihren Wurzeln, und so tummeln sich zwischen den angesprochenen Songs auch kurze, harte Smasher wie “Part II: Well Hello”, wie man sie von Turbonegro erwartet.
Album-Stream: Turbonegro – “Rocknroll Machine”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Boundless” von Long Distance Calling, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.