Art Brut – “Wham! Bang! Pow! Lets Rock Out!”
Party like it’s 2005! Auf “Wham! Bang! Pow! Lets Rock Out!” machen Art Brut den Albumnamen zum Programm und zelebrieren sieben Jahre nach ihrem bisher letzten Studioalbum actiongeladenen Indierock so bunt wie ein Comicstrip. Mit Fanfaren und hoher Schlagzahl leitet “Hooray!” die gut gelaunte Indie-Sause ein. Sänger Eddie Argos lässt seine Sorgen von gestern passé sein, lange über Schicksalsschläge greinen passt nun mal nicht in seine Weltanschauung. Statt “Game Over” zu gehen freut er sich lieber über ein Leben mehr und teilt diese positive Grundeinstellung mit diesem musikalischen Schulterklopfer. So macht er auch die bitterste Trennung in “I Hope You’re Very Happy Together” zur federleichten Erlösung für die Tanzfläche. Argos’ unbeschwerter Mix aus Spoken Word und Gesang in leichter Schräglage reist auf diesem Album als “Schwarzfahrer” zurück zur britischen Indie-Hochzeit Mitte der 2000er, in der Bands wie Bloc Party und Arctic Monkeys mit beschwingter Rotzigkeit die Discos fest im Griff hatten. Damals klangen Art Brut fast genau so. Die gute Laune haben sie sich nie verderben lassen.
Album-Stream: Art Brut – “Wham! Bang! Pow! Lets Rock Out!”
Unearth – “Extinction(s)”
Trotz vier Jahren Kreativpause seit “Watchers Of The Rule” verzichten Unearth mit “Extinction(s)” auf jegliche Experimente. Stattdessen hat die Band ein weitere Mal all ihre Trademarks in zehn Songs vereint und rüttelt kein bisschen an der auf dem Zweitwerk “The Oncoming Storm” etablierten Formel. Rasende Thrash-Riffs wechseln sich mit schleppenden Metalcore-Breakdowns ab. Darüber thronen virtuose Soli, einprägsame Melodien und die heiseren Schreie von Trevor Phipps. In Songs wie “King Of The Artic” oder “Incinerate” funktioniert das immer noch gut. Auch die Single-Auskopplung “One With The Sun” ist ein mächtiger Brecher, der auf den anstehenden Shows sicherlich für Stimmung sorgen wird. Textlich geht es nicht nur um die Metalcore-üblichen Selbstzweifel. Phipps setzt sich auch mit gesellschaftlich relevanten Themen wie dem Klimawandel auseinander, wodurch sich Unearth nach 20 Jahren Bandgeschichte weiterhin am Puls der Zeit bewegen.
Album-Stream: Unearth – “Extinction(s)”
22 – “You Are Creating: Limb 2”
Nach “You Are Creating: Limb 1” fügen 22 ihr SciFi-Konzeptwerk mit “You Are Creating” weiter. Neben dem neuen “Limb 2” ist der erste Teil auf dem Doppelalbum ebenfalls enthalten. Der Sound der Prog-Pop-Band erinnert dank der weichen Stimme von Per Kristian Trollvik des Öfteren an Muse – man höre nur “Call Me Trimtab”. Im Riffing von “Autumn Stream” wiederum schimmern Einflüsse von Opeth durch. Durch und durch progressiv wird es mit Einsatz von zutiefst im Jazz verwurzelten Gitarrenakkorden und vertrackten Schlagzeug-Rhythmen, wie die Band in “Dillemanns Clarity” vormacht. Trotz all der technischen und kompositorischen Akrobatik setzt das Quartett oft auf seine Pop-Affinität, um seine fordernden Songs aufzulockern – und schafft damit sehr anspruchsvolle Ohrwürmer.
Album-Stream: 22 – “You Are Creating: Limb 2”
Nag – “Nagged To Death”
“Who Will Save Us From Rock’n’Roll?” Das norwegische Hardcore-Trio Nag auf jeden Fall schon mal nicht, im Gegenteil. Mit ihrer neuen Platte “Nagged To Death” stürzen sie sich tief in den dunklen Morast aus Hardcore, Crust-Punk und Black-Metal. Schon der Opener “Sigh” übt sich nicht gerade in Zurückhaltung, sondern liefert straffe zwei Minuten rasenden Hardcore angetrieben von einer keifenden Hasstirade, die in “In The Know” nochmal einen Gang höher schaltet. Es gibt bei Nag eben “No Rest For The Blessed”. Gebettet auf düsteren Black-Metal und verziert mit beinahe beschwörend klingenden Chören erinnert der Refrain dieses Tracks an wütendes Herbeirufen dunkler Streitkräfte aus der Unterwelt, die Nags Feldzug gegen musikalische Grenzen unterstützen sollen – und es funktioniert. Das beweist auch die rabiate Schluss-Explosion “Ordinary Men”, in der die Norweger ihren donnernden Sound noch einmal auf die Spitze treiben. Das Hardcore-Feuer brennt bis zur letzten Sekunde lichterloh.
Album-Stream: Nag – “Nagged To Death”
Unsere aktuelle Platte der Woche, “Vatan” von Samavayo, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.