Smashing Pumpkins – “Shiny And Oh So Bright, Vol. 1/LP: No Past. No Future. No Sun.”
Nach 18 Jahren sind zumindest drei der vier Smashing Pumpkins-Gründungsmitglieder wieder vereint. Für “Shiny And Oh So Bright, Vol. 1/LP: No Past. No Future. No Sun.” hat Frontmann Billy Corgan Gitarrist James Iha und Schlagzeuger Jimmy Chaberlin zurückgeholt. Das befeuert freilich den Erwartungsgehalt der Fans an das zehnte Album der Alternative-Rock-Band – und dem setzt die Band das getragene “Knights Of Malta” als Opener entgegen. Corgans unverwechselbare Stimme thront hier über eine pompösen Instrumentierung inklusive Gospelchor-Gesängen. In “Solara” gehen es die Smashing Pumpkins hingegen deutlich rockiger an. Mit stampfendem Beat und abgedämpften Gitarren marschiert die Band auf den Höhepunkt zu. Mit dem zurückhaltenden, von Streichern durchzogenen “Alienation” findet das Album zur Mitte einen Ruhepunkt, danach bekommen Fans jedoch noch einige Songs zu hören, die wieder richtig nach dem klassischen Alternative Rock der Band klingen, so wie das wütend riffende “Marchin’ On”. Das sind die Momente, in denen sie wieder ganz die Alten sind.
Album-Stream: Smashing Pumpkins – “Shiny And Oh So Bright, Vol. 1/LP: No Past. No Future. No Sun.”
Esben And The Witch – “Nowhere”
Ausufernde Epen sind Esben And The Witchs Spezialität, deshalb geht es damit auf ihrem fünften Album “Nowhere” unbeirrt mit solchen weiter. Die Dark-Prog-Band paart weiterhin den klagenden Gesang von Rachel Davies mit dunkel marschierenden Arrangements, die erste Single “The Unspoiled” machte es vor. Dadurch zieht sich eine angespannte Atmosphäre durch das Album, die nur im mittig platzierten “Golden Purifier” hemmungsloser Melancholie Platz macht. Musikalisch äußern sich die wechselhaften Emotionen einerseits durch sperrige Drone-Gitarrenriffs wie in “Darkness – I Too Am Here”, an anderer Stelle wiederum durch zarte Arpeggien wie in “Dull Gret”. “Nowhere” gleicht in seinem Verlauf einem Fluss, der von einer starken Strömung in seichte Gewässer übergeht und zum Finale noch einmal anzieht, bevor er mit großem Getöse ins Meer mündet.
Album-Stream: Esben And The Witch – “Nowhere”
The Good, The Bad And The Queen – “Merrie Land”
Damon Albarn bleibt ein großer Künstler des musikalischen Stimmungswandels. Im Sommer hatte er noch das quietschbunte Elektropop-Album “The Now Now” mit seiner Cartoon-Combo Gorillaz veröffentlicht, nun trägt er auf dem zweiten Album des Supergroup-Projekts The Good, The Bad And The Queen deutlich gesetztere Farben auf. Zusammen mit The Clash-Bassist Paul Simonon, The Verve-Gitarrist Simon Tong und der Schlagzeug-Ikone Tony Allen verbreitet Albarn elf Jahre nach dem Debütalbum der Formation melancholische Winterstimmung. Auf den Spuren britischer Popmusik aus den 60ern beschwört die Band einen wehmütigen Abgesang auf das Jahr 2019 herauf, der bereits im Titeltrack mit Orgel-Thema und zartem Streichquartett das Herz schwer werden lässt. Auf der zweiten Single “Gun To The Head” setzt die Supergroup auf klassische, unverstärkte Instrumente wie Blockflöte, Klavier und Fagott und erschafft so ein märchenhaftes Klangbild fernab der Britpop-Wurzeln von Blur-Frontmann Albarn. Ähnlich bittersüß gestaltet sich auch “Lady Boston”, das sich mit einem sehnsüchtigen Background-Chor und Albarns Ode an eine verflossene Liebe schon jetzt als Medikation für den nächsten Liebeskummer anbietet. So wirkt “Merrie Land” wie ein gut gereifter, akustischer Whisky, der in der kalten Jahreszeit von Innen wärmt.
Album-Stream: The Good, The Bad And The Queen – “Merrie Land”
Camera – “Emotional Detox”
Eine Entgiftungskur für die Sinne gibt es auf “Emotional Detox”, der neuen Platte der Krautrocker Camera. Auf dieser verlässt das Berliner Quintett die Erde und begibt sich in die unendlichen Weiten des Weltalls. Schon der Opener “Gizmo” sorgt mit übernatürlich klingenden Theremin-Sounds für ein Gefühl von einem anderen Stern. Insgesamt wirken die neun Instrumental-Songs wie der vertonte Ablauf einer Reise zu den Himmelskörpern. Es fühlt sich an, als wäre man hautnah dabei: In “Himmelhilf” betrachtet man die beeindruckenden Farben und Massen an leuchtenden Sternen in der tiefen Dunkelheit des Weltraumes, “Cosm” dagegen führt durch den Einsatz düsterer Synthie-Elemente gedanklich vorbei an einem schwarzen Loch und den Gefahren des Alls. Dabei schwingt in jeder Sekunde des Albums ein elektronischer Hinweis auf außerirdisches Leben mit, der in “Super 8” zur gleichermaßen unheimlichen wie auch faszinierenden Realität wird. In “Feuerwerk” findet die astronomische Befreiungskur vom emotionalen Ballast der Erde ihren friedvollen Höhepunkt: Melodie und Synthie-Elemente wirken beinahe schwerelos und verstummen zum Ende hin langsam und zaghaft, als würde die Musik in den Weiten des Weltraumes davon schweben.
Album-Stream: Camera – “Emotional Detox”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Chris Cornell” von Chris Cornell, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.