Platte der Woche: Tocotronic – “Nie Wieder Krieg”
Dirk von Lowtzow und Tocotronic schaffen auf ihrem 13. Studioalbum nochmal eine neue Deutungsebene. Statt wie beim Vorgänger “Die Unendlichkeit” eher autobiografische Geschichten zu erzählen, beschäftigt sich “Nie Wieder Krieg” mit existenziellen Notlagen und Verwundbarkeiten. So zum Beispiel im antifaschistischen “Jugend ohne Gott gegen Faschismus” oder eben im Titeltrack. Es darf aber auch mal eine Nummer kleiner sein: In “Ich hasse es hier” versucht Lowtzow erfolglos eine Tiefkühlpizza “aufzupeppen”. Musikalisch herauszuheben ist mit “Ich tauche auf” das erste Duett der Bandgeschichte.
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Album-Stream: Tocotronic – “Nie Wieder Krieg”
Eels – “Extreme Witchcraft”
Eels und John Parish gelingt eine Wiedererweckung ihres “Souljacker”-Spirits, trotzdem fertigen das Band-Mastermind E und der britische Produzent keine direkte Kopie der 20 Jahre alten Platte an: “Extreme Witchcraft” neigt sich zum kantigen Bluesrock aus “Hombre Lobo” (2009), ohne den schrulligen Indie-Reiz zu verlieren.
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Saitün – “Al’ Azif”
Saitün frönen mikrotonalem Psychrock mit Noise. Vergleiche zu King Gizzard & The Lizard Wizards “Flying Microtonal Banana” liegen nahe, doch arbeiten die vier Schweizer geradliniger, jonglieren nicht mit minutenlangen Improvisationen herum und bauen damit einen gewaltigen Turm, der die Wüste überblickt.
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Madrugada – “Chimes At Midnight”
Madrugada feiern nach fast 15 Jahren und dem Tod ihres Gitarristen ihr Comeback. Der Sound hat sich beruhigt, trotzdem bleibt ihr blueslastiger Rock das Leitmotiv. Die Norweger lassen sich mehr Zeit um Spannung aufzubauen und krachend zu entladen. Mit klaren Ideen und einem Orchester sind Madrugada hervorragend gealtert.
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Pinegrove – “11:11”
Pinegrove sehen einen “Wink des Universums”, wenn der Zeiger auf 11:11 Uhr steht. Karnevalist:innen würden zustimmen, doch wäre “11:11” nicht ihr Partysoundtrack: Der emotionale Alternative-County beschwört den Indie der frühen 2000er herauf – immerhin setzte Ex-Death Cab For Cutie-Gitarrist Chris Walla den letzten Schliff.
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Celeste – “Assassine(s)”
Nach dem Labelwechsel zu Nuclear Blast entwickeln Celeste ihre Black-Metal-Kompositionen mit mehr Screams und atmosphärischen Melodien weiter. Das Quartett lässt den Anspruch fallen, alle Songs heimlich zu einem Post-Metal-artigen Gesamtwerk zu verknüpfen, und offenbart in Titeln wie “Le Coeur Noir Charbon” grazile Augenblicke.
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The Waltz – “Looking-Glass Self”
Was haben Black Midi mit sämtlichen Alternative-Label-Rostern der 90er gemeinsam? Wie viel Pop kann der Noise von The Jesus Lizard ertragen? Und was zur Hölle ist ein “Looking-Glass Self”? So wirklich schlau wird man zwar nicht aus dem Debüt von The Waltz, aber der beeindruckende Facettenreichtum der Belgier überzeugt
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Pictures – “It’s Ok”
Nach dem Kampf gegen Drogen und Alkohol veröffentlichen Pictures um Maze Exler ihr mittlerweile drittes Album. Mit “It’s Ok” befreien sie sich, nicht nur dem Titel nach, von jeglichem Druck. Das ist mal mit düsteren Post-Punk-Ansätzen, mal in Melancholie schwelgend und in “Who Took The Soul” in bester Oasis-Manier spürbar.
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Writhe – “Awaiting A Tide”
Im Windschatten Kopenhagener Bands wie Iceage oder Boundaries geben sich auch Writhe ihrer Verzweiflung hin – am liebsten verpackt in schattigen Post-Punk. Weil zwischen ihren tosenden Noise-Schichten und kargen Wire-Soundlandschaften auch mal knackiger DC-Hardcore hervorblinzelt, bleiben die jungen Dänen angenehm eigenständig.
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