Platte der Woche: Idles – “Ultra Mono”
“I am I” und “Let’s seize the day” sind nur zwei der zahlreichen Parolen und Winks mit dem Zaunpfahl, die Idles zwischen angriffslustigem Gebrabbel und ebenso schrägen Riffbrettern auf ihrem dritten Studioalbum skandieren. In zwölf Songs destilliert das Quintett aus Bristol die Nachrichten von heute, ihre Wertevorstellungen und persönliche Emotionen, schütten alles zu einer kompromisslosen Mischung in ihren (Think-)Tank und erklären eingangs sogar dem Krieg den Krieg.
|>>> zur Review
Deftones – “Ohms”
Deftones-Gitarrist Stephen Carpenter war an der Entstehung des Vorgängers “Gore” nur wenig beteiligt. Jetzt packt er für den Nachfolger sogar eine neun- statt achtsaitige Gitarre aus, was den Songs wieder mehr Wucht und Tiefe verleiht – klanglich wie inhaltlich.
The Ocean – “Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic”
Auf das Paläozoikum folgen Mesozoikum und Känozoikum. Im Vergleich der beiden Konzeptplatten fällt “Phanerozoic II” um einiges experimenteller und progressiver aus als “I”. Dass die Apokalypse in diesem Jahr ein wenig greifbarer geworden ist, geht zwar nicht zulasten der Post-Metaller, wird von ihnen aber facettenreich musikalisch illustriert.
Sufjan Stevens – “The Ascension”
Sufjan Stevens veröffentlicht mit “The Ascension” sein erstes Studioalbum seit “Carrie & Lowell” von 2015. Im Kontrast zu diesem ist es sehr elektrolastig – da mussten die Akustikgitarren Platz machen. Das Kunstwerk gelingt und regt nicht zuletzt dank gesellschaftskritischer Texte auch zum Nachdenken an.
Bob Mould – “Blue Hearts”
Ex-Hüsker-Dü-Frontmann Bob Mould klingt auf seinem 14. Soloalbum so wütend wie lange nicht. Grund dafür ist natürlich die politische Lage in den USA und der Umgang mit der Corona-Pandemie. Es seien die “eingängigsten Protestsongs, die ich je in einem Aufwasch geschrieben habe”, so Mould – klingt nach dem perfekten Soundtrack für diese Zeit.
Svalbard – “When I Die, Will I Get Better?”
Die neue Platte der britischen (Post-)Hardcore-Band Svalbard teilt sich den Titel mit einem Kinderbuch über den Tod. Sängerin Serena Cherry erlaubt auf dem dritten Album Einblicke in ein düsteres Kapitel ihres Lebens: den Kampf mit ihrer Depression im vergangenen Jahr. Mit verzweifeltem Gebrüll und Post-Rock-Elementen erzählen die acht Songs davon, wie die Sängerin mit dem Leben davongekommen ist.
Thurston Moor – “By The Fire”
In Zeiten, in denen Liveshow gleichbedeutend mit Livestream ist, hat sich der ehemalige Sonic Youth-Gitarrist Thurston Moore Gedanken zum gesellschaftlichen Zusammenleben gemacht. Zum zwanglosen Beisammensein am Lagerfeuer lädt er auf seiner neuen Platte. Dabei gelingt es dem 62-Jährigen, fein arrangierte Gitarrenriffs mit durchgängig straff gespanntem Spannungsbogen in atmosphärische Pop-Songs überzuführen.