Platte der Woche: Idles – “Crawler”
“Crawler” rekalibriert die inhaltliche Perspektive der Post-Punk-Band Idles. Anstelle ihren brutalen Sound mit positiven Botschaften über Eigen- und Nächstenliebe zu begleiten, geht es Frontmann Joe Talbot auf der neuen Platten um Sucht, Rausch und Heilung. Mit persönlichen Geschichten legt er schon im Opener “MTT 420 RR” los – der Bezeichnung des Motorrads, dass den Sänger knapp verfehlte, als er des Nachts high in seinem Auto saß. Auch das Klangbild der Band auf Bristol ist mit elektronischen und Motown- und Free-Jazz-Einflüssen abwechslungsreicher denn je. Vielleicht liegt es am Kniff des HipHop-Produzenten Kenny Beats (Slowthai, Denzel Curry), der schon im Vorgänger “Ultra Mono” (2020) geringfügig beteiligt war, und die Katharsis von Idles auf fantastische Abwege lenkt.
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Album-Stream: Idles – “Crawler”
Dave Gahan – “Imposter”
“Imposter” ist bereits die dritte Zusammenarbeit des Depeche Mode-Frontmanns mit der Soulsavers -Hälfte Rich Machin. Darauf gibt es 12 Coversongs, die Gahan am Herzen liegen. Dabei ist das Album, inklusiver zehnköpfiger Band, mehr eine Huldigung an wichtige Künstler:innen wie PJ Harvey oder Elvis Costello als reines Auflisten im Playlist-Format.
Courtney Barnett – “Things Take Time, Take Time”
Während es in Europa kalt wird, beginnt für Australierin Courtney Barnett der Sommer. Dank entspanntem Indie-Slacker-Sound auf “Things Take Time, Take Time” kommen die Sonnenstrahlen durch die unbeschwerten Songs auf die Nordhalbkugel. Für die Produktion holte Barnett Warpaint-Schlagzeugerin Stella Mozgow dazu.
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Van Holzen – “Aus Der Ferne”
Van Holzen legen mit “Aus der Ferne” ein düsteres Album vor. Es behandelt alle möglichen Nachrichten der letzten anderthalb Jahre. Von der Querdenken-Bewegung (“Arche”), über den Klimawandel (“Biss”) bis zum Überangebot des Internets (“Computer”). Musikalisch bleibt das Trio beim bewährten Alternative-Noise mit Post-Punk-Elementen.
Damon Albarn – “The Nearer The Fountain, More Pure The Stream Flows”
Gorillaz– und Blur-Mastermind Damon Albarn hat sein zweites Solowerk auf Island aufgenommen. Das kann man hören: Längst vom Britpop abgekehrt, überwiegen auf “The Nearer The Fountain, More Pure The Stream Flows” Schwermut und Poesie. Mit orchestralen Arrangements erzählt Albarn von Zerbrechlichkeit und Verlustängsten.
Emigrate – “The Persistence Of Memory”
Mit dem Artwork des Albums, in dem ein stilisierter Kopf seines Schöpfers im Weltraum schwebt, ist alles gesagt: Hier geht es um die Ideen des Rammstein-Gitarristen Richard Kruspe. Die Intensität des scheppernden Industrial-Rocks auf “The Persistence Of Memory” variiert von Song zu Song zwischen Pop-Sound und Überspitzung
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