Greta Van Fleet – “Anthem Of The Peaceful Army”
Die ewigen Led Zeppelin-Vergleiche wollen Greta Van Fleet auch mit ihrem Debütalbum nicht loswerden. Dafür erinnert Sänger Joshua Kiszka zu sehr an Robert Plant und die Gitarrenarbeit an Jimmy Page. Trotzdem gelingen der Band auf “Anthem Of The Peaceful Army” einige Überraschungen. So steht am Anfang mit “Age Of Man” eben nicht der erwartete Hardrock-Song, sondern eine epische, sich langsam aufbauende Hymne. “Brave New World” wiederum zeigt Greta Van Fleet von einer ungeahnt düsteren Seite, während die folkigen Balladen “Anthem” und “You’re The One” für eine wohlig-warme Atmosphähre sorgen. Doch schlussendlich dominieren knackige Classic-Rocker wie “Lover, Leaver” oder “The Cold Wind” die Platte. Wer seit den EPs “From The Fires” und “Black Smoke Rising” heiß auf den großen Einstand der Nachwuchsband ist, bekommt alle Erwartungen vollstens erfüllt.
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Mercy Union – “The Quarry”
Knapp 40 Jahre nach Bruce Springsteens “The River” bleibt der Heartland-Sound noch immer ein wichtiger Einfluss in der Rockmusik aus New Jersey, was die Supergroup Mercy Union mit ihrem Debütalbum “The Quarry” wieder unter Beweis stellt. In der Band um den The Gaslight Anthem-Schlagzeuger Benny Horowitz und den The Scandals-Sänger Jared Hart pulsiert die DNA von Springsteens Klassikern unverkennbar mit. Das Quartett mischt seine musikalischen Wurzeln mit Bluesrock (“Baggy”), poppigen Melodien für das Classic-Rock-Radio (“Silver Dollars”) oder schreibt kraftvolle Balladen im Jersey-Shore-Gewand (“Layovers”). Das erinnert an mancher Stelle frappierend an Horowitz’ Hauptband, doch Sänger Hart drückt den Songs mit seiner beachtlichen stimmlichen Reichweite von kehligen Shouts bis gefühlvollen Höhen seinen eigenen Stempel auf. Das kommt im Titeltrack besonders zum Tragen, wo Mercy Union Heartland mit Ska-Rhythmen verknüpfen. Mit Experimenten dieser Art bereitet die Band den 80er-Rocksound richtig frisch auf.
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Soulfly – “Ritual”
Soulfly lassen einem mit ihrem animalischen “Ritual” wie gewohnt keine Verschnaufpausen. Der Albumtitel deutet es an: Es wird auf ausdrücklichen Wunsch von Frontmann Max Cavalera urtümlicher, mit Unterstützung von nordamerikanischen Navajos finden komplexe Rhythmen wieder vermehrt Einzug in Soulflys über die Jahre immer extremer gewordenenen Death- und Thrash-Metal. Zu hören ist das etwa im groovenden “Bite The Bullet” oder dem Schluss von “The Summoning”, in dem die Band die Trommeln schließlich mit unglaublich basslastigen Gitarrenriffs überdröhnt und zum nächsten Schlag ausholt. Unvorhersehbare Schläge: Kaum eine Passage hört man zwei Mal, mit plötzlichen Tempowechseln und elektronischen Einschüben (etwa in “Under Rapture”) lauern die Metaller ständig mit neuen Brutalitäten auf. Die Härte des Vorgängers “Archangel” toppen Cavalera und Kollegen zwar nicht, das Niveau halten sie aber unter großer Anstrengung.
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This Will Destroy You – “New Others Part Two”
Mit “New Others Part Two” setzen This Will Destroy You ihre instrumentale Post-Rock-Reise fort. Die neue Platte knüpft sowohl musikalisch wie auch konzeptuell direkt an ihren erst im vergangenen Monat erschienenen Vorgänger “New Others Part One” an, der viel mit Ambient-Klanglandschaften und elektronischen Elementen spielte – driftet jedoch auch in neue Sphären ab. Schon der Opener “Sound Of Your Death” überrascht: Darin beschäftigen sich die Post-Rocker mit dem Tod und verpacken das Thema erst in harten, schnellen Progrock und gehen dann in ein friedliches, melancholisches Klangkonstrukt mit dahinplätschernden Schlagzeug-Sequenzen über. Dieser Aufbau zieht sich wie ein roter Faden durch die sieben Songs des Albums und kreiert eine atmosphärische Instrumental-Welt, die dynamisch zwischen lauten Ausbrüchen und sanften Harmonien schwingt. Es ist wie eine Welle: In Tracks wie “Clubs” und “Jesse Ray” bäumt sie sich auf und steuert auf den melodischen Höhepunkt zu, und in “Cascade” oder “New Promise Land Inc.” beruhigt sich das Gewässer wieder, und der instrumentale Minimalismus erzeugt eine komplett andere Atmosphäre. Das elfminütige Schlussstück “Provoke” treibt es auf die Spitze: zum Ende ist der Klang kaum noch wahrnehmbar, schließlich verstummt es in wohliger Stille.
Album-Stream: This Will Destroy You – “New Others Part Two”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Last Building Burning” von Cloud Nothings, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.