Platte der Woche: Every Time I Die – “Radical”
Auch auf ihrem mittlerweile neunten Studioalbum haben Every Time I Die nichts von ihrer Wucht verloren. Dabei ist “Radical” auch eine Zeitreise: Die Metalcore-Band aus Buffalo hatte die Platte bereits Ende 2019 fertiggestellt. Nach Ausbruch der Pandemie entschloss man sich “Radical” nicht zu veröffentlichen, bis sich die Bedingungen verbessern würde. Man erhält so zum Beispiel einen Rückblick auf die Spaltung der USA unter der Präsident Donald Trump (“Planet Shit”). Mit 16 Songs ist es auch das umfangreichste Album der Band. Ihr wahnwitziger Math-Southern-Hardcore-Metal-Hybrid bekommt so erstmals Platz sich auch mal vielschichtiger und zurückgenommener zu präsentieren – so etwa in “Thing With Feathers”, den sie zusammen mit Andy Hull von Manchester Orchestra aufnahmen.
Album-Stream: Every Time I Die – “Radical”
My Morning Jacket – “My Morning Jacket”
Das Quintett aus Kentucky zeichnet sich auch auf seinem neunten, nach der Band benannten Studioalbum durch einen fesselnden Mix aus ausufernden Jams und kraftvollen Lyrics aus, die nachdenklich und zeitgemäß sind. My Morning Jacket haben sich zwischen Folk, Alternative, Jam- und Indierock ihre eigene Nische erspielt und setzen diese konsequent fort.
Biffy Clyro – “The Myth Of The Happily Ever After”
Mit “The Myth Of The Happily Ever After” legen Biffy Clyro die Antwort auf “A Celebration Of Endings” vor. Das Schwesteralbum kommt schnell, und energisch und holt einen mit traurigen Themen wie Depression und Suizid auf den Boden der Tatsachen zurück. Vom ruhigen Intro bis zum Höhepunkt voller stürmischer Prog-Riffs ist musikalisch alles dabei.
Angel Du$t – “Yak: A Collection Of Truck Songs”
Die Punk-Supergroup Angel Du$t (u.a. Trapped Under Ice, Turnstile) aus Baltimore halten an ihrem ungewöhnlichen Sound fest. Wo man schnellen Punk erwarten würde, findet man eher gesetztere Töne die Indie- und Folk-Einflüsse erkennen lassen. Der Punkrock-Spirit auf “Yak: A Collection Of Truck Songs” ist dank immer wieder ausbrechender Noise-Gitarren, unfassbarem Drive und Gastspiel von Rancid-Frontmann Tim Armstrong weiterhin am lodern.
Parquet Courts – “Sympathy For Life”
“Wide Awake!” protzte mit Party-Funk. Der Sound zwischen Indie und Post-Punk auf “Sympathy For Life” ist so flexibel, dass Co-Frontmann Austin Brown ihn plakativ “von der Party beeinflusst” nennt. Rythmisch lehnen sich Parquet Courts in Richtung Talking Heads und verbinden nostalgischen LoFi-Rock mit Gesang, der stimmlich zwischen Anthony Kiedis (Red Hot Chili Peppers) und Ian Curtis (Joy Divison) variiert.
Green Lung – “Black Harvest”
Die Genreverwandtschaft zu Pentagram und Black Sabbath steckt in der musikalischen DNS der britischen Doom-Rocker Green Lung. Auch “Black Harvest” biedert sich dem unbehaglichen Horror-Sound des Vorgängeralbums “Woodland Rites” an und presst verzerrte Gitarrenriffs und psychedelische Orgelmelodien mit hohem Druck durch die Gruften Londons.
Together Pangea – “Dye”
Der krachende Indie-Garage von Together Pangea mischt sich auf “Dye” mit einer großen Menge Retro-Charme. “Little Line” und “Turn Time” stechen als lässige Americana-Balladen in einem Dickicht aus verzerrten Gitarrenriffs heraus, durch welches William Keegans ironisch-optimistischer Gesang hindurchführt – während wir im Video zum religionskritischen “Rapture” dank der Klimakrise ganze Wälder brennen sehen.
Blackwater Holylight – “Silence/Motion”
Dröhnende Gitarren, verhallte Vocals und Background-Growls – Blackwater Holylight halten über sieben Titel ihre gespenstische Heavy-Atmosphäre aufrecht. Trotz gelegentlich akustischer Folk-Intros begleitet den entschleunigten Downtempo-Sound eine thematische Schwere: Der Titeltrack von “Silence/Motion” erzählt beispielsweise über versuchte Heilung nach einem sexuellen Übergriff.