Platte der Woche: Kamggarn – “Kamggarn”
Die Strömungen der Psych-Rock-Geschichte sind so vielfältig, dass Nachzügler-Bands des Genres sich meistens auf eines der Subgenres versteifen. Kamggarn wiederum lassen sich gerade von dieser Fülle inspirieren und beeindrucken auf dem nach der Band benannten Album mit ihrer Multidimensionalität. Mit musikalischer Unterstützung von Louis Perry, Frontmann der Stoner-Rock-Band Swedish Death Candy, surren auf “Kamggarn” ebenso dumpfe Gitarrenklänge durch die Songs, wie Dionsaur Jr.-ähnliche Indie-Fuzz-Gitarren. Pointierte Synthie-Sounds, vergleichbar mit denen auf Tame Impalas Debütalbum, zeugen von dem Gespür der Psych-Rocker aus London für Details. Nicht ohne Grund landen sie bei uns nicht nur die Platte der Woche, sondern auch die des Monats in der kommenden VISIONS 339.
Album-Stream: Kamggarn – “Kamggarn”
Emirsian – “Lezoon”
Auf Emirsians neuem Album “Lezoon” treffen erstmals auch deutsche Texte auf armenischen Folk. Seine gewohnt persönlichen Texte drehen sich vielfach um eine Trennung und lassen das Album mit den reduzierten Akustikgitarren-Klängen wunderbar melancholisch und durchgehend stimmungsvoll klingen. Features gibt es unter anderem von System Of A Down-Frontmann Serj Tankian und dem ehemaligen Blackmail-Sänger Aydo Abay.
Mannequin Pussy – “Perfect”
Zwischen Noise-Gitarren-Wänden, herausgeschrienen Texten voller Zukunftsorgen und sachte gesäuselten Balladen ist “Perfect” die perfekte EP für die Achterbahnfahrt der Pandemie-Gefühle. Mal laden Mannequin Pussy dazu ein, jegliche Frustration einfach wegzutanzen, mal ist es an der Zeit sich der Traurigkeit hinzugeben. Die zum Trio geschrumpfte Punkband schafft es die Vielfalt der aktuell universalen Gemütszustände musikalisch abzubilden.
Monster Magnet – “A Better Dystopia”
Monster Magnet-Frontmann Dave Wyndorf ist mit seinem Heavy-Psych-Rock selbst ein wichtiger Einfluss für die Musikwelt. Mit dem Coveralbum “A Better Dystopa” ehrt er die teilweise obskuren Einflüsse auf sein eigenes Schaffen, indem er seinen Lieblingssongs den wuchtigen Monster-Magnet-Dreh gibt. Aber auch vielversprechende Newcomer bekommen einen Shout-out.
Mdou Moctar – “Afrique Victime”
Mdou Moctar ist einer der wichtigsten Protagonisten des Wüstenrock, neben Bands wie Tinariwen, die schon größere Bekanntheit außerhalb Nordafrikas erlangten. Mit seinem Matador-Debüt wird Moctars faszinierender Mix aus Psych-, Bluesrock und traditionellen Tuareg-Sounds hoffentlich einem größeren Publikum bekannt, der “westliche” Hörgewohnheiten verschwimmen lässt.
Hawel/McPhail – “Transmission From The Upper Room”
Tocotronic-Gitarrist Rick McPhail und Ex-Tigerbeat-Gitarrist Frehn Hawel hatten Bock auf ein gemeinsames Garage-Rock-Projekt – und dann ging wahrscheinlich alles ganz schnell. Mit McPhail am Schlagzeug gibt das Duo ordentlich Gas und liefert mit Songs wie “Automatic Blues” und “Drop The Mask” ein paar starke Jams.
Fiddlehead – “Between The Richness”
Mit dem Debüt “Springtime And Blind” von 2018 hatten Fiddlehead perfekt die von Title Fight hinterlassene Lücke von gefühlvollem Emo-Post-Hardcore gefüllt. Das Nachfolgeralbum knüpft direkt daran an: Frontmann Patrick Flynn bringt wieder Hoffnung und Positivität in die Musik, was schon seine frühere Hardcore-Band Have Heart so besonders machte.