Parkway Drive – “Reverence”
Mit ihrem mittlerweile sechsten Werk zieht es die Metalcore-Profis Parkway Drive stärker zurück zu einem klassischeren harten Sound: “Reverence” erkundet die Theatralik, die Größe und das Pathos klassischen Heavy Metals, ohne die eigene Herkunft zu verleugnen. So setzt das sechsminütige “Chronos” auf brachiale Riffs und eingängige Melodien dann gegen Ende auch einfach mal Streicher auf. “I Hope You Rot” wiederum setzt die alten Metalcore-Routinen muskulös und gekonnt in Szene – und peppt sie dann mit sakralen Chören auf. So viel Power und Traditionsbewusstsein wie auf “Reverence” darf stilistischer Forscherdrang gern immer haben.
Album-Stream: Parkway Drive – “Reverence”
Iceage – “Beyondless”
Iceage legen mit “Beyondless” eine präzise konstruierte Mischung aus Punk, Shoegaze und Pop vor. Die Post-Punks aus Dänemark bestechen dabei vor allem durch ihr präzises Songwriting: Der Opener “Hurrah” bleibt trotz einem Gewitter aus schneidenden Gitarren-Akkorden und donnernder Snare ein eingängiger Punkrock-Song. Auf “Plead The Fifth” wird konstant die Spannung gesteigert, ohne die entspannte Ballade im Kern des Songs zu untergraben. Die ausufernden Noise-Wände auf “Take It All” verleihen dem Stück Stabilität, anstatt es zu übermannen. Den markanten Sound des Albums erreicht die Band durch Feedback-lastige Gitarren-Arbeit, lässig-präzise Schlagzeug-Beats, und das sich immer wieder einschleichende Saxofon, am markantesten zu hören auf dem Sky-Ferreira-Feature “Pain Killer”. So entsteht eine Platte, die das Chaos am Schopf packt und damit eingängigen Post-Punk erzeugt, der eingetretenen Pfaden gekonnt ausweicht und seinen eigenen Weg geht.
Album-Stream: Iceage – “Beyondless”
Dead Cross – “Dead Cross (EP)”
Dead Cross haben noch nicht mal so richtig das Touren zu ihrem brutalen Hard- und Grindcore-Exzess von einem Debütalbum (2017) angefangen, da legt die Band – wie versprochen – schon nach: Eine erneut nach der Band benannte EP enthält zwei neue Songs sowie zwei Remixe der Truppe um Faith No More-Sänger Mike Patton und Ex-Slayer-Schlagzeuger Dave Lombardo. Das neue “Skin Of A Redneck” beginnt für Bandverhältnisse fast doomig langsam und aufgeräumt, Patton gibt den diabolischen Crooner. Erst mit “My Perfect Prisoner” hält der typische nervenzerrende Sound-Terror der Band Einzug, wobei auch hier plötzlich der Groove nach vorne drängt. Die Remixe überführen zwei Songs des Debüts in technoiden Industrial – was alles in allem einen guten Nachschlag ergibt, um Fans bei der Stange zu halten. Nicht mehr, nicht weniger.
EP-Stream: Dead Cross – “Dead Cross” (EP)
Anywhere – “Anywhere II”
Cedrix Bixler-Zavalas von At The Drive-In, Dale Crover von den Melvins, Mike Watt von den Minutemen und Krist Novoselic von Nirvana – und das ist nur ein Teil der zahlreichen Gastmusiker, dank derer Anywheres zweites Album zu einem Jam-Kollektiv geworden ist. Das passt ja auch: Die Musiker frönen mit Akustikgitarren und Percussion orientalisch angehauchten, von der indischen Raga-Tradition inspirierten Psychrock-Fantasien. Die brechen hier und da auch mal in kraftvolleren Rock aus, geben sich aber meist irgendwie mysteriös, nebulös und verhangen – oft in Form instrumentaler Song-Panoramen. Echte Fans kennen die Songs von “Anywhere II” dabei längst: Alle neun Songs waren 2013 und 2015 bereits auf streng limitierten Vinyl-Kleinformaten erschienen. Der Freude an diesem experimentellen Aus-der-Welt-Driften gen Nirwana tut das keinen Abbruch.
Album-Stream: Anywhere – “Anywhere II”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Be More Kind” von Frank Turner, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.