Rise Against – “The Ghost Note Symphonies, Vol 1.”
“The Heart Is Something You Can’t Control/ We Eather Choose To Follow Or Be Left On Our Own” – Oldschool-Rise Against-Fans dürften mit der Textzeile aus “Voices Off Camera” den rasenden Punkrock von 2003 im Ohr haben. 2018 hat die Band dem Song und neun weiteren aus ihrem Oeuvre eine halbakustische Neuinterpretation verpasst: Auf “The Ghost Note Symphonies” erklingen Bandklassiker im sanften Akustik-Gewand – und führen überraschend mühelos die kämpferischen Texte mit dem emotionalen, reduzierten Soundgewand zusammen. Bei manchen Songs ist die Überraschung nicht so arg groß, den “Appeal To Reason”-Song “Audience Of One” kennen Konzertgänger auch in der Akustik-Version bereits von den Auftritten der Band und freuen sich nun über eine saubere Studioaufnahme. Durchgängig klingen die Tracks so, als wären so nie wüst-melodischer Punkrock gewesen, sondern immer schon musikalisch dezenter eingehüllt gewesen – wer hätte gedacht, dass ein Song wie “Savior” auch mit prägnanten Streichern so klingt, dass man die Stromgitarren kaum vermisst? Weil Teil 1 auch viele neuere Songs enthält, steigt schon jetzt die Vorfreude auf einen zweiten Teil mit hoffentlich noch viel mehr Klassikern.
Album-Stream: Rise Against – “The Ghost Note Symphonies, Vol 1.”
Beach Rats – “Wasted Time”
Den Beach Rats ist ihr Status als Punkrock-Supergroup völlig egal: Mit der Debüt-EP “Wasted Time” hauen sie unverschämt locker und lässig fünf rasende Hardcore-Songs raus, von denen nicht einer die Zwei-Minuten-Marke knackt. Brian Baker Bad Religion, Pete Steinkopf und Bryan Kienlen von den Bouncing Souls, Sänger Ari Katz (Lifetime) und ihr Schlagzeuger-Kumpel Dubs verschweden also sicher keine Zeit, sondern zeigen sich knackig von mehreren Seiten. “Lonely For The Night” macht Freunde von flinkem Skatepunk glücklich, “Sports Stink” arbeitet mit Descendents-artigem Humor und knirschenden Gitarren à la Gorilla Biscuits, während “Skins, Brains And Dubs” über weite Teile auch im Midtempo funktioniert – auch wenn die zappeligen Punk-Veteranen nicht durchgehend stillhalten können. “Wasted Time” ist für die im eigenen Keller probende Band eben hauptsächlich ein Spaßprojekt, bei dem fünf Meister ihres Fachs am Werk sind.
Album-Stream: Beach Rats – “Wasted Time” (EP)
ZSK – “Hallo Hoffnung”
“Es wird Zeit” – die neue ZSK-Bandhmyne gab im März nach fünfjähriger Schaffenspause die Richtung für neues Material vor: Seit gut 20 Jahren stehen die Berliner Skatepunks für die Kraft der Musik, legendäre Nächte und ein faires und friedliches miteinander ein, “Es wird Zeit, dass es bleibt, wie es war” singt die Band dazu in ihrer Leadsingle. Das gilt so auch für den Rest von “Hallo Hoffnung”, auf dem ZSK souverän wie eh und je abliefern: Mit dem Titeltrack warb die Band für die Seenotretter Sea Watch, “Wut” kehrt die Schrammelpunks nach außen, und “Die besten Lieder” holt sich als urwitzige Festivalhymne über Alkohol die raue Stimme von Donots-Gitarrist Guido ins Boot. Und nachdem ZSK mit dem Feiern von Banddasein und Festivals durch sind, präsentieren sie mit “Es müsste immer Musik da sein” noch eine Ode an die Musik. Seinen emotionalen Höhepunkt feiert “Hallo Hoffnung” schließlich mit dem von Akustik-Gitarre und einer klaren Xylofon-Melodie geprägten “Wellen brechen” – hier treffen ZSK nach Beinen, Bauch und Kopf auch das Herz. Das “Herz für die Sache” haben ZSK sowieso weiterhin.
Album-Stream: ZSK – “Hallo Hoffnung”
Black Space Riders – “Amoretum (Vol. 2)”
Die Black Space Riders setzen mit “Amoretum (Vol. 2)” die Reise fort, die sie erst im März mit “Amoretum (Vol. 1)” begonnen hatten. Während Teil eins eher ruhig und atmosphärisch war, drehen die Münsteraner auf Teil zwei den Regler spürbar nach oben. Die Songs klingen größer, ausladender, dichter. Geschichtete Background-Chöre, ausufernder Gesang und emotionale Melodien lassen die Songs epischer und ambitionierter klingen. Aber schon das zappelige Riff des Openers “Before My Eyes” macht klar, dass die Black Space Riders auf ihrer Weltraumreise ihren Heimatplaneten nicht vergessen: Der präzise, harte Groove auf “Leaves Of Life (Falling Down)” und die subtile, außerirdisch klingende Gitarre auf “LoveLoveLove… (Break The Pattern Of Fear)” sind nur zwei Beispiele für fantastische Momente, die mittlerweile zum Markenzeichen der Stoner-Psychrocker geworden sind. “Amoretum (Vol. 2)” bietet genug tiefgehenden Stoff, an dem sich Freunde großer Erzählungen und ambitionierter Sound-Kathedralen abarbeiten können. Der Rest erfreut sich einfach an den präzise kalkulierten Grooves.
Album-Stream: Black Space Riders – “Amoretum (Vol. 2)”
Unsere aktuelle Platte der Woche,“Phantastic Ferniture” von Phantastic Ferniture, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.